Steigende Nachfrage trifft auf stagnierendes Angebot
Erscheinungstermin: November 2024
Herausgeber: CBRE, Curacon
Die alternde Bevölkerung Deutschlands stellt die Pflegebranche vor erhebliche Herausforderungen. Die Zunahme an pflegebedürftigen Personen, kombiniert mit einem stagnierenden Angebot an Pflegeplätzen und einem wachsenden Fachkräftemangel, erfordert innovative Lösungen. Wie die Situation im Pflegesektor erfolgreich bewältigt werden kann und welche Chancen sich daraus ergeben, analysiert der Bericht „Status quo: Pflege in Deutschland“, den CBRE in Kooperation mit Curacon herausgegeben hat. Dabei werden aktuelle Entwicklungen, strukturelle Defizite und potenzielle Lösungsansätze für die Pflegebranche umfassend beleuchtet.
Demografische Entwicklungen und ihre Auswirkungen
Der Anteil älterer Menschen in Deutschland wächst rasant: Bis 2050 wird fast jeder dritte Bürger über 65 Jahre alt sein. Neben der demografischen Entwicklung führt auch die steigende Lebenserwartung dazu, dass sich die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland von 5,0 (2023) auf 6,7 Millionen erhöhen wird. Eine höhere Lebenserwartung geht mit einer Zunahme an neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates einher, was zu einer deutlichen Steigerung der Nachfrage nach Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen führen wird. Diese Entwicklungen unterstreichen den dringenden Bedarf an einer Erweiterung des Pflegeangebots und Anpassungen in der Versorgungsstruktur.
Fachkräftemangel als zentrales Problem
Rund 1,2 Millionen Beschäftigten arbeiten aktuell in der Pflege. Der Fachkräftemangel, eine starke Teilzeitorientierung der Beschäftigten und die zunehmende Pensionierung der Babyboomer-Generation wird die Betreuung in der Pflege künftig vor große Herausforderungen stellen. Hohe Arbeitsbelastungen, unzureichende Anerkennung und geringe Flexibilität führen zu Fluktuationen und erschweren die Rekrutierung neuer Kräfte. Maßnahmen wie bessere Arbeitsbedingungen, gezielte Weiterbildungsangebote und die Integration internationaler Fachkräfte sind dringend notwendig.
Finanzierung und Kostendruck
Die Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich und erreicht durchschnittlich 2.871 Euro monatlich, mit erheblichen regionalen Unterschieden. Gleichzeitig geraten Pflegeeinrichtungen finanziell unter Druck, da die Refinanzierung der Kosten häufig unzureichend ist. Um Insolvenzen zu vermeiden, sind strukturelle Reformen und die Förderung privater Investitionen essenziell. Diese könnten sowohl in die Modernisierung bestehender Einrichtungen als auch in innovative Wohn- und Pflegekonzepte fließen.
Potenziale durch Diversifizierung des Pflegeangebots
Flexible Wohn- und Betreuungsmodelle wie Service-Wohnen bieten Wachstumschancen, die den individuellen Bedürfnissen der Senioren gerecht werden. Diese Modelle fördern soziale Interaktion und Selbstständigkeit, setzen jedoch eine gewisse Zahlungsfähigkeit voraus. Um ein breites Angebot zu gewährleisten, sollten auch kostengünstigere Alternativen für einkommensschwächere Gruppen geschaffen werden.
Digitalisierung und technologische Innovationen
Digitale Lösungen wie Telemedizin und Pflegetechnologien können die Effizienz in der häuslichen und stationären Pflege erheblich steigern. Solche Innovationen bieten Entlastung für Pflegekräfte und erhöhen die Qualität der Versorgung. Gleichzeitig erfordert die Implementierung von Technologien Investitionen und entsprechende Schulungen für die Mitarbeitenden, um die Akzeptanz und den Erfolg langfristig zu sichern.