20.05.2019

Szenetrend: Serviced Apartments

Oder nur alter Wein in neuen Schläuchen?

Dr. Robert Grüschow, Gründer und Geschäftsführer, STAYERY - BD Apartment GmbH
Dr. Robert Grüschow

Herr Grüschow, Sie haben im Februar dieses Jahres Ihr erstes STAYERY-Haus in Berlin eröffnet. Was zeichnet ein Serviced Apartment Haus aus, das den Zahn der Zeit trifft?

Serviced Apartments sind dann gelungen, wenn sie ihren Nutzern das Gefühl von Zuhause vermitteln, ohne die Verpflichtungen eines längerfristigen Zuhauses. Heutzutage sind wir beruflich viel unterwegs. Mobilität gehört einfach in vielen Branchen zur Berufsbeschreibung. Mal zwei Monate Köln, dann drei London und danach sechs Monate Berlin. Wir wollen während unseres Aufenthalts die verschiedenen Städte erleben und dort zuhause sein. Gleichzeitig wissen wir auch, dass wir nicht längerfristig an diesem Ort bleiben werden. Sich ein Zuhause zu schaffen, ist aufwendig und kräftezerrend. Das fängt mit der Wohnungssuche an und geht über die Einrichtung bis zum Aufbau eines lokalen Freundeskreises. Das klassische Wohnungsangebot kann diesen Ansprüchen nicht gerecht werden. Denken Sie nur an den Mietprozess mit Kaution, starren Mietverträgen und Schönheitsreparaturklausel. Langwierig und kontraproduktiv – zudem muss ja auch erstmal eine schöne Wohnung in der Stadt gefunden werden. Das gleicht ja heute schon fast einem Jackpot. Serviced Apartments hingegen bieten ein Ready-to-live-Konzept mit modernem Design, Kontaktmöglichkeiten zu Gleichgesinnten und flexible Aufenthaltsdauer. Bei STAYERY beispielsweise gibt es gar keine Mietverträge mehr: Der Interessent kann sein Apartment für die gewünschte Aufenthaltsdauer einfach online über unser Buchungsportal buchen. Durch Serviced Apartments leisten wir die Vorarbeit, die sonst nötig ist, um ein Zuhause zu schaffen. Zugleich bieten wir die Möglichkeit, unkompliziert sein Zuhause wieder zu verlassen, wenn das nächste Projekt ruft. Und im Übrigen: Für Berufspendler und Projektarbeiter bringen Serviced Apartments im Vergleich zum Hotel gleich zwei Vorteile. Erstens muss ich nicht am Wochenende mit meinem Koffer wieder abreisen und zweitens sind Serviced Apartments auf Dauer deutlich günstiger als Hotels.

Neu ist der aktuelle Trend von Co-Living, Serviced Apartments und Micro Living ja nicht. Im klassischen Wohnheim habe ich auch ein Ready-to-live-Konzept, es klingt einfach nur nicht so sexy. Handelt es sich bei dem Trend um ein Wohnheim mit neuem Anstrich?

Wer vermisst denn nicht den muffigen Wohnheimgeruch? (lacht) Mit dem verstaubten Wohnheimzimmer, das vor allem eine günstige Schlafmöglichkeit bietet, haben die neuen Konzepte wenig zu tun. Unsere Zielgruppe ist digital, mobil und stilsicher. Diesen Grundgedanken spiegelt auch unser Designkonzept wider. 08/15-Konzepte  funktionieren für uns nicht. Daher haben wir das Interior Design von STAYERY gemeinsam mit einer Designagentur entwickelt. In unserem Fall haben wir uns für das Studio Aisslinger entschieden, die auch die 25hours-Hotels in Berlin, Zürich und Köln gestaltet haben. Bei der Gestaltung des Interieurs wurden unterschiedliche Materialien und Technologien verwendet, Vintage-Stücke mit modernen Möbeln kombiniert und mit vielfältigen Leuchtmitteln gearbeitet. Der Trend bei den neuen Wohnkonzepten geht eindeutig zu einem Stilmix aus Industrial- und gemütlichem skandinavischen Design. Industrieleuchten und nicht verputzte Wände mit sanften Farben und klaren Formen schaffen eine besondere Wohlfühlatmosphäre.

Gut, das ist Zeitgeist und Trend. Aber im Grunde doch ein Wohnheim, wie es sie schon seit den Siebzigern gibt, nur halt anders eingerichtet. Also doch alter Wein in neuen Schläuchen?

Klar, wenn wir uns im Stil für die 70er-Retroschiene entschieden hätten, wären wir nicht unterscheidbar. Nein, Spaß beiseite: Es ist neben dem Design auch vom Konzept her völlig anders. In traditionellen Boarding-Häusern wird vorrangig gewohnt. Flächen zum Austausch gibt es nicht. Zugeschnitten auf die Anforderungen der heutigen beruflichen Nomaden haben die neuen Konzepte alle Co-Working- und Community-Flächen mit Aufenthaltsqualität, die genau auf die Größe der Häuser abgestimmt sind. Zusätzlich gibt es Angebote zur Vernetzung der Bewohner. Eben nicht nur ein Wohnheim, sondern ein echtes Zuhause mit Designanspruch.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von STAYERY
Erstveröffentlichung: CUBE Magazin 1/2019

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