16.12.2019

Trend: Partnerschaft im Bauen

Expo-Panel „Design & Build in Deutschland“

Dr. Ulrich Nagel, Senior Kommunikationsberater / Redakteur The Property Post, RUECKERCONSULT GmbH
Dr. Ulrich Nagel

Das Vergabeverfahren nach dem Design & Build-Modell mit integrierter Planung und Ausführung steckt in Deutschland nach wie vor in den Kinderschuhen. Dabei sind die Einsparmöglichkeiten bei den einzelnen Baumaßnahmen sehr hoch. Beispielprojekte zeigen Kostenersparnisse von 20 Prozent und Zeitgewinne von bis zu 40 Prozent. Akteure der gesamten Immobilien-Wertschöpfungskette zeigten in einer Paneldiskussion, wie Design & Build im deutschen Markt zunehmend verankert werden kann – juristisch, technisch und kulturell.

In Deutschland ist die Abgrenzung der einzelnen Gewerke während der Planungs- bzw. Bauphase nach wie vor die standardisierte Vorgehensweise. Dabei werden die Vorteile wie Kosten- und Zeitersparnis, aber auch die heute immer wichtiger werdende Risikominimierung branchenweit akzeptiert. Erstmals im Rahmen der Expo Real beteiligten sich Vertreter von allen an einem Bauprojekt beteiligten Parteien an einer gemeinsamen Diskussionsrunde zum Thema partnerschaftliches Bauen. Neben Rainer Dolch, ISG-Niederlassungsleiter in Frankfurt, diskutierten die Juristin Prof. Dr. Antje Boldt von Arnecke Sibeth Dabelstein, Günther Thiebes vom schwedischen Projektentwickler Catella sowie Markus Lentzler vom Projektentwickler ECE. Geleitet wurde die Gesprächsrunde von Oliver Bartz vom Beratungsunternehmen Arcadis.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig darüber, dass es entscheidend ist, alle Projektpartner am besten bereits in der Planungsphase in das Projekt einzubinden. Auf diese Weise werden alle Kompetenzen frühestmöglich versammelt. Dies führt sowohl zur Vertragssicherheit als auch einer vollständigen Kontrolle der Finanzen und des Zeitplans.

„Wir müssen in Deutschland noch stärker den Weg vom Nacheinander zum Miteinander gehen“, sagt Rainer Dolch, Leiter der ISG-Niederlassung Frankfurt. „In Ländern wie England, den USA oder Finnland ist man schon einen großen Schritt weiter. Von Anfang an arbeitet ein Team aus Bauherren, Planern und Bauingenieuren zusammen. ISG verfügt über seinen britischen Mutterkonzern über eine hohe Expertise im Bereich partnerschaftliches Bauen und wir sind auch in Deutschland in einer Vorreiterrolle“, so Dolch weiter.

Günther Thiebes von Catella vertrat ebenfalls die Auffassung, dass am Vergabemodell Design & Build in Deutschland über kurz oder lang kein Weg vorbeiführt. „Design and Build gehört mittlerweile zum ‚must-have‘ in der Immobilienbranche. Es geht nicht nur um Digitalisierung – wer sich hier verschließt, gehört bald zu den Dinosauriern der Branche –, sondern um zwingend notwendige Prozesse. Immobilien müssen als ein Produkt verstanden werden, die einzelnen Prozesse der value chain gehören zwingend zueinander und nicht neben- oder nacheinander.“

Moderator Oliver Bartz von Arcadis stellt in seinem Fazit fest, dass sich „etwas“ in der deutschen Baubranche bewegt: „Erste Pilotprojekte zur integralen und kooperativen Projektabwicklung sind gestartet und finden zunehmend Interesse bei weiteren privaten und ganz aktuell auch öffentlichen Auftraggebern. Nur gemeinsam werden wir die knappen Ressourcen sinnvoll einsetzen und die Produktivität steigern. Wenn wir es schaffen, einen Prozess zu etablieren, der gemeinsames Lernen und gemeinsames Nachjustieren - wenn möglich und wo erforderlich – kombiniert, wären wir schon einen großen Schritt weiter. Wenn wir dann auch bei Misserfolgen nicht mit Häme und Spott reagieren und dabei in alten, verkrusteten Mustern verbleiben, dann werden wir auch in Deutschland in naher Zukunft wieder komplexe Großprojekte erfolgreich und zum Wohle aller Beteiligten umsetzen können. Langfristig wird sich die Haltung der Menschen positiv verändern und die Projektziele werden wieder im Fokus stehen.“

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ISG Deutschland
Erstveröffentlichung: The Property Post, Dezember 2019

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