Auf dem Weg zu einem europäischen Bewertungsstandard für soziale Nachhaltigkeit
Erscheinungstermin: September 2024
Herausgeber: gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V., IRE|BS International Real Estate Business School
Die zunehmende Bedeutung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) stellt die Immobilienwirtschaft vor neue Herausforderungen, insbesondere in der Integration sozialer Nachhaltigkeit. Die aktuelle Studie „Schlüsselfaktor S: Soziale Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft“ der gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. untersucht, wie soziale Aspekte systematisch bewertet und operationalisiert werden können. Dabei werden Ansätze und Indikatoren analysiert, die soziale Nachhaltigkeit in Immobilienprojekten messbar machen, und ein Rahmen für einen europäischen Bewertungsstandard skizziert. Die Studienautoren gehen dabei u.a. folgenden zentralen Fragestellungen nach: Was umfasst soziale Nachhaltigkeit im Kontext der Immobilienwirtschaft? Wie können soziale Kriterien einheitlich definiert und bewertet werden? Und welche Maßnahmen sind notwendig, um die UN-SDGs in diesem Bereich zu erreichen?
Die zentralen Erkenntnisse:
Definition und Herausforderungen der sozialen Nachhaltigkeit
Soziale Nachhaltigkeit umfasst individuelle Aspekte wie Gesundheit, Sicherheit und Chancengleichheit sowie kollektive Aspekte wie Gerechtigkeit und Kohäsion. Die Messbarkeit ist aufgrund fehlender Benchmarks und kultureller Unterschiede eine Herausforderung. Während ökologische Kriterien klar definiert sind, fehlen vergleichbare Standards für soziale Aspekte, was die systematische Umsetzung erschwert. Die Studie betont die Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung und Strukturierung der sozialen Dimension im ESG-Kontext.
Akteure und ihre Rollen
Die Integration sozialer Nachhaltigkeit erfordert ein koordiniertes Handeln verschiedener Akteure, darunter Projektentwickler, Bestandshalter, Investoren und kommunale Entscheidungsträger. Projektentwickler können durch nachhaltige Planung sozialen Mehrwert schaffen, während Bestandshalter soziale Maßnahmen langfristig umsetzen. Kommunen spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulierung und Förderung sozialer Infrastruktur. Eine enge Zusammenarbeit zwischen diesen Akteuren ist essenziell, um effektive Lösungen zu entwickeln.
Bewertungsmaßstäbe und Indikatoren
Die Studie entwickelt Bewertungsmaßstäbe, die Ziele, Maßnahmen und messbare Indikatoren miteinander verbinden. Beispiele sind barrierefreie Gestaltung, soziale Durchmischung und die Förderung lokaler Gemeinschaften. Die Indikatoren werden den Dimensionen Objekt, Quartier, Dienstleistung und Strategie zugeordnet. Dies erleichtert eine zielgerichtete Anwendung durch die verschiedenen Akteure der Immobilienwirtschaft.
Verknüpfung mit den UN-SDGs
Die sozialen Nachhaltigkeitsziele der Immobilienwirtschaft werden den UN-SDGs zugeordnet, insbesondere den Zielen für Gesundheit, Bildung, reduzierte Ungleichheiten und nachhaltige Städte. Die Studie zeigt, wie Immobilienprojekte aktiv zur Erreichung dieser Ziele beitragen können. Beispielsweise fördern barrierefreie Gebäude und soziale Wohnraumprojekte die Inklusion und soziale Gerechtigkeit.
Empfehlungen für die Praxis
Die Studie empfiehlt die Entwicklung einheitlicher Standards für soziale Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft, die lokale und nationale Unterschiede berücksichtigen. Investoren sollten soziale Kriterien stärker in ihre Entscheidungsprozesse integrieren. Kommunen sollten als Partner agieren und soziale Ziele in die Stadtentwicklung einbinden. Eine systematische Erfassung und Berichterstattung sozialer Maßnahmen ist notwendig, um deren Mehrwert transparent darzustellen und zu evaluieren.