Der große Wandel in der Immobilienbranche
Erscheinungstermin: Juli 2021
Herausgeber: PwC
Es kommt Schwung in die Diskussion um Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche: Deutschland soll bis zum Jahr 2045 statt bis 2050 treibhausgasneutral werden, auch der Sustainable-Finance-Aktionsplan der Europäischen Union setzt die Branche unter Handlungsdruck. Sie muss sich transformieren, stehen Immobilien doch mit einem hohen CO2-Ausstoß im Zusammenhang. ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance) werden daher auch für die Immobilienbranche immer wichtiger – und zum Wettbewerbsvorteil: Inzwischen halten mehr als 80 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider aus der Immobilienbranche nachhaltige Produkte für wettbewerbsfähig. Dies ist eines der Kernergebnisse der aktuellen Real Estate Benchmark Studie 2021 von PwC Deutschland. In nachhaltigen Produkten werden zudem Vorteile für das eigene Risikoprofil gesehen. An der PwC-Umfrage nahmen vor allem Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) teil, aber auch Marktteilnehmer wie Crowdinvesting-Plattformen, Immobilienfinanzierer, unregulierte Asset-Manager, Versicherungen und Verwahrungsstellen, mehrheitlich mit Hauptsitz in Deutschland.
Mehrheit der Unternehmen plant strategische Neuausrichtung
Mehr als 50 Prozent der Befragten planen aufgrund aktueller Marktentwicklungen produktbezogene, strategische Neuausrichtungen. Mehr als ein Drittel wollen ihre Aufbau- und Ablauforganisation anpassen und halten hierfür auch ESG-Kriterien für relevant. Eine ganzheitliche Transformation von Organisation und Strategie verfolgen hingegen aktuell nur 7,7 Prozent der Befragten.
Zugleich bezeichnen sich mehr als 84 Prozent der Befragten als „Early Movers“ in puncto Nachhaltigkeit bei ihrer strategischen Positionierung im Markt. Und: Keines der Unternehmen sieht sich als Nachzügler – sie setzen sich offenbar bereits intensiver mit Nachhaltigkeit auseinander.
Entscheider wollen Produktstrategien stärker an ESG-Kriterien orientieren
Asset-Manager wissen um die strategische Relevanz von Nachhaltigkeit: Insgesamt 43 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihre bestehenden Produkte auf Basis von ESG-Kriterien umstellen. Und mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) möchte neue Produkte nach ESG-Kriterien ausrichten.
Mehrheit sieht Nachfrageüberhang bei grünen Anlagen
Einig ist sich die Immobilienbranche, dass ESG aufgrund der Regulierung kurz- bis mittelfristig zum neuen Marktstandard wird. Darin sehen 78,3 Prozent der Befragten keine Gefahr für ihr Unternehmen. Die Regulatorik als Chance betrachten die Unternehmen zumindest teilweise. Für sie bedeuten regulatorische Anforderungen allerdings auch einen erhöhten Umsetzungsaufwand.
Bemerkenswert: Durch ein verändertes Marktumfeld und andere Investmentpräferenzen bei Anlegerinnen und Anlegern wird sich die Nachfrage nach grünen bzw. nachhaltigen Anlagen weiter erhöhen. Davon gehen insgesamt 64,3 Prozent der Befragten (50 Prozent stimmen teilweise, 14,3 Prozent voll zu) aus. Ferner werde die Nachfrage durch den Sustainable-Finance-Aktionsplan der Europäischen Union weiter befeuert, weil Produktanbieter unter anderem zu mehr Transparenz verpflichtet werden.
COVID-19 beeinflusst ESG-Affinität der Branche nur in geringem Maße
Gefragt nach den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die ESG-Umsetzung, sprachen etwa zwei Drittel der Unternehmen vor allem sozialen Aspekten einen mittleren bis starken Einfluss zu (mittel: 16,7 Prozent, stark: 50 Prozent). Beim Thema Umwelt hielten nur 16,7 Prozent den Einfluss von COVID-19 für stark (mittel: 33 Prozent, wenig und sehr wenig: je 25 Prozent). Dass Governance-Aspekte sich durch COVID-19 stark verändert haben, sagten nur 25 Prozent der Befragten, 49,7 Prozent schätzten die Auswikrungen als „wenig“ und „sehr wenig“ ein.
Der Aussage, dass COVID-19 die Affinität zum Thema ESG intensiviert habe, stimmten 38,5 Prozent der Befeagten zum Teil, 7,7 Prozent voll zu. Insgesamt 53,8 Prozent der Befragten stimmten teilweise (30,7 Prozent) bzw. nicht zu (23,1 Prozent).