Welche Segmente sind 2025 gefragt?
Erneuerbare Energien, Datacenter oder Kindergärten: Investments in Infrastruktur sind bei vielen institutionellen Investoren begehrt – und ihre Beliebtheit steigt weiter. Doch was genau zeichnet die Assets aus? Welche Chancen bieten sie in Zeiten des Wandels? Und wie blicken Finanzierer auf das Segment? Darüber diskutierten auf einem von RUECKERCONSULT organisierten Online-Panel vier Experten: Alexander Eggert, Geschäftsführer bei der HIH Invest, Markus Schmidt, Head of Business Development Infrastructure bei INTREAL, Patrick Brinker, Head of Real Estate Investment bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, und Inka Klinger, Head of Project Finance bei der Hamburg Commercial Bank.
Gefragt nach den Gründen, aus denen sich Investoren für Infrastruktur interessieren, sind sich die Experten einig: „Ein möglichst hoher, langfristig stabiler Cashflow ist einer der wesentlichen Merkmale von Infrastrukturinvestments“, sagt Patrick Brinker. Markus Schmidt ergänzt: „Ganz generell sind langfristige Investitionen mit stabilen Cashflows interessant für institutionelle Investoren, die beispielsweise als Versicherung oder als Pensionskasse treuhänderisch Gelder sicher und gut verzinslich anlegen müssen.“ Genau das sei laut Brinker „eines der wesentlichen Merkmale von Infrastrukturinvestments“, denn hier handele es sich nicht um einen kurzen „Modetrend“, sondern einen echten Megatrend. Hinzu komme laut Brinker eine „weitgehende Konjunkturunabhängigkeit“ sowie eine große Nachfrage bei begrenztem Angebot.
Die attraktivsten Anlagesegmente im Bereich Infrastruktur
Bei der Frage, welche Segmente aus dem Anlagespektrum Infrastruktur aktuell am interessantesten sind, gehen die Meinungen auseinander. Für Patrick Brinker sind dies insbesondere Rechenzentren.
Für die Hamburg Commercial Bank stehen laut Inka Klinger, Head of Project Finance, vor allem Assetklassen im Fokus, die in den Bereichen Core+ und Core++ angesiedelt sind. Im Segment der Erneuerbaren Energien konzentriert sich die Hamburg Commercial Bank deshalb auf Photovoltaik, Wind und Off-Shore. Darüber hinaus investiert sie in die Bereiche Transport und Storage/Speicher sowie in die digitale Infrastruktur, vor allem in den Glasfaserausbau und in Datacenter. Das Ziel sei dabei stets, „möglichst resilient zu sein, unabhängig von den wirtschaftlichen Entwicklungen.“
Die HIH Invest fokussiert sich laut Alexander Eggert im Infrastruktur-Universum insbesondere auf „On-Shore Wind und Photovoltaik quer durch Europa und eher im Core-Bereich“. Bei immobiliennahen Infrastrukturinvestments werde außerdem ein Fokus auf Medizinische Versorgungszentrum gelegt.
Das erwarten Investoren in puncto Rendite
Neben einem langfristig stabilen Cashflow wollen Investoren von Infrastrukturinvestments auch attraktive Renditen generieren. Laut Brinker sollten sie im Bereich Datacenter eine hohe einstellige Rendite erwarten. Die IRR der Investitionen wiederum seien bei Hauck Aufhäuser Lampe „spürbar zweistellig, Tendenz steigend.“ Bei den immobilienähnlichen Infrastrukturinvestments komme es Alexander Eggert zufolge vor allem auf die Mieter und die Dauer der Mietverträge an. Hier bewege man sich auch im Bereich der klassischen Immobilienrenditen. Bei Medizinischen Versorgungszentren seien dies beispielsweise fünf Prozent und mehr. Bei Schulen läge die Rendite noch einmal höher, insbesondere bei Projektentwicklungen. Und im Bereich On-Shore-Wind könnten 7,5 Prozent und mehr erzielt werden. Bei Projektentwicklungen werde es zudem „schnell zweistellig.“
Die Bedeutung von Strompreisen und grünem Strom für Investoren
Die dynamischen Strompreise sind ein wesentlicher Faktor, sowohl auf der Einnahme- als auch auf der Kostenseite. Alexander Eggert beschreibt die Strategie der HIH: „Um uns gegen die Strompreisvolatilität abzusichern, investieren wir in Assets mit langfristig gesicherter Stromvermarktung. Dies kann privatwirtschaftlich durch sogenannte Power Purchase Agreements geschehen oder über Einspeisevergütungen erfolgen.“ Inka Klinger fügt hinzu: „Wichtig ist, dass man zumindest in der Entwicklung der Preise nach unten abgesichert ist, sodass die Projektfinanzierung nach wie vor gut funktionieren kann.“
Für Rechenzentren ist der Strompreis laut Patrick Brinker zwar wichtig, weil Datacenter extrem viel Energie benötigen. „Aus Investorensicht ist der Strompreis allerdings eher zweitrangig“, meint Brinker. Entscheidender sei das Thema „grüner Strom“, denn nur wenn Datacenter nachhaltig betrieben werden, können sie – wie auch der Fonds von Hauck Aufhäuser Lampe – als Artikel-8-Fonds klassifiziert werden.
Ausblick: Wohin bewegt sich der Markt?
Lange Zeit herrschte eine gewisse Zurückhaltung unter Investoren. Wie auch im Immobilienbereich wurden auch im Infrastrukturbereich in den vergangenen Monaten vergleichsweise wenig investiert. Gerade internationale Investoren seien laut Patrick Brinker aber „bereits wieder offener und teilweise auch weiter“, weil sie in anderen Märkten schon investiert seien und nun neue Chancen auf dem deutschen Markt wahrnehmen würden. Zudem würden sie eher schon einen neuen Investitionszyklus sehen und in diesen frühzeitig einsteigen wollen.
Nach einem sehr ruhigen Jahr 2023 sieht Inka Klinger in diesem Jahr wieder deutlich mehr Aktivität bei Infrastrukturinvestments. Aktuell und auch für die Zukunft gefragte Bereiche seien laut Klinger insbesondere Wasserstoff und Batteriespeicher sowie Datacenter und allgemein digitale Infrastruktur. Allerdings komme es sehr auf die einzelnen Märkte und die dortigen Strukturen und jeweiligen Marktphasen an.
Alexander Eggert ist zudem überzeugt: „Speichertechnologie ist das, was wir als Ergänzung zu Erneuerbaren Energien brauchen – auch in unseren Portfolien.“ Schließlich sei die Stromproduktion, je nach Jahres und Tageszeit, sehr unterschiedlich und gute, effektive Speichermöglichkeiten weiterhin notwendig.
Markus Schmidt blickt „grundsätzlich optimistisch“ in die Zukunft. Schließlich sei der Bedarf an sozialer Infrastruktur, digitaler Infrastruktur und Erneuerbaren Energien riesig – und dieser Bedarf müsse gedeckt werden.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Novmeber 2024