Ressourcenschonung im Bau
Dürresommer, verheerende Überschwemmungen und Tornados – die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile für alle spürbar. Zwar steigt das Bewusstsein für Ressourcenschonung in der Immobilienbranche vermeintlich seit einigen Jahren gleichermaßen bei Investoren, Entwicklern und Asset Managern, doch der Bausektor ist nach wie vor einer der größten Ressourcenverschwender.
Laut dem VDI Zentrum für Ressourceneffizienz (VDI ZRE) entfallen jährlich mehr als die Hälfte, über 200 Millionen Tonnen, des deutschen Abfallaufkommens auf Bau- und Abbruchmaßnahmen innerhalb des Bauwesens. Und auch in puncto Energieeffizienz gibt es noch deutliches Nachholpotenzial. Die Organisation Green Building Council gibt an, dass 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf die Bauindustrie entfallen. Zement zum Beispiel ist ein echter Klimakiller, seine Herstellung ist weltweit für acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, zudem ist er schlecht recyclebar.
Die Zahlen zeigen: Die Bauwirtschaft verfügt über ein enormes Einsparpotenzial an Energie und Ressourcen. Ein Ansatz hierbei ist das kreislauffähige Bauen, welches entlang der gesamten Wertschöpfungskette möglich ist. Das Prinzip „Cradle-to-Cradle“ (C2C) beispielsweise basiert auf dem biologischen Kreislauf, wonach Materialien und Rohstoffe recycelt werden. Dass dieses Konzept nicht nur praxistauglich, sondern auch wirtschaftlich ist, zeigt die niederländische Stadt Venlo, die unter anderem eine Grundschule nach dem C2C-Konzept realisiert hat. Laut VDI ZRE bilden die Demontage und eine anschließende Wiederverwendung von Bauteilen bzw. -materialien das größte Potenzial, um Ressourcen einzusparen. Auch die Verlängerung der Lebensdauer einer Immobilie durch Sanierung steigert einen effizienten Umgang mit Materialien.
Der Ressourceneinsatz einer Immobilie kann allerdings nur nachverfolgt werden, wenn es auch eine möglichst lückenlose Baudokumentation gibt. Forschungsprojekte wie „BIMaterial“ verfolgen den Ansatz, dass quasi automatisch aus vorhandenen BIM-Daten ein materieller Gebäudepass generiert wird, der die Transparenz über die verbauten Rohstoffe deutlich steigert. Um solche Prinzipien und Ansätze effektiv in die Wertschöpfungskette integrieren zu können, muss unter anderem die chemische Zusammensetzung von Bauprodukten analysiert werden. Nachhaltiges Bauen kann eine Trendwende herbeiführen, doch dafür gilt es, eine Herausforderung zu meistern: Planer, Entwickler, Baufirmen und Asset Manager müssen an einem Strang ziehen.
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Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, September 2019