Wir müssen auch die "kleinen Leute" erreichen
Konsum ist ein Zeichen von Optimismus. So jedenfalls interpretiert die GfK das anhaltend gute Konsumklima in Deutschland: Dass hinter der guten Kauflaune auch Fatalismus steckt, ist den Konsumforschern entgangen: Sparen für die private Altersvorsorge scheint angesichts niedriger Zinsen für viele kein Thema. Nach einer Studie der Postbank wollen 42 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland nicht mehr fürs Alter zurücklegen, als sie es ohnehin tun. Vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei nur 30 Prozent.
Für die Wohnungswirtschaft bedeuten diese Zahlen Chance und Herausforderung. Chance, weil die selbst genutzte Wohnung hierzulande die mit Abstand beliebteste Altersvorsorge ist und bleibt; Herausforderung, weil eine Wohnung zur Selbstnutzung insbesondere in den Ballungszentren eine gute Investitionsidee ist und vermietete Wohnungen im Portfolio vieler Deutscher zwar eine wachsende Rolle spielen: Tatsächlich werden vermietete Wohnungen und Häuser überwiegend von vermögenden Anlegern und institutionellen Investoren erworben: nicht aber von Bürokaufleuten aus der deutschen Provinz etc. Das liegt nicht an der durchschnittlichen Investitionsbereitschaft, sondern vor allem an den Verkäufern.
Eine vermietete Wohnung ist für Erstkäufer nun mal weder eine Immobilie, noch ein Finanzprodukt, sondern eine komplexe Investition, wie sie nur von wenigen getätigt wird. Das heißt: Um Menschen mit durchschnittlichen Einkommen Wohnungen zu verkaufen, braucht man Immobilien-Knowhow, Überzeugungskraft und die Fähigkeit, sich auf deren finanzielle Situation einzustellen. Erst, wenn der Bürokaufmann weiß, was er monatlich leisten und welchen Preis beim Wiederverkauf der Wohnung erzielen kann, wird er in diese Form der Altersvorsorge investieren. Diese Transformationsleistung wird in Deutschland jedoch offenbar viel zu selten in hinreichender Qualität erbracht.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Ziegert – Bank- und Immobilienconsulting GmbH
Erstveröffentlichung: Frankfurter Allgemeine Zeitung