Was kanadische Immobilien institutionellen Investoren bieten
Der kanadische Immobilienmarkt rückt allmählich stärker in den Fokus europäischer Investoren, und manche von ihnen betrachten Kanada sogar als „besseres Amerika“. The Property Post sprach mit Sven J. Matten, Mitbegründer, Partner und Managing Director bei RECan Global in München / Kanada, über die Entwicklungen, die diesen Markt im Laufe des Jahres 2022 geprägt haben und über die Trends, die sich dort für die kommenden Monate abzeichnen.
The Property Post: Warum ist Kanada für Immobilieninvestoren ein attraktiver Zielmarkt?
Sven J. Matten: Zunächst einmal ist Kanada ein Land, in dem Investoren sehr sichere, stabile und gut vorhersehbare politische Rahmenbedingungen vorfinden und das sehr gesunde volkswirtschaftliche Fundamentaldaten in Verbindung mit einem überaus robusten Bankensystem aufweist. Das zeigt sich auch aktuell: Im Vergleich zu den USA und Europa sind kanadische Banken nicht ins Schlingern geraten. Auch während der letzten großen Finanzkrise 2008 war der kanadische Bankensektor stabil. Zudem deuten die Rahmendaten am kanadischen Immobilienmarkt darauf hin, dass dieser schneller als in Europa wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad einschwenken dürfte. Dazu kommt, dass die risikoadjustierten Renditeerwartungen in Kanada keinen Vergleich mit Europa oder mit den USA zu scheuen brauchen.Zunächst einmal ist Kanada ein Land, in dem Investoren sehr sichere, stabile und gut vorhersehbare politische Rahmenbedingungen vorfinden und das sehr gesunde volkswirtschaftliche Fundamentaldaten aufweist. Gleichzeitig deuten die Rahmendaten am kanadischen Immobilienmarkt darauf hin, dass dieser schnell wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad einschwenken dürfte. Dazu kommt, dass die risikoadjustierten Renditeerwartungen in Kanada keinen Vergleich mit Europa oder mit den USA zu scheuen brauchen.
TPP: Sie sprachen die stabilen Rahmenbedingungen und die gesunden Fundamentaldaten an. Woran denken Sie dabei konkret, welche Aspekte sind aus Investorensicht besonders wichtig?
S. J. M.: Kanada liegt geopolitisch ideal: Abgesehen vom Nordpolargebiet und zwei großen Ozeanen sind die USA – die einzige freiheitliche Weltmacht – Kanadas einziger direkter Nachbar. Dazu verfügt das Land über enorme Rohstoffressourcen und kann seinen Energiebedarf allein decken. Dennoch sind neuere Technologien wie beispielsweise im Bereich der regenerativen Energien weit entwickelt. Die wirtschaftliche Stärke des Landes zeigt sich beispielsweise deutlich in der Stärke des kanadischen Dollars gegenüber dem Euro, die wir bereits seit rund drei Jahren beobachten können und an der sich auf absehbare Zeit auch nichts Wesentliches ändern dürfte. Weitere positive Aspekte sind die gut durchdachte Immigrationspolitik mit einer konsequenten Auswahl von Einwanderern nach beruflicher Qualifikation und Arbeitskräftebedarf. Die Mehrzahl der Einwanderer sind im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 40 Jahren und zahlen praktisch von Anfang an in Sozialversicherungssysteme des Landes ein. Dazu kommen eine deutlich geringe Kriminalitätsrate als in den USA sowie eine starke Identifikation der Bürger mit ihrem Land und dessen staatlichen Strukturen.
TPP: Das sind zweifellos positive allgemeine Rahmenbedingungen, aber wie sieht es mit den für die Immobilienmärkte relevanten volkswirtschaftlichen Größen aus, beispielsweise Wirtschaftswachstum, Inflation oder Zinsen?
S. J. M.: Die kanadische Wirtschaft wächst aktuell dynamischer als beispielsweise die deutsche. So dürfte das kanadische Bruttoinlandsprodukt 2023 um 1,5 Prozent wachsen, während in Deutschland nur mit einem Prozent gerechnet wird. Die Inflation geht deutlich stärker zurück als in Deutschland, und die Zentralbank hat angesichts dessen bereits signalisiert, dass weitere Zinsschritte zunächst nicht notwendig sein dürften. Zudem wird der Außenhandel des Landes durch den Krieg in der Ukraine nur minimal tangiert, und die Erwerbstätigkeit liegt inzwischen bereits deutlich über dem „Vor-Corona-Niveau“. All das sind natürlich gute Voraussetzungen für eine solide Nachfrage nach Immobilien und Mietflächen.
TPP: Hätten Sie ein paar Eckdaten zur aktuellen Marktentwicklung für uns parat?
S. J. M.: Ja, natürlich. Das Jahr 2022 endete mit einem Rekord-Transaktionsvolumen von 63 Milliarden Kanada-Dollar, wobei im ersten Quartal am meisten investiert wurde und in den folgenden Quartalen jeweils weniger. Im vierten Quartal wurden rund 11,2 Milliarden Kanada-Dollar in Immobilien investiert, und für das erste Quartal 2023 rechnen wir mit einem ähnlichen Ergebnis. Mit zunehmender Klarheit bezüglich der Preisfindung erwarten wir dann, dass immer mehr Kapital in den Markt zurückkommt, das derzeit noch zurückgehalten wird. Die Renditen stiegen vom zweiten bis zum vierten Quartal 2022 im nationalen Durchschnitt über alle Assetklassen um rund 50 Basispunkte.
TPP: Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in den kommenden Monaten?
S. J. M.: Favoriten sind aus unserer Sicht vor allem Industrie- und Logistikimmobilien, aber auch Mehrfamilienhäuser und Baugrundstücke. Generell bietet Kanadas resiliente Volkswirtschaft aber auch in allen anderen Immobilien-Assetklassen stabile und attraktive Rahmenbedingungen für Engagements internationaler Investoren.
TPP: Zuletzt gab es jedoch einige Aufregung wegen eines Gesetzes, dass Ausländern den Erwerb kanadischer Häuser verbietet. Was hat es damit auf sich?
S. J. M.: Ein solches Gesetz gibt es tatsächlich, und es ist in Kanada höchst umstritten. Für deutsche institutionelle Investoren ist es allerdings ohne Belang, weil es sich nur auf Ein- und Zweifamilienhäuser im Bereich bestimmter großer Metropolen bezieht. Klassische Investmentimmobilien wie Mehrfamilienhäuser oder Gewerbeimmobilien unterschiedlichster Nutzungsarten sind davon nicht betroffen.
TPP: Herr Matten, vielen Dank für das Gespräch!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von RECan Global GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, März 2023