24.03.2022

Von Stürmern und Abwehrspielern

Immobilien in Berlin

Achim Amann, Geschäftsführer, BLP Investments GmbH
Yiannis Tzakris, Geschäftsführer, Black Label Property Management GmbH
Achim Amann

Der Wohnungsmarkt in Berlin ist hart umkämpft: Hinter Immobiliendienstleistern stehen häufig Investoren. Dass es aber auch anders geht, zeigen BLP Investments und Black Label Property Management, zwei Partner, die aus Black Label Immobilien hervorgegangen sind. Der Makler-Bereich gehört zu den erfolgreichsten, privatgeführten Immobilien-Firmen der Hauptstadt. Und auch die Wohnungsverwaltung wächst stetig. In unserem Interview plaudern die Geschäftsführer Achim Amann und Yiannis Tzakris über ihr Geschäftsmodell, berichten über ihre Erfahrungen und verraten, warum ein Blick in die USA auch der deutschen Immobilienbranche guttun könnte.

Erst unter einem Dach, heute unter zwei Dächern, aber als Partner vereint. Wie ging es mal mit Black Label Immobilien los?
Achim Amann (BLP Investments GmbH): Ich habe 2008 mit Partnern eine Agentur für Immobilienmarketing in London gegründet, wir waren sogar einer der ersten internationalen Onlinemakler. 2014 sind wir nach Berlin gezogen, haben mit der klassischen Maklerfirma von Andreas Müller fusioniert und so das deutsche Maklermodell mit dem internationalen verbunden. Wir fanden, dass Leistung und Provisionszahlungen in einem besseren Verhältnis stehen sollten, gerade im Vergleich mit anderen Ländern. Daher haben wir an dem Modell geschraubt. Schon damals boten wir allen Verkäufern an, uns direkt zu vergüten und dem Käufer die Provisionszahlungen zu ersparen. Das war schon immer günstiger für beide Seiten und seit Einführung des neuen Maklergesetzes Ende 2020 hat ja auch der Gesetzgeber in die Provisionsregelungen in diese Richtung eingegriffen.

Yiannis Tzakris (Black Label Property Management GmbH): Ich selbst habe meine Karriere zunächst als Städteplaner in Griechenland begonnen. Nachdem ich schon einige Zeit in Berlin lebte, bin ich 2017 als Berater in die Immobilienverwaltung von Black Label Immobilien eingestiegen, kurz nachdem diese Abteilung dort gegründet worden war. Zu Beginn mussten wir erstmal ein Netzwerk von Partnern und Kunden aufbauen und überhaupt erst bekannt machen, dass wir jetzt auch Immobilien verwalten. Dieses Netzwerk wächst immer weiter. BLP Investments ist inzwischen ja nicht mehr nur in Berlin vertreten, sondern auch in Leipzig und in Magdeburg. Und mit unserem Unternehmen verwalten wir Immobilien in ganz Deutschland.

Warum sind aus dem Makler- und dem Verwaltungsbereich dann zwei eigenständige Unternehmen geworden?
Achim Amann: Wir hatten in den Anfangsjahren mit anderen Hausverwaltungen kooperiert, aber dann schnell festgestellt, dass vor allem die Betreuung von Ausländern in der Sondereigentumsverwaltung in Berlin nicht funktionierte. Das war der ausschlaggebende Punkt, um überhaupt eine eigene Abteilung Hausverwaltung ins Leben zu rufen. Und um unsere Stärken in allen Bereichen besser zu entwickeln, haben wir uns dann 2021 entschieden, daraus zwei Unternehmen zu machen, die eng zusammenarbeiten. Wir haben auch zwei getrennte Standorte, die jedoch nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind.

Yiannis Tzakris: Immobilienmarketing und der Verkauf von Immobilien erfordern eine ganz andere Unternehmenskultur als das Verwalten und Halten von Immobilien. Das Geschäftsmodell von Maklern ist 100 Prozent transaktionsbasiert, super schnell und dynamisch. Wir in der Immobilienverwaltung hingegen werden monatlich mit einem festen Satz vergütet. In der Verwaltung geht es um Abwicklungssicherheit, und auch viele rechtliche Komponenten spielen hier eine Rolle, vor allem am stark regulierten Standort Berlin. Ich sage immer: Makler sind die Stürmer, Verwalter die Abwehrspieler.

