Es muss nicht abgerissen und neu gebaut werden, um Bürogebäude nachhaltig zu bewirtschaften
DGNB, LEED, BREEAM … die meisten Asset-Manager und Projektentwickler denken beim Thema Nachhaltigkeit vor allem an diese gängigen Zertifikate. Dies gilt insbesondere bei Büroimmobilien. Große Fondsanbieter preisen die Qualität ihrer Portfolios gar mit einer hohen Zertifizierungsquote an. Diese Fokussierung auf Zertifikate ist jedoch zu einseitig und trägt dazu bei, dass große Nachhaltigkeitspotenziale nicht ausgeschöpft werden.
Denn der Anteil zertifizierter Immobilien ist verschwindend gering. Es handelt sich im Wesentlichen um Büroneubauten in den A-Städten. Laut JLL sind in Berlin 5,6 %, in Köln 5,1 % und in Hamburg 5,2 % des Flächenbestands zertifiziert. Das bedeutet, dass zwischen 90 % und 95 % über kein Zertifikat verfügen. Bei den anderen Nutzungsarten bzw. abseits der A-Städte dürften es fast 100 % sein. Genau hier liegt jedoch das wirkliche Nachhaltigkeitspotenzial. Wenn Energie, Wasser oder Strom im großen Stil eingespart werden sollen, dann muss dies bei den vielen nicht-zertifizierten Bestandsimmobilien gemacht werden.
Eine wichtige Orientierungshilfe bei der Steigerung der Nachhaltigkeit des Gesamtportfolios bietet die Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB). Die gleichnamige Organisation hat einen Standard zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Immobilienportfolios weltweit entwickelt - unabhängig davon, ob die Objekte zertifiziert sind oder nicht.
Diese Standards für ein Portfolio zu implementieren, mag zunächst sehr aufwendig sein - vor allem für den Property-Manager, der einen Großteil der Daten erheben muss. Es hat aber durchaus Vorteile. Einmal werden allein durch eine regelmäßige und engmaschige Erfassung des Energieverbrauchs und die Überwachung von Abrechnungen und Zählerlisten Energiefresser, Lecks und Fehler im System viel schneller identifiziert. Deutlich wichtiger ist aber, dass Immobilienportfolios damit in Sachen Nachhaltigkeit wirklich vergleichbar werden - ein Vergleich, der deutlich aussagekräftiger ist als ein bloßes Nebeneinanderstellen von Zertifizierungsquoten. Die Werbung, die Asset-Manager mit der Nachhaltigkeit ihrer Portfolios machen, erhält somit eine valide Datengrundlage und gewinnt an Aussagekraft.
Property-Manager tun auch aus einem anderen Grund gut daran, sich mit dem GRESB-Standard zu befassen. Vor allem bei angelsächsischen Asset-Managern breitet sich seine Anwendung aus. Ist ein Property-Manager nicht in der Lage, GRESB umzusetzen, kann er für viele internationale Kunden nicht mehr arbeiten.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Vistra Property Management GmbH
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, März 2018