Netto-Null dank moderner Gebäudetechnologie?
Erscheinungstermin: März 2022
Herausgeber: ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V., pom+ Deutschland
Auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand und einem effizienten Nachhaltigkeitsmanagement sieht ein Großteil der Immobilienunternehmen die eigene Datentransparenz und den allgemeinen Digitalisierungsstatus des Immobilienportfolios als die derzeit größten Herausforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Gebäudetechnologien und Klimaschutz in Deutschland“, die der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, gemeinsam mit pom+ Deutschland herausgegeben hat. Auf Grundlage einer Umfrage unter 148 Führungskräften aus der Immobilienbranche und sechs Experteninterviews gibt die Studie eine Markteinschätzung zum Reifegrad und den Einsatz digitaler Technologien im Gebäudesektor für den Klimaschutz.
Laut Studie spielt der Klimaschutz für immer mehr Immobilienunternehmen eine tragende Rolle in der eigenen Unternehmensphilosophie. So geben rund 60 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeit per se wie auch die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen im unternehmerischen Handeln und in strategischen Investitionsentscheidungen eine hohe bis sehr hohe Relevanz einnimmt. Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit spielt dabei bei 39 Prozent der Befragten die größte Rolle – die Maßnahmen konzentrieren sich beim überwiegenden Teil der Befragten auf den Bereich der Dekarbonisierung, also die konkrete Implementierung von CO2-Minderungspfaden, aber auch auf Mittel der Verbrauchsoptimierung und Green Lease-Verträge. 34 Prozent konzentrieren sich derweil stärker auf wirtschaftliche Aspekte und verfolgen Maßnahmen, wie die Aufnahme ökonomischer Kriterien und Aspekte des Klimaschutzfahrplans in der langfristigen Budgetplanung.
Umweltrelevante Gebäudedaten sind ein wichtiges Mittel für das Gelingen der Energiewende, denn um Zieldefinitionen und gesetzliche Vorgaben einzuhalten und daraus gezielte Maßnahmen ableiten zu können, müssen Daten erfasst, gemessen und interpretiert werden. Gebäudeautomation und datengetriebene Verfahren, wie eine prädiktive Regelung, sind für Betriebsoptimierungen und im Bereich der CO2-Reduktion wertvoll. Diese Technologien können auch im laufenden Betrieb eingeführt werden, ohne dabei die Nutzungsfähigkeit des Gebäudes zu beeinträchtigen. Solche Verfahren ermöglichen Einsparungen zwischen 20 und 30 und in der Spitze bis zu 40 Prozent.
In vielen Gebäuden fehlt es jedoch an den Voraussetzungen. Verbrauchzähler, Sensoren und Aktoren sind häufi g nicht oder nur in geringer Zahl vorhanden. Das gilt auch für den Neubau. Dort steht die zerstückelte Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft oftmals dem Einsatz von Optimierungstechnologien im Wege. Nachrüstungen sind möglich, jedoch mit mehr Aufwand verbunden als während der Errichtungsphase. Gesetzliche Vorgaben könnten hier Abhilfe schaffen.
Bei den Befragten werden Daten für weite Teile des Portfolios bereits erhoben, aber oft nicht weiterverwendet. Bei rund einem Drittel der Gebäude der Befragten werden noch keine automatisierten Reportings erstellt. Rund 85 Prozent der Gebäude verfügt nicht über digital zugängliche und instandhaltungsrelevante Informationen, die es ermöglichen, Ereignisse vorherzusagen ("Predictive Maintenance"). Allerdings würde die Gebäudeinfrastruktur bei einem Drittel der Gebäude schon heute proaktive Eingriffe in den Betrieb ermöglichen.