Immobilienunternehmen investieren trotz Krise
Erscheinungstermin: September 2023
Herausgeber: ZIA, EY Real Estate
In Krisenzeiten steht Cost-Cutting bei Unternehmen hoch im Kurs. In der Vergangenheit fielen dabei auch häufig die Digitalisierungsbudgets den Sparmaßnahmen zum Opfer. Gleichzeitig versprechen digitale Tools jedoch eine höhere Effizienz, Zeiteinsparungen und eine gewisse Resilienz. Außerdem verhelfen die Lösungen der Proptechs dabei, Unternehmen zukunftsträchtig aufzustellen. Für welche Richtung entscheiden sich die Unternehmen in der Immobilienbranche? Diese Frage steht im Zentrum der aktuellen Digitalisierungsstudie von ZIA und EY Real Estate, für die rund 300 Immobilienexpertinnen und -experten befragt wurden.
Immobilienunternehmen wenden weiterhin signifikante Budgets für Digitalisierungsmaßnahmen auf und immer mehr Unternehmen befinden sich in fortgeschrittenen Phasen der digitalen Transformation. Über 90 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen in Digitalisierung entweder auf gleichem Niveau halten (41 Prozent) oder sogar aufstocken (51 Prozent). Drei von vier Befragten erkennen zudem keinen Relevanzverlust der Digitalisierung im vergangenen Krisenjahr. 91 Prozent der befragten Unternehmen halten digitale Lösungen auch im Bereich des Klimaschutzes für erfolgversprechend halten. Dies verdeutlicht, dass die Unternehmen der Immobilienbranche sich durch kurzfristige Ereignisse nicht von ihrem langfristigen Strategien abbringen lassen.
Wermutstropfen sind allerdings fehlende personelle Ressourcen, intransparente Datenstrukturen und mangelnde Datenqualität. Die insgesamt eher ernüchternde Entwicklung des Immobilienmarktes hat nach Meinung von mehr als der Hälfte der Befragten auch dazu geführt, dass Digitalisierungspotenziale in diesem Jahr nicht vollends ausgeschöpft werden können. Die Lösungen der PropTechs können – auch mittels KI – beim Bergen des eigenen Datenschatzes helfen.
Datenqualität nach wie vor größte Herausforderung
Die Problematik intransparenter Datenstrukturen und mangelnder Datenqualität ist für Immobilienunternehmen die größte Herausforderung, wie 69 Prozent der Befragten angaben. Dabei ist kaum Fortschritt zu erkennen: Nach einer leichten Verbesserung bis 2021 ist diese Digitalisierungshürde seither noch etwas höher geworden.
Während ein fehlendes Angebot technologischer Lösungen bis ins vergangene Jahr nur selten als Herausforderung genannt worden war (2022: 31 Prozent), gaben dies nun mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer als Hürde an (56 Prozent). Die Leistungsfähigkeit der verfügbaren Technologien hingegen wurde am seltensten als Herausforderung genannt (37 Prozent). Auch die Nutzerakzeptanz für digitale Lösungen ist herausfordernder geworden.
Der Einsatz und die fortlaufende Entwicklung immer neuer digitaler Lösungen können dazu führen, dass manche Nutzer nicht mehr mithalten können, dass generell eine Sättigung stattfindet oder dass die Motivation abnimmt, sich damit auseinanderzusetzen. Ohne Nutzerakzeptanz ist Digitalisierung aber zum Scheitern verurteilt. Deshalb liegt an den Lösungsanbietern und Immobilienunternehmen gegenzusteuern.
Interner Investitionsfokus – Potenzial für Reporting
Bei den Investitionsschwerpunkten zeigt sich eine Fokussierung auf interne Zwecke: 84 Prozent der Immobilienunternehmen gaben an, überwiegend in die interne Infrastruktur zu investieren, 56 Prozent implementieren interne digitale Systeme.
Außerdem investieren die befragten Unternehmen schwerpunktmäßig in den Aufbau und die Stärkung interner Kompetenzen. Dabei stellen sie eher auf Fortbildung (14 Prozent) als auf Outsourcing (3 Prozent) ab. Externe Investitionen liegen hingegen auf deutlich niedrigerem Niveau und richten sich vor allem auf direkte Beteiligungen an PropTechs und die Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen.
Die größten Unterstützungspotenziale durch Digitalisierung sehen fast alle Immobilienunternehmen (96 Prozent) in der Erfüllung von Reporting-Anforderungen sowie als Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit (90 Prozent). 81 Prozent erkennen Potenzial im Umgang mit Kostensteigerungen, 79 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Digitalisierung als Hilfe, um den Fachkräftemangel, und 76 Prozent, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern.
Digitalisierung zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen unabdingbar
85 Prozent der Befragungsteilnehmer gehen davon aus, dass die digitale Transformation die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele verbessert. Dabei identifizieren sie Potenziale aus allen drei Bereichen des ESG-Spektrums.
90 Prozent erkennen Potenzial für Energiesuffizienz – Energieeinsparung, nachhaltige Ressourcennutzung – durch Digitalisierung. Auch beim Klimaschutz hält eine deutliche Mehrheit von 91 Prozent den Einsatz digitaler Lösungen für erfolgversprechend, so etwa bei der Emissionsmessung und -einsparung.
Im Bereich des Sozialen sehen viele Unternehmen (92 Prozent) besonderes Potenzial digitaler Lösungen bei ihren Mitarbeitenden, aber auch für diejenigen, die die Immobilien nutzen, etwa beim Nutzerkomfort (85 Prozent), der Gesundheit (83 Prozent) und der Sicherheit (76 Prozent).
Analog zu den vorhergehenden Ergebnissen wird auch bezüglich der Governance-Kriterien das Potenzial der Digitalisierung für das Reporting fast einhellig (97 Prozent) bestätigt. Darüber hinaus sieht ein großer Teil der Befragten Potenzial durch Digitalisierung für steuerliche Funktionen (90 Prozent) und die Compliance (80 Prozent).