Low for Long or Higher for Longer?
Erscheinungstermin: April 2021
Herausgeber: IW Köln
Während der Lockdown-Phasen ist die Inflation in Deutschland und der Eurozone deutlich abgesunken. Seit Jahresbeginn geht es mit der Inflationsrate wieder aufwärts. Die Rückkehr der Inflation kommt zu einer Zeit, in der die Volkswirtschaften beginnen, sich von der Pandemie- und Lockdown-induzierten Rezessionen zu erholen. Dies wirft die Frage auf, wie stark und wie lange die Inflation ansteigen wird und ob die Zentralbanken die Inflation um den Preis einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung bekämpfen müssen. Ist aus "low for long" ein "higher for longer" geworden? Dieser Frage geht eine aktuelle Untersuchung der Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) nach.
Die Experten betrachten dabei die verschiedenen Faktoren, die die Inflation antreiben könnten, wie den Nachholbedarf beim Konsum, Preis-Lohn-Spiralen, die Fiskalpolitik und andere relevante Faktoren. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Inflation kurzfristig möglicherweise ansteigen könnte, mittelfristig aber wieder zu niedrigen Raten zurückkehren wird. Der Nachholbedarf wird zwar zu höheren Preisen führen, der Inflationseffekt wird aber nur vorübergehend sein und sich zudem auf Dienstleistungen im Zusammenhang mit Tourismus und dem Beherbergungsgewerbe konzentrieren aber in anderen Sektoren fehlen, wo digitale Alternativen, die zu mehr Wettbewerb führen, verfügbar sind.
Selbst in dem Fall, in dem die Kombination aus akkommodierender Geldpolitik und expansiver Fiskalpolitik die Produktionslücke schließen und die Wirtschaft in einen Zustand der Überhitzung treiben würde, erwarten die Marktexperten aufgrund der flachen Phillips-Kurve einen geringen inflationären Effekt.
Daher erwarten sie keine Zielkonflikte für die Zentralbanken zwischen der Inflationsbekämpfung und der Unterstützung der Volkswirtschaften bei Wachstum und Schuldenabbau. Stattdessen sehen wir eine willkommene Rückkehr der Inflation in Richtung ihres Zielwerts, begleitet von einer wirtschaftlichen Erholung, die es den Zentralbanken ermöglicht, ihre Programme zum Ankauf von Vermögenswerten und ihre Negativzinspolitik auf natürliche Weise zu beenden, d.h. wir erwarten höhere Zinssätze ohne Risiken für die wirtschaftliche Erholung.