Due Diligence des immobilienwirtschaftlichen Chaos erforderlich
Was eigentlich schon längst bekannt war, hat die Corona-Pandemie noch einmal mit schmerzlicher Deutlichkeit offengelegt: Deutschland ist eine Datenwüste. Datenerhebungen in Echtzeit, als das Gesundheitssystem sie dringend gebraucht hätte: Fehlanzeige. Wie wir heute wissen, waren die Verantwortlichen im Blindflug unterwegs – und sind es immer noch. Und das querbeet in der Republik bei allen Ämtern und Institutionen, in Gemeinden, Städten, auf Landesebene und im Bund. Bereichsübergreifend. Nicht nur im Gesundheitswesen.
Unter der Datenwüste leiden nicht zuletzt die Akteure der Immobilienwirtschaft und deren Unternehmen, die auf Daten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Märkten angewiesen sind, weil sie damit vor allem ihr tägliches Geschäft mit akkuraten Daten absichern und unterlegen müssen. „Profiteure“ der aus der Datenwüste resultierenden Intransparenz sind dagegen Geldwäscher, weil Wohnungen und Grundstücke in Deutschland nach wie vor in bar und ohne Nachweis bezahlt werden können.
Im Vergleich zu anderen Staaten in der Europäischen Union hinkt Deutschland in punkto Transparenz und Digitalisierung seiner Datenregister hinterher. So sind etwa die Grundbücher hierzulande nicht vollständig digitalisiert, Namen können von zentraler Stelle aus nicht gesucht werden. Ein seit Jahren von der EU vorgeschriebenes Transparenzregister ist zwar vorhanden, jedoch unvollständig und zudem nicht mit anderen Datenbanken und dem Grundbuch verknüpft.
Risiko erkannt, Gefahr gebannt? Fraglos: Die Sensibilisierung für eine substanziell tragfähige Digitalisierung der Daten auf dem deutschen Immobilienmarkt ist gegeben, verbunden gleichzeitig mit der Erkenntnis, dass auch ein Höchstmaß an Sicherheit im digitalen Raum hergestellt werden muss. Eine Art umgreifende „Due Diligence“ des immobilienwirtschaftlichen Chaos offeriert gute Chancen einer sinnvollen Neuordnung. Die Verantwortlichen müssen ihre Hausaufgaben machen und eine innovative Verwaltungskultur auf den Weg bringen, damit demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Infrastruktur und Daseinsvorsorge zukünftig kompetent orchestriert werden können.
Chaos und Krisen sind „Game Changer“. Auch in der Immobilienwirtschaft. Daraus resultierende Chancen müssen genutzt werden! Eine der Voraussetzungen dafür? Wir müssen die German Angst in Bezug auf Innovationen und Neuerungen überwinden. Speziell in Fragen der Digitalisierung. Wie das geht? Wir müssen nur unseren eigenen ökologischen Anspruch ernst nehmen und den ewigen Kreislauf der Natur auch in unseren Immobilienwirtschaftlichen Unternehmungen mitbedenken. Denn der permanente Wandel ist charakteristisch für die Natur. Lassen auch wir uns auf den Wandel ein. Mit Augenmaß für das Notwendige, aber auch mit Mut zum Risiko und für das Machbare.
Das German Potential im internationalen Wettbewerb ist noch lange nicht ausgereizt. Wenn eine Gesellschaft die Chance hat, Ökologie und Ökonomie zu harmonisieren, dann die deutsche. Für die deutsche Immobilienwirtschaft im Land der Erfinder eine Herausforderung par excellence. Stellen wir uns dieser Herausforderung. Zum Beispiel beim Thema „ESG“. Ein Türöffner für den Wandel par excellence. Und ein gangbarer Weg aus der Datenwüste. Denn auch in der Immobilienwirtschaft wird die Digitalisierung nicht der Digitalisierung wegen vorangebracht sondern immer verbunden mit eindeutigen Zwecke und klar definierten Zielen.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht Unterstützung findet die Digitalisierungsdynamik in den Immobilienunternehmen durch die Aussicht, Prozesse aufgrund des steigenden Kostendrucks mit Hilfe von digitalen Lösungen effizienter zu gestalten und Geschäftsmodelle skalierbar zu machen. Speziell in der Krise sind digital fortgeschrittene Unternehmen insofern deutlich im Vorteil gegenüber all jenen, die die Notwendigkeit digitalisierter Lösungen bislang ignoriert haben.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von REACT News
Erstveröffentlichung: reactnews.com, März 2023