06.07.2023

Forst-Marktbericht

Versteckte Potenziale & klimabedingte Herausforderungen

Erscheinungstermin: Juni 2023

Herausgeber: Colliers

Der aktuelle Forst-Marktbericht des Immobilienberatungsunternehmens Colliers gibt einen detaillierten Überblick über den deutschen Wald, auch im Hinblick auf seine ökologischen Funktionen und Klimaleistungen. Er analysiert die Märkte für Waldflächen und Rundholz und zeigt das ökonomische Potenzial von Waldflächen auf. Gleichzeitig werden die Herausforderungen durch den Klimawandel beleuchtet.

Waldwerte in Deutschland stabil, aber unterbewertet
Trotz schwankender Holzpreise und starker klimabedingter Waldschäden lag der Durchschnittspreis für Waldflächen 2020 mit 12.880 Euro pro Hektar auf dem Niveau der Vorjahre. Je nach Lage und Standortqualität der Waldflächen wichen die Preise allerdings stark voneinander ab. Das Spektrum reicht hierbei von durchschnittlich 7.400 Euro pro Hektar in Thüringen bis zu 25.000 Euro pro Hektar in Bayern, teilweise werden auch noch deutlich höhere Liebhaberpreise gezahlt.

Langfristig bietet Wald eine inflationssichere Anlageoption mit stabilen Erträgen und kontinuierlichem moderatem Wertzuwachs. Bemerkenswert ist, dass bei der Bewertung von Waldflächen aktuell nur die Holzproduktion und stellenweise die Jagd berücksichtigt werden. Andere, für die Gesellschaft und Wirtschaft wichtige Waldfunktionen (Ökosystemleistungen) werden bislang nicht berücksichtigt. So finden CO2-Speicherung, Wasser und Biodiversität aktuell noch keinen Eingang in die Preisbildung von Waldflächen. Somit ist Wald aus Sicht der Marktexperten unterbewertet.

Nachweis und Monetarisierung von Ökosystemleistungen erfolgen durch Zertifizierungssysteme, die sich momentan im Aufbau befinden. In anderen Ländern, wie z.B. Neuseeland und Großbritannien, werden solche Zertifizierungen bereits seit Jahren in die staatlichen Klimaschutzziele eingebunden.

Klimawandel: Große Finanzierungslücke durch schlechten Waldzustand
Der Klimawandel hat in Deutschland durch Stürme, Trockenheit und die daraus resultierende massive Vermehrung des Borkenkäfers zu Kahlschlägen mit einer Größe von 500.000 Hektar geführt, die wiederaufgeforstet werden müssen. Dies entspricht der doppelten Fläche des Saarlandes. Die Kosten dieser Wiederaufforstung liegen bei etwa 5 Mrd. Euro. Hinzu kommen noch weitere 5 Mio. Hektar Wald, die klimaresilient umgebaut werden müssen. Diese Kosten können durch die Forstbetriebe, deren durchschnittliche Rendite in Deutschland bei 1,5 Prozent pro Jahr und damit unter der von landwirtschaftlichen Betrieben liegt, nicht gedeckt werden.

Ohne zusätzliche staatliche Finanzierung kann diese milliardengroße Finanzierungslücke nicht geschlossen werden. Die Klimaschutzziele Deutschlands, zu denen der deutsche Wald erheblich beiträgt, werden so mit ziemlicher Sicherheit verfehlt. Aktuell speichert der deutsche Wald in Bestand und Holz circa 90 Mio. Tonnen CO2 jährlich und gleicht damit knapp elf Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus. Aufgrund der starken Waldschäden ist die Möglichkeit zur Kohlenstoffspeicherung aktuell erheblich niedriger anzusetzen.

Erste private Klimaschutzprojekte in Deutschland durch Wiederaufforstungen tragen dazu bei, die Finanzierungslücke zu schließen. Der Prozess des Waldumbaus ist in Deutschland bereits vor Jahrzehnten eingeleitet worden, braucht aber viel Zeit. Meist werden dabei der Laubbaumanteil und die Vielfalt der Baumarten erhöht. Angesichts des Klimawandels werden vermehrt langfristig klimaresiliente Baumarten wie z.B. Douglasie oder Roteiche gepflanzt.

Der Wandel der Baumarten hat auch Auswirkungen auf den Holzmarkt, denn Bau- und Konstruktionsholz wird aus Nadelholz hergestellt, Laubholz dagegen überwiegend energetisch genutzt. Die Nachfrage nach Holzprodukten steigt, weil Holz einerseits ein nachhaltiges Material ist und andererseits die Verwendungsmöglichkeiten durch Forschung, insbesondere In Europa, immer vielfältiger werden. Der Brennholzverkauf bleibt dennoch eine wichtige Einkommensquelle für alle Betriebe.

Transaktionsmarkt bleibt auf stabilem Niveau
Der jährliche (Wald-)Flächenumsatz bleibt auf einem stabilen Niveau von rund 36.000 Hektar pro Jahr. Dabei werden Werte der Jahre bis 2020 zugrunde gelegt. Die durchschnittliche Transaktionsgröße liegt bei unter zwei Hektar, wobei deutliche regionale Unterschiede zwischen den Neuen (großflächigere Transaktionen) und Alten Bundesländern festzustellen sind.

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