Flächenanforderungen von Life-Science & Tech-Laboren an gemischt genutzte Gewerbequartiere
Frage: Seit der Corona-Pandemie sind Unternehmen der Life-Science und Light-Industrial Branche ein gern gesehener Mieter von Immobilien geworden. Welche Anforderungen stellen diese an Gewerbeflächen?
Felix Gold: Die Anforderungen von Unternehmen aus dem Bereichen Light Industrial, Life Science oder Tech Labore an einen neuen Produktions- und Forschungsstandort sind so individuell wie speziell. Am Behrens-Ufer in Berlin entsteht mit mehr als 235.000 Quadratmetern Mietfläche eins der innovativsten und nachhaltigsten Gewerbequartiere Europas mit Fokus auf diese Nutzergruppen. Ein international tätiges Hightech-Produktionsunternehmen der Elektroindustrie, hat hier bereits gemietet. Für die Nutzung der Flächen zur Hightech-Produktion stellte der Mieter spezielle Anforderungen wie die Sicherstellung einer konstanten Raumtemperatur. Auch die Luftqualität ist ausschlaggebend. Hohe Traglasten und Deckenhöhen der Räume sind hier ebenso entscheidend. Aber auch Kranbahnen in einzelnen Räumen und ein Gefahrstofflager müssen sich realisieren lassen. Darüber hinaus bilden die Gebäudesicherheit und der Brandschutz wichtige Kriterien für eine Anmietbarkeit in diesem Bereich. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Transformatorentechnologie des Objektes. Sie ist im Gebäude so verortet, dass Schwingungen und elektromagnetische Felder keinen Einfluss auf Forschung und Produktion nehmen können.
Frage: Wie passen die hohen Anforderungen und der Denkmalschutz zusammen?
Felix Gold: Für die Forschung und Produktion des künftigen Mieters wird u.a. in der denkmalgeschützten Halle 5 des Areals in einem behutsamen Transformationsprozess eine innovative Box-in-Box-Reinraum-Lösung geschaffen. Dem vorausgegangen ist eine komplexe TGA-Planung über alle Fachgewerksbereiche. So konnten bspw. mittels KI-getriebener Modelle wichtige, für die Produktion notwendige, Schwingungsmessungen vorab simuliert werden. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird im Rahmen des Umbaus u. a. die bestehende innenliegende Bodenplatte durch eine neue, aus hochwertigen Materialien in Monolith-Bauweise gefertigte und schwingungsentkoppelte, Platte ersetzt.
Inwiefern lassen sich Synergieeffekte an bereits gewachsenen Standorten oder Gewerbeparks mit dieser Ausprägung schaffen?
Felix Gold: Ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit von technologieorientierten Gewerbequartieren ist ein wissenschaftlicher Kern, d.h. die Nähe zu einer Hochschule bzw. weiteren Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie relevanten innovationsorientierten Unternehmensverbänden. So entsteht ein lokaler „Wissenscluster“, der sich nicht nur befruchtend auf das Quartier, sondern auch positiv auf die gesamte Region auswirkt.
Frage: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsaspekte?
Felix Gold: Viele Unternehmen achten verstärkt darauf, dass sich ihre Mitarbeiter wohl fühlen und in einer gesunden Atmosphäre arbeiten können. Technisch gesehen ist es mittlerweile möglich, ganze Gewerbequartiere klimaneutral zu errichten. Dabei spielt nicht nur der Einsatz von möglichst nachhaltigen Baumaterialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip eine wichtige Rolle. Auch Fragen der Quartierslogistik, der lokalen Versorgungskreisläufe, der Gebäudetechnik und nicht zuletzt der Außenanlagengestaltung sowie der Regenwassernutzung müssen ganzheitlich betrachtet werden. Zentral ist auch die klimafreundliche und dabei ausfallsichere Energieversorgung des Quartiers. Dafür setzen wir auf einen Mix unterschiedlicher erneuerbarer Energiequellen, kombiniert mit energiesparender Gebäudetechnik und integriert in ein intelligentes System innovativer Erzeugungs-, Speicher- und Transformationstechnologien zur Reduzierung des Primärenergiebedarfs. Neben Solarenergie, Wärmerückgewinnung, und organischer sowie thermischer Verwertung liegt der Fokus auf der Nutzung von Tiefengeothermie zur grundlastfähigen Stromerzeugung.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DIEAG
Erstveröffentlichung: Beilage "Bauen in Berlin und Brandenburg" für DER TAGESSPIEGEL, POTSDAMER neues Nachrichten und Berliner Morgenpost vom 30.09.2023