Bei der Umsetzung von ESG-Kriterien konzentrieren sich Projektentwickler und Asset Manager meist nur auf die Gebäudehülle. Sehr häufig außer Acht wird der Innenausbau gelassen. Dabei spielt er eine wichtige Rolle, wenn eine Immobilie wirklich nachhaltig sein soll.
ESG – Environmental, Social und Governance. Diese drei Begriffe werden künftig jede Immobilienprojektentwicklung prägen. Gleichzeitig aber auch enormen Einfluss auf Renovierung und Sanierung von Bestandsobjekten haben. Dafür sorgt die breite Öffentlichkeit, die verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung legt. Auch Investoren und Anleger fordern daher immer häufiger von Unternehmen, verantwortungsvoll zu handeln.
Bei der Fülle an Maßnahmen und Ideen, die mit der Umsetzung von ESG-Kriterien einhergehen, fokussiert sich die Immobilienwirtschaft bislang überwiegend auf die äußere Hülle eines Gebäudes. Aus dem Bedürfnis heraus, möglichst schnell einen Haken hinter die teils aufwändigen ESG-Anforderungen zu setzen, übersehen Projektentwickler und Asset Manager häufig einen essenziellen Aspekt beim Erreichen von Klimaschutzzielen: den Innenausbau.
Will man eine Immobilie ernsthaft als nachhaltig bezeichnen, gehört der Innenausbau zwingend dazu – zumal so auch ihr Wert langfristig erhalten und sie in schwierigen wirtschaftlichen Phasen marktkompatibel bleibt. Insbesondere in der Nutzungsphase einer Immobilie kann nachhaltiger Innenausbau zudem ein wesentlicher Hebel für niedrigere Betriebskosten und ein Argument für Mietsteigerungen sein.
Bisher sind bis zu 75 Prozent des Innenausbaus nicht ESG-optimiert, was hohe CO2-Werte und geringe Zirkularität von Materialien bedeutet. Aber auch, dass die Gesundheit der Mieter keinerlei Berücksichtigung finden. Das alles gilt es zu verbessern.
Und wie gelingt es, den Innenausbau in einem ESG-Gesamtkonzept widerzuspiegeln? Zunächst sollte auf zertifiziertes klimafreundliches Material gesetzt werden, das beispielsweise schon bei der Herstellung möglichst wenig Wasser verbraucht und zudem recyclingfähig ist. Auch die Auswahl des Lieferanten ist entscheidend: Gibt es ein Rücknahmeprogramm für die Baustoffe, ist das ein zusätzlicher Pluspunkt. Umgekehrt könnte der Mangel an solchen Programmen auch ein Ausschlusskriterium sein. In diesem Zusammenhang steht auch die Dokumentation sämtlicher verwendeter Materialien. Nur wenn klar ist, woher das Material stammt, und wie es eines Tages weiter verwertet wird, kann man von echter Kreislaufwirtschaft sprechen. Ein enorm wichtiger Aspekt, wenn man bedenkt, dass eine Büroimmobilie alle fünf bis sieben Jahren renoviert wird.
Ein ebenfalls entscheidendes Kriterium bei Innenausbauten ist der Gesundheitsaspekt. Die Menschen, die im jeweiligen Gebäude leben oder arbeiten, sollten möglichst wenigen Belastungen ausgesetzt sein. Dabei geht es um Lärm und Staub sowie chemische Ausdünstungen, die die Luft belasten. Inzwischen gibt es Bodenbeläge, die speziell für Asthmatiker geeignet sind. Viele natürliche Wandfarben kommen mittlerweile komplett ohne Konservierungsstoffe, Fungizide und Lösemittel aus. Für viele Büromitarbeiter sind solche positiven Entwicklungen ein wichtiger Grund, sich für den Büro-Arbeitstag und gegen Home-Office zu entscheiden.
Aus Sicht der DIEAG ist es daher entscheidend, Projektentwicklung vom Nutzer her zu denken. Bei unserem aktuellen Großprojekt Behrens-Ufer in Berlin kommt genau dieser Ansatz zum Tragen.
Beim Innenausbau ist die Verwendung von bis zu 100 Prozent klimafreundlichen Materialien geplant. Bis zu 75 Prozent des Materials wird gesundheitsorientiert sein und bis 85 Prozent durch Zertifizierung geprüft. Damit setzen wir neue Zeichen für ganzheitliche Quartiersentwicklung nach ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Gesichtspunkten und hoffen, auf diese Weise auch international als Vorbild für künftige Projekte dienen zu können.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DIEAG
Erstveröffentlichung: The Property Post, Dezember 2023