Wo Büroimmobilien weiterhin gefragt sein werden
Eine Krise wirkt mitunter wie eine Lupe, die bereits vorhandene Probleme und Entwicklungen plötzlich viel größer und deutlicher escheinen lässt als zuvor. Das gilt auch für die von der Corona-Pandemie ausgelösten Turbulenzen in der Wirtschaft und auf den Immobilienmärkten. So sind beispielsweise viele Probleme im stationären Non-Food-Einzelhandel nicht erst seit dem Frühjahr 2020 bekannt, sondern durch die Coronakrise allenfalls verschärft oder beschleunigt worden. Und wie verhält es sich mit den Büroimmobilienmärkten, denen einige Marktbeobachter nun wachsende Konkurrenz durch das Homeoffice prophezeien?
Machen wir es kurz: Büros werden auch künftig interessante Investitionsobjekte bleiben, doch möglicherweise werden sich die Präferenzen der Investoren etwas verschieben. Schon jetzt, nach einigen Monaten verstärkter Arbeit im Homeoffice, zeigt sich in vielen Unternehmen ein ähnlicher Trend: Langfristig ist zwar eine Flexibilisierung hinsichtlich der Arbeitsorte für Bürotätigkeiten zu erwarten, aber keineswegs eine völlige Ablösung der Büroarbeit durch die Arbeit im Homeoffice. Denn zum einen empfinden es einige Arbeitnehmer bei allen positiven Nebeneffekten – je nach Familiensituation und Wohnverhältnissen – durchaus auch als höhere Belastung, zu Hause zu arbeiten. Und zum anderen vermissen viele Bürobeschäftigte die direkte persönliche Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten, die sich durch Telefon- und Videokonferenzen nicht 1:1 ersetzen lässt.
Die Flexibilisierung der Büroarbeit und die Erfahrungen der vergangenen Monate dürften allerdings dazu führen, dass sich einige Investoren künftig weniger als bisher auf große Bürotürme in den Citylagen der Metropolen fokussieren und stattdessen Objekte an Sekundärstandorten im Umfeld der Metropolen oder in wirtschaftsstarken Ballungsräumen bevorzugen. Denn diese Standorte haben sich in der Corona-Krise als bemerkenswert resistent erwiesen und bieten zugleich bessere Diversifikationsmöglichkeiten. Da die Objektgrößen geringer sind, lässt sich hier mit dem Investitionsvolumen für ein Bürohochhaus in bester Frankfurter Innenstadtlage schon ein kleines, gut diversifiziertes Portfolio zusammenstellen, bei dem nicht nur die Mieter- sondern auch die Standortrisiken wesentlich besser gestreut sind. Dazu kommt: Trotz der vorteilhafteren Risikostruktur sind die Einstandspreise an Sekundärstandorten günstiger, während das Mietwachstum oftmals kaum weniger attraktiv ist als an den Top-Büromärkten.
Verstärkt werden dürfte das Interesse an Sekundärstandorten zudem durch die sich abzeichnende Tendenz, dass viele Menschen lieber wieder im Umland einer größeren Stadt als mitten im Stadtzentrum leben möchten. Und wer lieber in der Peripherie wohnt, zieht es oft auch vor, lieber dort zu arbeiten, als in der Innenstadt, wo Stellplätze knapp und teuer und öffentliche Verkehrsmittel häufig überfüllt und unzuverlässig sind. So bleibt festzuhalten: Die Diskussion um das zunehmende Arbeiten im Homeoffice sollte Büroimmobilieninvestoren nicht nervös machen, sondern vielmehr zu einer Revision ihrer Investmentkriterien veranlassen. Denn die Assetklasse Büroimmobilien bleibt attraktiv, doch das Verhältnis zwischen unterschiedlichen Lagen und Standorten unter dem Aspekt der Attraktivität für Investoren dürfte sich künftig verschieben.
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Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2020