08.04.2025

Digital- und ESG-Dilemma

Bürokratie und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum der Bauindustrie

Erscheinungstermin: Februar 2025

Herausgeber: PwC

Inflation, geopolitische Unsicherheiten und gestiegene Zinsen setzen der deutschen Wirtschaft weiter zu – mit massiven Auswirkungen auf die Bauindustrie. Sinkende Auftragszahlen, hohe Baupreise und ein zunehmender Fachkräftemangel zwingen die Branche zum strukturellen Wandel. Doch wie gelingt der Umbau in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit, wenn zugleich bürokratische Hürden und fehlende Kompetenzen den Fortschritt ausbremsen? Die PwC-Studie „Die Bauindustrie weiter im Umbruch: Fehlendes Know-how und Bürokratie bremsen“ geht dieser Frage nach und analysiert, wie sich Bauunternehmen und Planungsbüros in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld behaupten. Sie beleuchtet zentrale Herausforderungen, Transformationsstrategien und Erwartungen an Politik und Gesellschaft.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Kostendruck, Fachkräftemangel und Projektverschiebungen prägen die Lage
85 % der Unternehmen spüren erheblichen Kostendruck, während 81 % vom Fachkräftemangel betroffen sind. Dazu kommen Rückgänge bei Bauaufträgen und unsichere geopolitische Rahmenbedingungen. Besonders stark leiden Bauunternehmen unter der Belastung, während Planungsbüros aufgrund ihrer vorgelagerten Position etwas robuster erscheinen.

Neue Geschäftsfelder und Reorganisation im Fokus
Angesichts der Umbrüche erwarten 70 % der Unternehmen die Entwicklung neuer Geschäftsfelder. 60 % planen eine strategische Neuausrichtung, etwa durch Rückzug aus bestimmten Märkten oder Umstrukturierung der Organisation. Der Trend zu Fusionen und Übernahmen nimmt hingegen ab, da die Marktrisiken als zu hoch eingeschätzt werden.

Digitalisierung mit großem Potenzial, aber mangelhafter Umsetzung
Digitale Technologien wie IoT, KI oder BIM werden als chancenreich bewertet, doch 82 % der Unternehmen fehlt das nötige Know-how. Besonders groß ist die Lücke bei neueren Technologien. Die Umsetzung scheitert häufig an analogen Genehmigungsverfahren, interner Zurückhaltung und fehlenden finanziellen Mitteln.

Nachfrage nach digitalen Lösungen in Vergaben sinkt
Nur 17 % der Befragten berichten von einer starken Nachfrage digitaler Lösungen in Vergabeverfahren – ein Rückgang seit 2021. Diese Zurückhaltung der Auftraggeber bremst die Digitalisierung zusätzlich und erschwert eine übergreifende digitale Transformation der Branche.

Klare Forderungen an die Politik
93 % der Befragten fordern den Abbau bürokratischer Hürden, 91 % den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Darüber hinaus sprechen sich 83 % für standardisierte Vertragsbedingungen zur Förderung digitaler Lösungen aus. Eine stärkere gesetzliche Verpflichtung wird jedoch kritischer gesehen.

ESG-Transformation kommt nur langsam voran
Drei Viertel der Unternehmen haben ESG-Ziele definiert, aber meist basierend auf externen Anforderungen. Nur ein Drittel nutzt wissenschaftliche Referenzwerte. Die Umsetzung wird durch fehlende politische Klarheit, unzureichendes Fachwissen und mangelnde finanzielle Ressourcen behindert.

Externe Vorgaben als Haupttreiber für Nachhaltigkeit
Gesetzliche Anforderungen und Erwartungen von Auftraggebern gelten als wichtigste Treiber für ESG-Maßnahmen. Emissionsreduktion oder Mitarbeiterbindung spielen hingegen eine untergeordnete Rolle – ein Zeichen für fehlende intrinsische Motivation zur Nachhaltigkeit.

Wenig ESG-Anreize in der Vergütung
Erst 24 % der Unternehmen beziehen ESG-Kriterien in vergütungsrelevante Kennzahlen ein. Besonders Planungsbüros zeigen hier einen Zuwachs, doch der Großteil der Branche bleibt zurückhaltend. Damit fehlt ein wichtiger Hebel zur internen Verankerung nachhaltiger Praktiken.

CSRD-Reporting stellt Unternehmen vor große Herausforderungen
63 % beklagen fehlende oder verspätete politische Vorgaben zur Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsberichtspflicht. Ebenso viele nennen mangelnde Erfahrung und fehlende Fachkräfte als Hürde. Die Unsicherheit über regulatorische Anforderungen lähmt die Vorbereitung auf das neue Reporting-Regime.

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