Die Baubranche ist nicht innovativ. Falsch, meint Yannick Maciejewski von Rupp-Bau
Stein auf Stein wird seit mehreren Hundert Jahren gemauert. Serielles Bauen und Modulbauweise sind mittlerweile auch allseits bekannt. Doch Häuser zu drucken, ist ein wirklich neuer Ansatz. Über Vor- und Nachteile sprach „The Property Post“ mit Yannick Maciejewski, einem jungen Bauingenieur, der die Entwicklung maßgeblich vorantreibt.
The Property Post: Herr Maciejewski, woher kommt die Idee, Häuser zu drucken?
Yannick Maciejewski: Bei meinem früheren Arbeitgeber war ich in einer Abteilung beschäftigt, die nach innovativen Methoden des Bauens gesucht hat. Um Beton eine bestimmte Form zu geben, muss man eine Schalung erstellen. Das ist arbeitsintensiv. Eine Idee, diesen Prozess zu vereinfachen war es, eine aufblasbare Schalung zu entwickeln, eine andere, Wände im 3D-Druck zu erstellen.
TPP: Wie funktioniert der 3D-Druck eines Hauses?
YM: Am Anfang steht der vom Architekten entworfene 3D-Plan eines Gebäudes, der auf dem Computerbildschirm als dreidimensionales Hausmodell abgebildet wird. Dieses 3D-Modell wird in Scheiben geschnitten. Es entsteht eine nahezu endlos lange Liste an Koordinaten, die in Zahlen umgewandelt den sogenannten G-Code ergeben. Dieser Code wird in den Drucker hochgeladen. Der Drucker ist eine Maschine, die die programmierten Koordinaten abfährt und dabei Runde für Runde eingespeistes Material abgibt, so dass Wände entstehen. Als Material setzen wir Flüssigbeton, Mörtel, gegebenenfalls mit Recyclingstoffe versetzt, ein.
TPP: Flüssigbeton verläuft, wenn er nicht durch Schalung daran gehindert wird. Aber gerade im Verzicht auf Schalung müsste der Vorteil des 3D-Drucks liegen. Kommen Sie ohne Schalung aus?
YM: Ja, denn das Material verlässt den Drucker in einer Konsistenz, die eine Schalung unnötig macht. Wir haben eine Methode entwickelt, die Lieferbeton druckbar macht. Der Beton wird in unserem Druckkopf so bearbeitet, dass er stehen bleibt.
TPP: Kann der Drucker nur Wände erstellen?
YM: Technisch wäre auch mehr möglich. Aber im Wirtschaftsbau, in dem es auch auf Kosten ankommt, erstellen wir nur Außen- und Innenwände.
TPP: Wie gut ist die Wärmedämmung dieser Wände?
YM: Das Angebot an dämmenden Druckmaterialien ist noch beschränkt. Dennoch ist es mit den aktuellen Materialien kein Problem, Häuser nach dem Effizienzhaus-Standard 40 zu erstellen.
TPP: Nachhaltigkeit wird wichtiger in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Wie nachhaltig können Sie Wände drucken?
YM: Wir haben inzwischen die Möglichkeit RC-Betone zu verarbeiten. RC steht für Recycling und bedeutet, dass der Beton wieder verwertetes Gestein enthält.
TPP: Wer fragt, wie Rohbauten schneller und kostengünstiger entstehen könnten, hört von seriellem Bauen und von Modulbau. Ist der 3D-Druck eine zusätzliche Alternative zum Stein-auf-Stein-Bauen?
YM: Ja, wenn es darum geht individuelle Häuser, sogenannte Architektenhäuser zu erstellen, deren Rohbau anderenfalls Stein auf Stein gemauert entstehen würden. Denn, sobald es in die Freiform geht, wird ein konventionell errichtetes Haus teuer. In solchen Fällen sind wir etwa zehn Prozent günstiger. Wenn es um Standardgebäude geht, ist der 3D-Druck noch etwas teurer als der Ziegelbau. Was die Geschwindigkeit angeht, würde ich behaupten, dass wir ähnlich schnell sind wie der Ziegelbau.
TPP: Für jedes Haus einen Drucker neu zu programmieren, stelle ich mir sehr aufwändig und teuer vor.
YM: Das ist es aber nicht. Das Umformen von 3D-Zeichnungen in Druckbefehle ist mittlerweile sehr einfach und wird von Software-Programmen übernommen. Das dauert nur zehn bis 15 Minuten.
TPP: Wie groß können Sie aktuell mit 3D-Druckern bauen?
YM: Wir gehen aktuell nicht über drei Stockwerke hinaus. Insofern ist auch der Bau von Mehrfamilienhäusern möglich.
TPP: Um schnell und kostengünstig große Wohnsiedlungen zu erstellen und damit die Wohnungsnot zu lindern, eignet sich 3D-Druck offensichtlich nicht. Worin liegt die Zukunft des 3D-Drucks?
YM: Darin, den größer werdenden Fachkräftemangel aufzufangen. Die Rupp-Gruppe bietet konventionellen Ziegelbau und 3D-Druck. Eine Maurerkolonne besteht typischerweise aus vier bis fünf Personen. Wird das gleiche Haus in 3D-Druck errichtet, genügen zwei. 3D-Druck reduziert zudem die körperliche Belastung der Maurer und Betonbauer. Aktuell können viele Maurer nicht über das 60. Lebensjahr hinaus arbeiten. Dass kann sich durch den Einsatz von 3D-Druck ändern. Deshalb gehen wir davon aus, dass 3D-Druck langfristig auch in die Lehrpläne für die Ausbildung von Maurern und Betonbauern eingehen wird.
TPP: Herr Maciejewski, vielen Dank für das Interview.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Rupp Gebäudetechnik GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, April 2024