Konformität steigert Verkehrswerte von Immobilien und senkt Finanzierungskosten
Erscheinungstermin: April 2024
Herausgeber: Ernst & Young Real Estate
2021 hat die EU mit der Offenlegungsverordnung und der Taxonomie eine Regulierung für mehr Nachhaltigkeit eingeführt, die Unternehmen vor große Herausforderungen bei der Umsetzung gestellt hat. Welche Auswirkungen hat die Einführung der neuen Regulatorik auf die Immobilienbranche und was kommt zukünftig noch auf sie zu? Dieser Frage ist Ernst & Young Real Estate im aktuellen "ESG-Snapshot IV" nachgegangen und hat dazu 55 Branchenteilnehmer befragt.
Die Taxonomiekonformität verbessert laut den Befragten sowohl die Finanzierungskonditionen als auch die Verkehrswerte von Immobilien spürbar. 22 Prozent sehen Vorteile von mehr als fünf Basispunkten bei der Finanzierung, 26 Prozent mehr als fünf Prozent höhere Verkehrswerte gegenüber nicht taxonomiekonformen Gebäuden.
Trotz dieser ersten positiven Erfahrung mit der EU-Regulatorik, hält sich die Begeisterung der Befragten dennoch in Grenzen: Generell sind sie von der schieren Menge und Geschwindigkeit der Regularien überfordert, gaben 56 Prozent der Marktakteure an; knapp einem Drittel mangelt es an konkreten Umsetzungsanforderungen für die Immobilienwirtschaft. Das Ziel, mit der aktuellen Konsultation zur Offenlegungsverordnung (SFDR) eine bessere Vergleichbarkeit der Produkte herbeizuführen, wird zwar von 90 Prozent der Befragten grundsätzlich begrüßt, den Unterschied zwischen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds versteht dennoch bis heute laut 72 Prozent der Umfrageteilnehmenden kaum jemand.
Konträr wird die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) bewertet: Eine klare Mehrheit der Befragten (88 %) gibt an, dass deren Übergangspläne weitreichender als die bisherigen Transformationspläne sind. Generell sind zwei Drittel der Meinung, dass die CSRD die Vergleichbarkeit von Unternehmen steigern wird, auch wenn Benchmarking-Systeme dadurch nicht ersetzt werden.
Große Ambitionen für Taxonomiequote – KI soll helfen
Aktuell liegen die Taxonomiequoten der Portfolios der Befragten mehrheitlich bei unter 20 Prozent. So ernüchternd der Status Quo scheint, so ambitioniert sind die Transformationspläne: Bis 2030 sollen die Portfolios von 72 Prozent der Befragten zu mehr als 40 Prozent taxonomiekonform werden, bei rund einem Viertel sogar zwischen 81 und 100 Prozent.
Große Hoffnungen setzen die Befragten dabei auf Künstliche Intelligenz: Durch deren Einsatz werden von 87 Prozent signifikante Verbesserungen in der Gebäudeautomatisierung und von 85 Prozent bei der ESG-Datenqualität, sowie von 87 Prozent bei der Befüllung von Benchmarking Systemen erwartet. 70 Prozent der Marktakteure erhoffen sich eine weitestgehend automatische Befüllung von Fragebögen durch Künstliche Intelligenz.
CO2-Preis zu niedrig für Lenkungswirkung
Der CO2-Preis setzt mit Höhen bis zu 65 Euro pro Tonne keine ausreichenden Anreize zur flächendeckenden Transformation des Gebäudebestands – das geben 68 Prozent der Umfrageteilnehmenden an. Mehr als die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, dass die Belastung des CO2-Preises für die Mieter größer sein wird als für die Vermieter.