Impact Investors und was Immobilienunternehmen von ihnen lernen können
Just another Nachhaltigkeitsveranstaltung!? Schon wieder Allgemeinplätze, Lippenbekenntnisse, Greenwashing und Feelgood-Blabla in Endlosschleife? Aus anderen Veranstaltungen etwas vorbelastet, überlegte ich auf dem Weg zum Hackeschen Markt in Berlin tatsächlich kurz, ob ich den ersten wärmeren Abend in diesem Jahr tatsächlich mit anderen Anzugträgern beim Real Assets bii Roundtable verbringen soll. Dort sollten mehrere Impact-Investing-Projekte vorgestellt werden. Impact Investing ist eine Form des privaten Investierens, in dem wirtschaftliche Ziele mit sozialen und ökologischen Zielen verbunden werden. Im Nachhinein war die Entscheidung richtig, es zu tun. Aus drei Gründen.
Den ersten gaben mir die Gastgeber Dr. Andreas Rickert von der PHINEO gAG und Christian Winkler von asc impact direkt bei ihrer Begrüßung. Beide – und übrigens auch alle anderen Referenten und die große Mehrheit der Gäste – zählen zum Typ Mensch, der auf die Frage „Warum tust du das, was du beruflich tust?“ antwortet: „Weil ich es sinnvoll finde und weil es mir Spaß macht!“ Das zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Abend. Probleme gibt es für diesen Typ Mensch nicht, sondern nur sportliche Herausforderungen und die Mission, sie mit Kreativität, Cleverness, Strategie und Taktik zu meistern. Auch Nachhaltigkeitsthemen lassen sich so angehen. Oder, wie leider allzu häufig, als lästige Pflichtübung, als Kostenfaktor, als Risiko, als zermürbende politisch-bürokratische Gängelei, als Steine im Weg – ich glaube, der Unterschied wird deutlich.
Den zweiten Grund für die richtige Entscheidung gaben mir die Referenten. Sie zeigten, wie es gelingt, die soeben beschriebene positive Herangehensweise in die Praxis umzusetzen. Karl Kirchmeyer, Forstwirt aus Österreich, versorgt mit asc impact, einem Land- und Forstwirtschaftsprojekt in Subsahara-Afrika, die lokale Bevölkerung mit Lebensmitteln, Arbeit und Bauholz, das anderenfalls aufwendig und energieintensiv importiert werden müsste. Björn Heyden und Peter Hieronimi arbeiten mit Clean&Green bzw. ProTerra Maroc an einer Fischfarm an der marokkanischen Küste, die die sterbende lokale Fischindustrie wiederbelebt, die Eiweißversorgung der Menschen sicherstellt und gleichzeitig die Meere vor Überfischung und Artensterben schützt. Und Johannes Krainer arbeitet mit ENRAIL an der Mobilitätswende, indem er die Bahn mit Grundstückseigentümern zusammenbringt, die an der wirtschaftlichen und ökologisch verträglichen Versorgung des Schienenverkehrs mit Strom aus Photovoltaik interessiert sind. Und – das ist der wichtigste Punkt – alle Beteiligten geben mit ihren Projekten Investoren die Möglichkeit, ihr Kapital unter Berücksichtigung moralischer Aspekte sinnvoll und ertragreich zugleich anzulegen.
Das führt mich zum dritten Grund, warum es richtig war, hinzugehen: Die Gelegenheit, die Investorenszene von einer Seite kennenzulernen, die ich aus meinem bisherigen immobilien- und finanzwirtschaftlich geprägten Umfeld noch nicht kannte. Andreas Rickert brachte es mit folgendem Satz auf den Punkt: „Ohne privates Kapital geht es nicht!“ Es sind nur die privaten Investoren, die solche Projekte voranbringen können, müssen und werden. Unter ihnen sind es als Innovatoren zuerst die sogenannten High Net Worth Individuals (HNWIs), also Einzelne, die über größere Vermögen verfügen und es sinnvoll anlegen möchten, gefolgt von den Early Adopters, zumeist Single Family Offices. Für mich erst mal überraschend, aber nach etwas Überlegung eigentlich logisch und selbstverständlich. Dass unter den HNWIs, dass der ein oder andere schräge Kopf dabei ist, ist kein Wunder und es ist auch gut so. Der Grundstein für ihren eigenen wirtschaftlichen Erfolg war oft genug eine abgefahrene Idee, meistens ihrer Zeit stark voraus, ausgerichtet auf den Mehrwert für andere Menschen und von anderen zunächst gemieden oder sogar bekämpft. Ähnliches gilt auch für Single Family Offices. Hinzu kommt wohl eine mit dem Generationenwechsel veränderte Anlagephilosophie, die den Blick stärker auf das große Ganze richtet, als ausschließlich auf den eigenen Geldbeutel.
Was können Immobilienunternehmen daraus lernen? Immobilieneigentum gerät zwar als einer der letzten verbleibenden ertragreichen Steinbrüche für die politischen Umverteiler immer stärker in den Fokus derselben. Und so wird es unbestreitbar immer schwieriger, positiv, konstruktiv und innovativ zu bleiben. Aber auch in Bereichen, in denen es – wie im zuvor genannten Beispiel aus Marokko – nur noch Sand zu geben scheint, gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Mit der richtigen inneren Haltung entsteht die Energie, die dazu nötig ist, große und größte Herausforderungen zu meistern und genau das ist es, was in Zeiten des Mangels an ertragreichen und vor allem sinnvollen Investments immer stärker von privatem Kapital gesucht und honoriert wird.
In diesem Sinne: Geben Sie sich nicht zufrieden mit dem Status Quo! Geben Sie keine Ruhe! Bleiben Sie rebellisch und kreativ! Es macht Spaß und lohnt sich!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RUECKERCONSULT GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Juni 2023