Marktexperten sehen einen unaufhaltsamen Trend zu neuen Büroformen.
Zwei Drittel der Büromieter in Deutschland wollen trotz Corona ihre Büroflächen nicht reduzieren. Doch die Pandemie-Folgen sind nicht abzustreiten. Drei Marktexperten sehen einen unaufhaltsamen Trend zu neuen Büroformen.
In einer im September 2020 von RUECKERCONSULT durchgeführten Umfrage unter Büromietern haben rund 60 Prozent der Befragten angegeben, dass sie keine Änderung ihrer Bürogrößen aufgrund von Covid-19 planen. Insgesamt haben 210 Unternehmen an der Umfrage teilgenommen. Lediglich 13 Prozent möchten ihre Flächen reduzieren, 14 Prozent haben noch keine Entscheidung dazu gefällt. Eine Vergrößerung der Flächen planen acht Prozent der Umfrageteilnehmer, damit Mindestabstände eingehalten werden können. Die Umfrageergebnisse wurden im Rahmen einer Online-Pressekonferenz mit Michael Schöneich, Commercial Director der ISG, Ken Kuhnke, Leiter Vermietungsmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung der HIH Real Estate, sowie von Mathias Gross, Vorstand der Polis Immobilien AG, diskutiert.
Das Arbeiten im Home-Office ist mittlerweile fest in der deutschen Unternehmenskultur etabliert. Lediglich 14 Prozent der Befragten ermöglichen ihren Mitarbeitern kein mobiles Arbeiten. Allerdings ist mit dem Arbeiten von zu Hause keine Produktivitätssteigerung verbunden: Nur zehn Prozent der Befragten konstatieren eine höhere Produktivität, dagegen geben 23 Prozent eine niedrige Produktivität an. Auch wechselnde Arbeitsplätze beziehungsweise Desk-Sharing sind im deutschen Büroalltag eher noch die Ausnahme: Mit 81 Prozent der Befragten nutzt die überwältigende Mehrheit der Mieter diese Form der Büroorganisation nicht.
„Büros bleiben auch in der modernen Arbeitswelt unersetzlich. Sie sind Garant für persönlichen Austausch, für Kreativität und Produktivität am Arbeitsplatz. In Zukunft wird das Home Office eine Rolle spielen, aber nach Corona deutlich an Bedeutung verlieren“, kommentiert Mathias Gross, Vorstand der Polis Immobilien AG.
Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) beschäftigten sich nicht mit Schutzmaßnahmen im Büro aufgrund von Covid-19. 20 Prozent planen seitliche Abschirmungen von Arbeitsplätzen oder haben dies schon durchgeführt. Rund 13 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen festgelegte Laufwege, um die Infektionsgefahr zu verringern. Rund elf Prozent haben die Essbereiche neugestaltet oder haben dies vor, um hier Ansteckungsrisiken zu minimieren. Michael Schöneich, Commercial Director der ISG, kommentiert: „Bezüglich der Flächenberatung sehen wir noch eine Marktlücke. Ein Großteil der Unternehmen agiert bislang ohne Fokus auf Präventionsmaßnahmen bzw. führt nur einzelne punktuelle Maßnahmen durch. Dabei lässt sich schon jetzt ohne weiteres ein Corona-konformes Büro realisieren. Zudem gehen wir davon aus, dass Büros noch mehr Gemeinschaftsflächen und Konferenzräume umfassen werden. Denn das Büro hebt sich nicht als Arbeitsort, sondern allen voran als hochwertig gestalteter Treffpunkt von der Privatwohnung ab.“
Ken Kuhnke, Leiter Vermietung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der HIH Real Estate, analysiert die aktuelle Situation auf dem Vermietungsmarkt für Büros: „Aktuell ist der Markt geprägt von verlangsamten Entscheidungsprozessen, Absagen und Verschiebungen. Mieter und Mietinteressenten sind aufgrund der Krisenerfahrungen zudem eher an Neuverträgen mit kürzerer Festlaufzeit interessiert. Investoren bieten sich dadurch mittelfristig auch Chancen. Tendenziell kürzere Festlaufzeiten erlauben in besseren Zeiten eine positive Preisentwicklung schneller zu antizipieren. Eine Erholung des Büromarktes wird unserer Meinung nach bereits nächstes Jahr kommen. Denn das aktuell verbreitete Home-Office wird nicht zu einer umfassenden Flächenreduktion bei Büromietern führen. Die Anzahl der Bürobeschäftigen wird weiter steigen. Und der Trend zu mehr Flächen für Austausch und Kollaboration wird durch das Home-Office noch befördert. In den Präsenzzeiten steht dann der Wunsch nach Austausch und Interaktion im Fokus und macht ausreichend Flächen für eben diese ‚come together-Zonen‘ zwingend erforderlich. Insofern sehe ich aus den zahlreichen Gesprächen mit Mietern, dass individuelle Arbeitsräume durchaus reduziert werden sollen, aber dadurch gewonnene Fläche durch attraktive Sozialflächen ersetzt werden. Die Mieter wissen sehr gut, dass die Pandemie endlich ist und danach der Fachkräftemangel nicht verschwunden sein wird.“
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von HIH Real Estate, ISG, Polis Immobilien AG, RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: Pressemitteilung vom 8.10.2020