The Poperty Post | Institutional Magazin Nr. 02 - Mai 2024

The Property Post Institutional 22 Performance iskey. A 18-year track record with €16bn of debt capital. www.fap-invest.com Eine andere Großbaustelle mit enormen He- rausforderungen ist die gesetzliche Renten- versicherung. Was würden Sie hier anders ma- chen? Wir sehen an den aktuellen Beschlüssen der Bun- desregierung ganz klar, dass sie sich an der künf- tigen Wählermehrheit ausrichtet. Diese liegt näm- lich bei der älteren Generation. Was zu tun ist, hat der Sachverständigenrat der Regierung letztes Jahr in einem Gutachten klar ge- sagt: Das Eintrittsalter anheben, das Rentenniveau überdenken und mehr Leute einzahlen lassen – also auch Selbstständige und Beamte. Die Beam- tenpensionen und deren Steigerungen müssen neu geregelt werden. Des Weiteren wurde eine kapitalgedeckte Säule gefordert. Das Problem ist: Alles, was gefordert wurde, wird von der Politik nicht umgesetzt. Und die Kapital- deckung, die Herr Lindner nun mit zehn Mrd. Euro einführen will, ist lediglich ein Tropfen auf den hei- ßen Stein. Wenn wir unser Renten- und Sozialsystem halten und dauerhaft stabilisieren wollen, dann müssen wir alles daran setzen, das Wachstumspotenzial des Landes zu steigern. Das wird nur über die ge- rade eben angesprochenen unpopulären und erst mittelfristig wirksamen Reformen möglich sein. Wie hoch wäre denn ein gutes Wachstum? Wenn wir 1,0 Prozent oder 1,2 Prozent BIP-Wachs- tum p.a. schaffen könnten, wäre das schon sehr gut. Das klingt zwar nach wenig, macht aber einen gigantischen Unterschied. Dies gilt vor allem – auf- grund des Zinseszinseffekts – wenn dies jedes Jahr erreicht wird. Ich rede hier von nominalem Wachs- tum, sondern von realem. Zur Verdeutlichung: 1,0 Prozent des BIP wären rund 40 Mrd. Euro p.a. mehr gemeinsam erwirt- schafteter Wohlstand, der verteilt werden kann. Das ist mehr Geld für den Staat, die Bürger und auch die Unternehmen. Ohne dieses Wachstum werden Verteilungskonflikte brutal zunehmen und eine Folge wird auch mehr politische Instabilität sein. Erste Anzeichen dieser Konflikte sehen wir bereits bei den aktuellen Streiks bei der Bahn, den Flughäfen und im ÖPNV. Lassen Sie uns noch über die Themen Immobi- lien und Zinsen sprechen. Wir haben mehr als zehn Jahre Niedrigzinsumfeld hinter uns. Der rasche Zinsanstieg hat in der Immobilienbran- che zu einem heftigen Kater geführt. War diese lange Niedrigzinsphase eigentlich wirklich not- wendig? Das Niedrigzinsumfeld war zumindest in Europa partiell erforderlich – vor allem direkt nach der Fi- nanz- und Eurokrise. Die EZB musste die Zinsen senken, um die Finanzkrise einzudämmen, die Fi- nanzierung der Staaten sicherzustellen und die Eurokrise zu unterdrücken. Meiner Meinung nach war es aber nicht in dieser langen Dauer erforderlich. Die Nullzinsen wurden lange Zeit mit der Begründung aufrecht erhalten, dass die Inflation zu niedrig sei. Aus meiner Sicht eine vorgeschobene Begründung. Jetzt sind die Zinsen – auch zu meiner Überraschung – ohne gro- ße Unfälle im Finanzsystem angestiegen. Ich glaube aber, dass die Wirtschaft weiter schwä- cheln und wir in eine Rezession kommen könnten. Daher denke ich, dass die Erwartung richtig ist, dass die Zinsen eher wieder sinken werden. Die große Unbekannte in dieser Rechnung ist die Inflation. Deren weitere Entwicklung lässt sich kaum vorhersehen. Möglich ist, dass die Inflation wieder auf ein niedriges Niveau wie vor Corona sinkt. Es ist aber genauso möglich, dass die Inflation dauerhaft höher bleibt. Das Interview mit Herr Dr. Stelter führte Daniel Sohler, Chefredakteur von The Property Post.

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