Branche beklagt Preissteigerungen und Lieferengpässe
Erscheinungstermin: Mai 2022
Herausgeber: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
Der Krieg in der Ukraine hat die schon seit einem Jahr bestehenden Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Baumaterialien sowie Verzögerungen bei einzelnen Bauprojekten deutlich verstärkt. Dies ist der Tenor der dritten Bauindustrie-Umfrage des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e.V. zu den Auswikrungen des Krieges in der Ukraine auf die Bautätigkeit in Deutschland, an der 439 Personen aus der Baubranche teilgenommen haben. Demnach hat auch der Anteil derer, die von Stornierungen oder der Zurückstellung von Projekten betroffen sind, im Vergleich zu den vorangegangenen Befragungen zugenommen.
Jeder dritte Umfrageteilnehmer bezieht Baumaterial aus Russland oder aus der Ukraine. 32 Prozent gaben an, die Geschäfte mit Russland in der Folge des Krieges in der Ukraine eingeschränkt zu haben, bzw. dies zu planen. 90 Prozent sind von direkten oder indirekten Auswirkungen des Krieges betroffen. Davon gaben wiederum 81 Prozent an, dass die Probleme der Preissteigerung, Liefeengpässe, Sornierungen und der Aufschub von Projekten sogar sehr stark ausgeprägt sind.
87 Prozent aller Umfrageteilnehmer klagten über Preissteigerungen bei Baumaterial, 78 Prozent über Liederengpässe. Dies betrifft überwiegend Dieselkraftstoff (72%) und Stahl (76%) aber auch Bitumen und Asphalt (58%), Zement/Beton (46%), Holz (44%), Dämmmaterial (40%) und Steine (26%). Zudem gaben 65 Prozent an, negativ betroffen zu sein von stark gestiegenden Energiepreisen. Die signifikanten Preissteigerungen des Vorjahres werden sich somit vermutlich weiter fortsetzen.
Neben deutlichen Preissteigerungen ist es zum Teil auch nicht mehr möglich, Preiszusagen von Lieferanten zu bekommen (79%), oder es gibt nur noch tagesaktuelle Preise (81%). Auch Preissteigerungen beim Transport (81%) und Logistikprobleme (50%) sowie der Fachkräftemangel (17) erwschweren den Geschäftsablauf. 78 Prozent der von den oben genannten Problemen Betroffenen berichten in der Folge von Verzögerungen bei laufenden Bauprojekten.
Die aktuelle Situation hat auch deutliche Auswirkungen auf die Auftragssituation sowie auf die Angebotsabgabe der Bauunternehmen. Immerhin berichten mittlerweile 35 Prozent von Auftragsstornierungen betroffen zu sein. In der Vorumfrage lag der Anteil noch bei 29 Prozent. 91 Prozent berochten zudem von Auswirkungen auf die Angebotsabgabe: So gaben 44 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass der Auftraggeber sein Projekt zurückgestellt habe. Aufgrund der derzeit nicht kalkulierbaren Situation und Preisentwicklung berichten 29 Prozent, das sie keine Angebote mehr abgeben können. Es gaben sogar 47 Prozent der Umfragteilnehmer an, nur noch Auftraggeber zu bevorzugen, die eine Preisgleitung akzeptieren. Außerdem geben 45 Prozent an, dass man sich mit dem Auftraggeber auf eine Preisgleitung geeinigt hätte, in der Vorumfrage lag dieser ANteil nur bei 33 Prozent. Allerding gaben auch 48 Prozent der Umfragteilnehmer an, dass sie die Preissteigerungen nicht weitergeben können und das Angebot somit auf eigenes Risiko erfolgt.