Black Label Immobilien ist inzwischen einer der größeren Player – zumindest im Berliner- und im mitteldeutschen Markt. Sind nicht kleine Immobilienunternehmen wendiger und leichter zu steuern?
Achim Amann:
Ja, schon, aber die Anforderungen an kleinere Unternehmen sind fast genauso hoch wie an Konzerne. Ich zähle mal auf: Neben Sachkundenachweisen gibt es jede Menge an bürokratischen Hürden. Angefangen bei den Datenschutz- und Geldwäscherichtlinien hin zu teuren Programmen und der Implementierung von Digitalisierungsprozessen. Weiter geht es mit der Rechnungslegung nach dem Maklerrecht, mit Widerrufsgesetzen oder auch möglichen Abmahnungen. Zusammen mit der harten Konkurrenz um Verkaufsmandate, hohen Marketingkosten und Provisionsteilungen müssen inzwischen viele kleinere Unternehmen aufgeben oder sich größeren Organisationen anschließen. Wir arbeiten auch gerade an Partner-Lösung für kleinere Maklerfirmen. Die ersten Verhandlungen mit etablierten Unternehmen dafür laufen bereits.

Seit mehr als zwei Jahren finden bei BLP Investments bereits die Berliner Immobiliengespräche statt. Das ist ein Live-Talk, bei dem Zuschauer Fragen stellen können, der später auch auf YouTube erscheint. Warum machen Sie das?
Achim Amann:
In erster Linie machen wir das, um den Immobilieninteressierten aktuelle Infos an die Hand zu geben. Die Talks dauern nicht länger als eine Stunde, und ich interviewe Experten aus unserem Netzwerk zu Themen wie Immobilienkauf, Neuvermietung oder Regulierungen. Wir reden aber auch über Wohnungspolitik, Vermieterrecht oder Kaufpreisentwicklungen. Die Sendung mit Michail Nelken von der Linken war für mich bisher ein absolutes Highlight. Und auch an das Gespräch mit dem Welt-Redakteur Michael Fabricius erinnere ich mich gerne zurück. Die Klickzahlen sprechen für sich, sie wachsen und wachsen.  

Was, würden Sie sagen, unterscheidet Sie von anderen Unternehmen in der Branche?
Yiannis Tzakris
: Na, zum Beispiel stecken hinter den meisten Immobilienunternehmen inzwischen Investoren, das wollen wir so nicht. Und: es ist in der Branche immer wieder von einer hohen Fluktuation an Mitarbeitern zu hören. Das kennen wir so nicht. Und auch wenn es wie eine Stellenausschreibung klingt: Wir erreichen das vor allem durch flache Hierarchien, gute Bezahlung und flexible Arbeitszeiten. Auch der Umgang untereinander spielt eine große Rolle – hier gehen alle fair miteinander um und alles ist transparent. Na, und das wirkt sich dann auch auf die Kundenzufriedenheit aus. Das gilt für mein Unternehmen wie für BLP Investments.

Wie hat sich die Immobilienbranche in den letzten zehn Jahren verändert?
Achim Amann:
Top Thema immer wieder: Der erhebliche Preisanstieg. Es gibt trotzdem viele Leute, die kaufen wollen und wenige, die verkaufen. Das Geschäft konzentriert sich daher immer mehr darauf, überhaupt Menschen zu finden, die ihre Immobilie verkaufen wollen. Auch das Marketing bzw. Branding einer Marke hat enorm an Bedeutung gewonnen. Dazu gehört etwa auch das Fullservice-Konzept mit einem vertrauenswürdigen Netzwerk von Anwälten, Steuerexperten, Finanzierungsprofis, Maklern und Hausverwaltern, so wie wir es bieten und pflegen.  

Ein Blick in die Glaskugel: Was erwarten Sie in zehn Jahren? Was sind Ihre Hoffnungen?
Yiannis Tzakris:
Puh – der Immobilienmarkt entwickelt sich zu rasant, um eine langfristige Prognose abgeben zu können. Ich wünschte mir aber, dass mehr Menschen Zugang zu Kapital hätten, um alleine das geforderte Eigenkapital für eine Finanzierung stemmen zu können. Die Grunderwerbsteuer für Erstkäufer zu senken oder abzuschaffen, das wäre wirklich wünschenswert. Plus: Wir brauchen mehr Teamwork zwischen Wirtschaft und Politik. Denn mit dem bisherigen Kurs kann sich die Situation nicht grundlegend entspannen.   

Achim Amann: Im Moment kann der Makler seinem Kunden praktisch nur selbst akquirierte Objekte anbieten, nicht aber die der Kollegen. In den USA ist das anders: Die Makler kooperieren miteinander, und die Kunden können sich einen Makler wählen. Wenn das hier so wäre, würde das die Leistung der Makler auch in Deutschland in ein besseres Licht setzen und das Image der Branche stark verbessern. 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Black Label Immobilien
Erstveröffentlichung: TPP, März 2022

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