12.08.2024

Verbranntes Steuergeld

Fördermittel für einen nachhaltigen Gewerbeimmobilienbestand

Manuel Schrapers, Geschäftsführer, Metroplan Eastern Europe GmbH
Manuel Schrapers

Ein nachhaltiger Immobilienbestand ist breiter gesellschaftlicher Konsens. Um dieses Ziel schneller zu erreichen, gibt es eine Reihe von Fördermitteln. Über den Umgang damit sprach The Property Post mit Dr. Manuel Schrapers, Geschäftsführer von Metroplan Eastern Europe.

The Property Post: Herr Dr. Schrapers, Förderprogramme, die auf einen nachhaltigen und vor allem langfristig CO2-neutralen Immobilienbestand abzielen, gibt es viele. Was empfehlen Sie in dieser Hinsicht Ihren Kunden?
Dr. Manuel Schrapers:
Bei Metroplan geht es hauptsächlich um die Planung und das Projektmanagement für den Ausbau, Umbau, den Neubau oder die Verlagerung von Industrie-, Produktions- oder Logistikstandorten. Stellen unsere Kunden die Frage nach Fördermöglichkeiten, empfehlen wir ihnen, sich zuerst intensiv mit der Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit ihres Vorhabens auseinanderzusetzen. Erst wenn der Business Case funktioniert und das Projekt komplett unabhängig von Fördermitteln auf eigenen wirtschaftlichen Beinen stehen kann, ist es sinnvoll, sich mit Fördermöglichkeiten zu beschäftigen.

TPP: In der Öffentlichkeit besteht oft der Eindruck, dass Unternehmen ihre Vorhaben nach den Subventionen ausrichten, die sie dafür erhalten können. Sie behaupten nun das Gegenteil?
MS:
In den Bereichen, in denen wir tätig sind, ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Vorhabens ausschlaggebend und nicht die Möglichkeit, von Fördermitteln zu profitieren. So gesehen ja, was unser Geschäft betrifft, behaupte ich das Gegenteil.

TPP: Woher stammt der weit verbreitete Vorwurf, Unternehmen wären nur am Abgreifen von Subventionen interessiert?
MS
: Dafür gibt es vielfältige Gründe. Einer ist bei den Subventionen in der Landwirtschaft zu suchen. In Deutschland wären viele Betriebe ohne Subventionen aufgrund ihrer Kostenstruktur nicht wettbewerbsfähig. Faktoren wie Versorgungssicherheit, Erhalt der Kulturlandschaft, Stabilisierung des ländlichen Raumes usw. werden bei dieser Diskussion allerdings gerne ausgeklammert. Sicher gibt es auch Unternehmen, die Fördermittel einstreichen wollen, ohne eine angemessene Gegenleistung zu bieten. In der Öffentlichkeit entsteht dann natürlich der Eindruck, dass sinnlos Steuergeld verbrannt wird.

TPP: Können Sie ausschließen, dass das auch bei Projekten der Größenordnung passiert, in denen Sie sich bewegen?
MS:
Nein, natürlich nicht. Wir würden aber als Planer und Berater niemals aktiv daran mitwirken. Aus Gründen des Selbstschutzes und weil es weder mit unseren Werten zusammenpassen würde, noch zu unserem Verständnis vom Sinn und Zweck von Fördermitteln.

TPP: Wie sieht dieses Verständnis aus?
MS:
Fördermittel sind gewissermaßen als Vertrauensvorschuss zu sehen, den letztendlich die Bevölkerung einem Unternehmen gewährt, in Aussicht darauf, langfristig vom unternehmerischen Erfolg mit zu profitieren. Sie sind gewissermaßen ein Investment der Gesellschaft. Wenn Sie im Zuge der Förderantrags plausibel machen können, warum und wie sich diese Investition auszahlen wird, wird dieser auch höchstwahrscheinlich bewilligt. Das gilt vor allem für die umfangreicheren Standortförderungen, mit denen wir bzw. unsere Kunden häufiger zu tun haben.

TPP: Jetzt müssen wir noch die Kurve hin zum nachhaltigen Immobilienbestand bekommen. Wie sieht die Förderlandschaft im Bereich Nachhaltigkeit und Immobilien konkret aus?
MS:
Ich kann das an dieser Stelle nur grob beschreiben: Grundsätzlich bestehen die Förderungen aus Zuschüssen, aus zinsvergünstigten Krediten, teilweise mit Tilgungszuschüssen. In Deutschland gibt es Förderungen aus dem Bundeshaushalt für Wirtschaftsstandorte, vor allem in den östlichen Grenzgebieten, in Ostdeutschland und in strukturschwächeren Teilen der westlich bis nordwestlich gelegenen Bundesländer. Einige Bundesländer halten ebenfalls Mittel zur Förderung strukturschwächerer Regionen bereit. Nachhaltigkeit zählt regelmäßig zu den Zielen dieser Förderungen. Dazu gibt es noch bundesweit eine Reihe von Förderungen für Einzelmaßnahmen im Immobilienbereich, die auf Nachhaltigkeit abzielen.

TPP: Wie sieht es im europäischen Ausland aus?
MS:
Ähnlich. Teilweise gibt es, wie zum Beispiel in Polen und Tschechien, bei den Standortförderungen deutlich höhere Investitionszuschüsse von 30 bis 40%. In Deutschland liegt das Maximum in den östlichen Grenzgebieten bei 25%.

TPP: Wie sieht der Umgang mit Förderungen in Ihrer täglichen Praxis aus?
MS:
Wir haben einen recht guten Gesamtüberblick über die verschiedenen Förderprogramme in Deutschland und Europa. Wir analysieren den Business Case zuerst ohne Berücksichtigung potenzieller Förderungen und stellen sicher, dass er funktioniert. Danach können wir unserem Kunden passende Programme empfehlen, die die Amortisationszeiten seiner Investition reduzieren können. Sollten Justierungen notwendig sein, um sein Vorhaben oder Teile davon förderfähig zu machen, schlagen wir entsprechende Maßnahmen vor. Stimmt er der Empfehlung zu, unterstützen wir ihn bei der Antragstellung.

TPP: Welche Risiken sind mit der Inanspruchnahme von Förderungen verbunden?
MS:
Märkte bewegen sich dynamisch und manchmal auch schwer vorhersehbar. Und die Zeiträume, in denen die von uns betreuten Vorhaben geplant und realisiert werden, sind mit fünf bis sechs Jahren recht lang. Es kann passieren, dass die Förderkriterien, anders als ursprünglich geplant, nicht eingehalten werden können und daraufhin der Wegfall oder die Rückzahlung der Förderung droht.

TPP: Ist das schon vorgekommen?
MS
: Wir legen bei unseren Projekten größten Wert auf Planungs- und Investitionssicherheit. Zu nachträglichem Wegfall oder zu Rückzahlungen ist es deshalb noch nie gekommen. Gelegentlich haben wir unseren Kunden wegen Abweichungen von der Planung von der ursprünglich geplanten Beantragung von Förderungen abgeraten. Auf die Wirtschaftlichkeit und die Realisierung der Vorhaben hatte das aber keine Auswirkungen. 

TPP: Herr Dr. Schrapers, herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Metroplan Eastern Europe
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2024

Konversation wird geladen