Impressionen vom Tag der Immobilienwirtschaft 2015
Im Umgang mit Innovation ist die Industrie bereits erheblich weiter als die Immobilienwirtschaft. Das ist die Quintessenz aus den Eröffnungsvorträgen der "Innovationsschmiede" auf dem Tag der Immobilienwirtschaft 2015, zu dem der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss am 11. Juni 2015 zum 7. Mal eingeladen hatte. Martin Rodeck, Geschäftsführer der OVG Real Estate GmbH und ZIA-Innovationsbeauftragter, Michael Müller, Leiter Real Estate Industry bei Deloitte und Prof. Dr. Tobias Just, Geschäftsführer der IREBS Immobilienakademie GmbH präsentierten erste Forschungsergebnisse zum Stellenwert technischer, sozialer und systemischer Innovation in der Immobilienwirtschaft.
Innovation wird bei den Nachwuchskräften zu 65% (Deutschland) bzw. zu 78% (weltweit) als entscheidend für den geschäftlichen Erfolg und das Wachstum von Unternehmen angesehen. Das ergab der Deloitte Millenial Survey 2015, eine Umfrage unter knapp 8.000 internationalen Fachkräften, die ab 1982 geboren sind. Allein das Ausmaß an technischer Innovation wächst exponentiell, während sich das Denken eher linear weiterentwickelt und sich nicht an die Geschwindigkeit der technischen Innovation anpasst. Die Lücke, die sich daraus ergibt, ist eine der größten Herausforderungen, die auf die Unternehmen zukommt. Sie kann als Chance oder als Bedrohung wahrgenommen werden. Vom Umgang mit Innovation wird es abhängen, ob sich Unternehmen in Zukunft als Arbeitgeber von morgen positionieren und eine entsprechend hohe Mitarbeiterzufriedenheit bieten können. Derzeit sind Innovationen in erster Linie extern veranlasst durch Kunden oder durch den Wettbewerb und werden intern durch die Geschäftsführung vorangetrieben.
Prof. Dr. Tobias Just unterscheidet beim Innovationsmanagement drei Kategorien. Innovationen können zunächst einmal abgelehnt werden. Innovationsfeindlichkeit, die sich durch Festhalten an bestehenden Produkten und Dienstleistungen auszeichnet, also die "bewusste Nicht-Innovation" kann sich rechnen. Allerdings nur in abgeschotteten und intransparenten Märkten. Innovation kann aber auch aktiv im eigenen Haus durch zwischenbetriebliches Innovationsmanagement angegangen werden. Hierzu werden externe Ressourcen in Anspruch genommen. Wird Innovation durch innerbetriebliches Innovationsmanagement als Daueraufgabe verstanden, so werden hierfür interne Strukturen, Prozesse und Ressourcen vorgehalten.
Die 1. Studie von IREBS und Deloitte zum Thema: „Innovationen in der Immobilienwirtschaft“ gibt Auskunft über den aktuellen Stand des Umgangs mit Innovation in immobilienwirtschaftlichen Unternehmen. Im Vergleich zur Industrie gibt es in der Immobilienwirtschaft noch Defizite. Die Unternehmen vertrauen eher einem geschlossenen traditionellen Innovationsmodell, das stärker vom Know-how der eigenen Mitarbeiter abhängt, als einem modernen offenen Innovationsmodell, das externe Innovationsimpulse sucht und nutzt. Innovationsmanager? Die Mehrheit der in der Studie befragten Immobilienunternehmen verfügt über keinen eigenen Innovationsmanager, Innovation ist nicht im Unternehmen institutionalisiert, Prozesse sind nicht definiert und es gibt großen organisatorischen Nachholbedarf. Trotzdem ist Innovation überwiegend nach eigenen Angaben der Unternehmen kein Zufall, was von Prof. Just angesichts der fehlenden Integration als mangelndes Bewusstsein über die Zufälligkeit von Innovationen interpretiert wird. Die Ergebnisse der Studie sind als Download hier erhältlich.
IREBS und Deloitte arbeiten zur Zeit an der 2. Innovationsstudie der Immobilienwirtschaft. Untersuchungsgegenstand sind u.a. der Stellenwert von Innovationen, Innovationstreiber und Entstehungsgründe, von Institutionalisierung und Innovationsorganisation, Diffusion und Clusterbildung sowie das Verhältnis von Innovation zu Steuern. Fach- und Führungskräfte der Immobilienwirtschaft sind dazu aufgerufen, sich an der Studie durch Teilnahme an der dazu durchgeführten Umfrage zu beteiligen.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, Juni 2015