Mehr privates Kapital im Wohnungsbau könnte die Gesellschaft befrieden
Die Zeitenwende wirft ersten Schatten voraus. Allein die Ankündigung eines Sondervermögens für Verteidigung und Infrastruktur hat schon für eine deutliche Zinssteigerung bei den zehnjährigen Bundesanleihen gesorgt und der Zinssprung bei der risikofreien Anlage wirkt sich unweigerlich auf die Hypothekenzinsen aus. Eine höhere Staatsverschuldung wird den Bau und Erwerb von Wohnungen in Deutschland somit für viele Akteure erschweren.
Um die Zinseffekte ihrer erhöhten Kapitalaufnahme zu kompensieren und in ein Förderprogramm zu verwandeln, müsste die Bundesregierung gleichzeitig die Sonder-Afa für Neubau deutlich erhöhen, Zinskosten auch für Selbstnutzer absetzbar machen und eventuell ein bisschen Flexibilität bei den Baustandards zulassen. Das belastet zwar in der linearen Betrachtung auch noch die Einnahmen und zerrt weiter an der Schuldenbremse, sollte aber eine allgemein gesellschaftliche Stimmungsaufhellung und einen wahren Bauboom auslösen. Denn neue Wohnungen werden nun nicht mehr nur dringend zu Wohnzwecken benötigt, sie dürften in Anbetracht der aktuell zunehmenden Unsicherheit an den Aktienmärkten auch als Investment reißenden Absatz finden. All das bedeutet steigende Steuereinnahmen, so dass die öffentlichen Haushalte bei adäquaten Anreizen für den Wohnungsbau eher mit Zuwächsen als mit Einnahmeausfällen rechnen könnten.
Privates Kapital in den Immobilienmarkt zu locken, ist zudem für eine Vermögensbildung breiter Bevölkerungsschichten und damit auch gesellschaftlich sinnvoll. Schon in Anbetracht der riesigen Rentenlücke, die auf uns zukommt, wäre es gut, wenn die zukünftigen Rentner nicht die immer weiter steigenden Mieten tragen müssten. Eigennutzer entlasten zudem den Mietmarkt und sollten nicht mit den aktuell hohen Steuern belastet werden. Im Gegenteil: Grunderwerbsteuer- und MwSt.-Reduzierungen würden die Eigenkapitalsituation der Erwerber spürbar verbessern, was den Markt insgesamt stabilisiert.
Ein staatlich flankiertes Wohnungsbauprogramm würde überdies zu einem Abflachen des Mietpreiswachstums führen. Dann wäre auch die neubaubremsende Mietpreisbremse verzichtbar. Sie zu verlängern, hätte im aktuellen Marktumfeld eine zunehmende Indexierung von Neubaumietverträgen und eine weitere Verschlechterung des gesellschaftlichen Klimas zur Folge. Denn die Bremse gilt bei Indexierung nur für die Anfangsmiete und die ist im Neubau ungedeckelt. Zudem treiben Sondervermögen und Sonder-Zölle bekanntermaßen auch die Inflation, so dass Neubaumieter dann doppelt mehr zahlen müssen als ihre Mitbürger im geschützten Bestand. Was das mit dem gesellschaftlichen Klima und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit hierzulande macht, muss ich den Lesern der Immobilien Zeitung nicht sagen.
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Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, März 2025