Family Offices unterschätzen Projektentwicklungen im Bestand
Das Gros der Family Offices ist händeringend auf der Suche nach Immobilien und klagt darüber, dass es so schwer sei, noch Objekte zu akzeptablen Preisen zu finden. Dabei wird gerne etwas Wichtiges übersehen: Oft haben grade Family Offices seit vielen Jahren umfassende Immobilienbestände in teilweise sehr attraktiven Lagen. Diese bieten großes Potenzial für Projektentwicklungen im Bestand. In der Praxis wird dies jedoch häufig verschenkt. Warum ergreifen Family Offices diese Chancen nicht?
Oft ist es schlicht der Mangel an guten Ideen, was man beispielsweise aus einer in die Jahre gekommenen Immobilie mit erheblichem Leerstand machen kann. Manchmal sind etwas Kreativität und Vorstellungskraft notwendig, um sich auszumalen, wie eine Immobilie weiter entwickelt und aufgewertet werden dann. Beispiele sind die Nachverdichtung, eine Umnutzung der oberen Etagen von Gewerbe in Wohnen, die Vermietung an eine Gastronomie im Erdgeschoss oder die Einrichtung von Praxisräumen im ersten und zweiten OG. Darüber hinaus kommen Anbauten, Aufstockungen oder komplette Umnutzungen in Frage. Oft scheuen sich Family Offices vor dem großen Aufwand, den eine Projektentwicklung mitbringt. Hinzu kommt ein Mangel an Bereitschaft, das Projektentwicklungsrisiko zu tragen.
Aber wie sehen die Alternativen dazu aus? Derzeit bestehen diese im Ankauf von Bestands- oder Neubauimmobilien. Die Nachteile liegen auf der Hand: Die Renditen sind minimal und rangieren teilweise schon unterhalb der Dreiprozentmarke.
Keine Frage, Projektentwicklungen im Bestand haben auch ihre Tücken. Zunächst muss eine gründliche Aufnahme des Ist-Zustandes erfolgen. Dazu gehört die Prüfung der Genehmigungslage, teilweise sind zudem Denkmalschutzaspekte im Spiel. Dies bedeutet erst einmal einen gewissen Aufwand. Auch haustechnische und energetische Fragen können sich als komplex erweisen. Und wenn eine Wohnimmobilie während der Weiterentwicklung noch teilweise vermietet und bewohnt ist, sprich die Entwicklung bei laufendem Betrieb gemacht werden muss, macht auch dies die Sache nicht einfacher.
Ich bin dennoch überzeugt, dass sich – trotz der genannten Herausforderungen – die Investition in eine Bestandsentwicklung lohnt. Außerdem haben Family Offices den Vorteil, dass sie häufig Objekte an etablierten – oft nicht duplizierbaren – Standorten haben und insofern in einer sehr guten Ausgangsposition sind.
Sie sollten aus den genannten Gründen ihre Scheu vor umfassenderen Maßnahmen zur Aufwertung ihrer Bestände überwinden. In der aktuellen Marktphase ist die Zeit günstig dafür.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Famos Immobilien GmbH
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, März 2017