Vorsicht vor einem Fachkräftemangel wie in der Gastro!
Immer mehr Bürospezialisten gehen beruflich neue Wege. Eine Entwicklung, die Matthias Höppner, Geschäftsführer von RecToCon Deutschland, mit Sorge beobachtet. Nach der Krise wird ihr Fachwissen wieder dringend benötigt, warnt er.
Die anhaltend niedrige Nachfrage nach Büroflächen wirkt sich nicht nur auf die Immobilienmärkte selbst aus, sondern auch auf den Arbeitsmarkt: Fachkräfte wie Property und Facility Manager sind zunehmend betroffen. Ähnlich wie in der Gastronomie, wo viele Angestellte während der Corona-Pandemie in andere Branchen abgewandert sind, droht auch im Bürosektor ein ähnlicher Trend. Denn mehr als ein Jahr nach dem offiziellen Ende der Pandemie kämpft die Branche weiterhin mit erheblichen Herausforderungen.
Zahlreiche Bürospezialisten orientieren sich beruflich neu. So suchen Betriebskostenabrechner für Büroimmobilien verstärkt Stellen im Bereich der Nebenkostenabrechnung für Mietwohnungen. Kaufmännische Asset Manager verlagern ihren Fokus auf stabilere Gewerbeimmobilientypen. Und auch Property Manager und Transaktionsmanager weichen zunehmend auf andere Assetklassen aus.
Dieser Wandel kommt nicht überraschend: Wer regelmäßig mit pessimistischen Prognosen für die eigene Branche konfrontiert wird, verliert nach und nach das Vertrauen in langfristig attraktive Karriereperspektiven. Die Angst, sich beruflich in eine Sackgasse zu manövrieren, treibt viele dazu, sich nach Alternativen umzusehen – bis hin zum kompletten Branchenwechsel. Besonders gefragt sind derzeit die Energiewirtschaft und Positionen auf Corporate-Seite. Gleichzeitig entscheiden sich Berufseinsteiger immer seltener für eine Karriere im Immobiliensektor und ziehen stattdessen andere Branchen wie die Tech-Industrie vor.
Die genannten Entwicklungen haben weitreichende Konsequenzen. Zwar wird die Nachfrage nach Büroflächen voraussichtlich dauerhaft unter dem Niveau vor der Pandemie bleiben. In Top-Lagen dürfte jedoch mittelfristig ein Anstieg des Bedarfs an hochwertigen Büroflächen zu beobachten sein. Damit wird auch die Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften wieder zunehmen. Anders als in der Gastronomie, die Personalengpässe teilweise mit ungeschultem Personal kompensiert, ist dies im Bürosektor jedoch kaum umsetzbar. Unternehmen, die in der Krise ihre qualifizierten Mitarbeitenden verlieren, werden diese nicht so schnell ersetzen können – insbesondere in den wettbewerbsintensiven Metropolregionen.
Um die Auswirkungen des Fachkräftemangels für das eigene Unternehmen also möglichst gering zu halten, sind vorausschauendes Handeln und eine gezielte Investition in die Bindung und Förderung des Personals gefragt. Dazu gehört es, regelmäßiges Feedback und Entwicklungsgespräche zu etablieren, um die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft zu verstehen und Perspektiven aufzuzeigen. Flexible Arbeitsmodelle können die Zufriedenheit steigern, während attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten dazu beitragen, die Qualifikation und Motivation der Fachkräfte zu sichern. Ebenso entscheidend ist es, eine klare und überzeugende Unternehmensvision zu kommunizieren, die Sicherheit vermittelt und das Vertrauen in eine stabile Zukunft stärkt. Denn nur wer langfristig denkt und gezielte Maßnahmen ergreift, wird nach der Krise mit einem starken und motivierten Team erfolgreich am Markt bestehen können.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RecToCon Deutschland
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, November 2024