06.04.2022

Stadterneuerung

Neue Impulse für vitale Zentren

Reinhold Knodel, Inhaber und Vorstand, PANDION AG
Reinhold Knodel

Der stationäre Einzelhandel hat Schnupfen, doch daran wird die Innenstadt kaum sterben. Im Gegenteil: Die Zentren der deutschen Metropolen sind vitaler denn je, weil hier die Menschen auch weiterhin gern arbeiten, leben und auch einkaufen wollen. Die von Einzelhandelsverbänden und einigen Stadtplanern befürchtete Verödung droht deshalb allenfalls dort, wo Immobilieneigentümer und Verwaltungen an überholten Nutzungskonzepten festhalten. Wo dagegen ernsthaft an neuen erlebnisorientierten Konzepten gearbeitet wird und zugleich überzählige Einzelhandelsflächen zugunsten von hochwertigen Wohnungen und modernen Büroflächen vom Markt genommen werden, wird das urbane Leben weiter blühen.

Denn die meisten Menschen wohnen weiterhin am liebsten in der Innenstadt und wollen dort mit möglichst kurzen Wegen auch arbeiten. Zentrale Büros, die für das Gros der Mitarbeiterschaft gut erreichbar sind und in gemischten Quartieren mit Gastronomie, individuellem Einzelhandel, Kleingewerbe und kulturellen Angeboten eine hohe Aufenthaltsqualität bieten, sind daher weiter gesucht. Wichtig dabei ist eine möglichst hochwertige Realisierung der betreffenden Vorhaben – mit Bürokonzepten, die projetbezogenes Arbeiten, Teambuilding und Mitarbeiterentwicklung ermöglichen. Darüber hinaus sind architektonisch ansprechende und durch ihre Nutzungsmischung nachhaltige Neubauten von enormer Bedeutung dafür, dass wirtschaftliche Leitungsfähigkeit und Kaufkraft in den Stadtzentren steigen, was wiederum der Gastronomie sowie den Einzelhandels- und Kulturangeboten zugutekommt.

Vor dem Hintergrund solcher Alternativen ist es sinnvoll, auch über den gezielten Abriss von Einzelhandelsflächen nachzudenken. Dafür sind allerdings teils erhebliche Hindernisse zu überwinden: Die Handelsimmobilien gehören oft Fonds. Im Falle eines Abrisses müsste das Fondsmanagement den Anlegern drastische Abschreibungen zumuten. Ohne hinreichende Kompensation durch den Grundstücksverkauf oder durch die Beteiligung an einem Entwicklungsfonds ist das kaum aussichtsreich. Zudem muss der politische Wille vorhanden sein, Flächennutzungspläne im Bedarfsfall zu ändern. Andererseits eröffnet sich so die Chance, auch zukünftig an den Potenzialen der Stadtentwicklung zu partizipieren, so dass Abriss und Neubau für Eigentümer, Entwickler und Kommunen eine gleichermaßen attraktive Perspektive bieten.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von PANDION AG
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, März 2022

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