20.08.2024

Serielle Sanierung

Nur mit neuer Baukultur möglich

René Fabian, Geschäftsführer, Niersberger Group
René Fabian

René Fabian ist Geschäftsführer des auf serielle Sanierung spezialisierten Unternehmens Niersberger Group aus Erlangen. Im Interview mit „The Property Post“ fordert er einen radikalen Kurswandel hin zur Fusion von Planung und Ausführung.

The Property Post: Welches Potenzial besteht in der seriellen Sanierung?
René Fabian:
Ich sehe in der seriellen Sanierung ein sehr großes Potenzial für die Wohnungswirtschaft, sofern es uns gelingt, mit der seriellen Sanierung günstiger zu werden als mit der konventionellen Sanierung. Die bisherige deutliche Zeitersparnis und auch die höhere Genauigkeit z.B. bei den Fassadenelementen sind schon ein deutlicher Vorteil, wenn wir unsere gesetzten Klimaziele in der vorgegebenen Zeit auch erreichen wollen. Aber eine Sanierung muss für den Bestandshalter auch wirtschaftlich sein. Fördermittel werden hierbei alleine nicht ausreichen. Es ist ferner notwendig, dass die Bestandshalter die Baufirmen schon im Planungs- und Genehmigungsprozess mit ins Boot holen. Die bisherige Praxis, über Architekturbüros die Planung durchführen zu lassen, und im zweiten Schritt per Ausschreibung die Baufirmen am Projekt zu beteiligen, erschweren den seriellen Ansatz. Damit kann man nicht die möglichen Kostenvorteile vollständig nutzen.

TPP: Welche Bedeutung hat dabei die Strangsanierung?
RF:
Meines Erachtens unterschätzt die Politik die alltäglichen Probleme der Immobilienbestandshalter. In den letzten Jahren lag der Fokus nicht auf der Bestandssanierung (Sanierungsstau). Als Bestandshalter muss ich die Wohnungen vermieten können. Oftmals stehen dem Eigentümer nicht genügend Mittel zur Verfügung, um die Wohnungen in einem vermietbaren Zustand zu halten bzw. zu versetzen oder drohenden Wasserschäden vorzubeugen. Daher ist oftmals die Strangsanierung für den Bestandshalter wichtiger als der energetische Ansatz an der Sanierung. Natürlich ist es sinnvoll, dass wenn schon saniert werden muss, dann auch bitte energetisch. Hier ist die Politik gefordert.

TPP: Wie können digitale Hilfsmittel den Prozess beschleunigen und vergünstigen?
RF:
Die Bestandssanierung inklusive Planung muss in 3D und BIM abgewickelt werden. Ansonsten sind die geforderte Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Bewirtschaftung der Objekte im Property- und Facility-Management zukünftig nur noch mit erhöhten Kosten möglich.

TPP:Welche Produkte gehören zum Standardrepertoire eines Fachunternehmens für serielle Sanierung?
RF:
Ganzheitliche Ansätze für die Sanierung sind nicht immer der Regelfall, gehören bei uns aber dazu. Von der Konzeptentwicklung, Planung, Genehmigung, Sanierung und evtl. Contracting-Lösungen für den Betrieb können Sie als Bestandshalter mittlerweile alles aus einer Hand bekommen. Aus unserer Sicht muss vor der Sanierung das energetische Konzept stehen. Daher bekommt der Kunde immer die optimale Lösung aus verfügbarem Budget, energetischem Konzept, Umsetzung und Betrieb angeboten. Zusätzlich kann der Kunde auch einzelne Leistungen abrufen.

TPP: Planungsnot in kleinen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften – was sehen Sie hier als Gründe? Was braucht es, um Lösungen zu schaffen? Wie unterstützen Sie die Unternehmen?
RF:
Kleine Wohnungsbaugesellschaften bzw. Baugenossenschaften haben oft keine ausreichende Personalkapazitäten, um den Transformationsprozess anzustoßen bzw. umzusetzen. Die kleineren Bestandshalter müssen die Bauwirtschaft von Anfang mit ins Boot nehmen. Dann können wir die fehlende Personal- und Fachkompetenz ausgleichen und individuelle Lösungsansätze erarbeiten. Man muss sich von den Pilotprojekten in der seriellen Sanierung verabschieden. Diese Projekte sind oftmals zu teuer und betrachten immer nur ein Projekt und nicht den kompletten Bestand der Wohnungsbaugesellschaften.  Es ist wichtig, mit dem Kunden als Partner auf Augenhöhe von Beginn an die Sanierungen zu konzeptionieren, zu planen und später auch umzusetzen. Dies geschieht mit voller Transparenz bei Chancen und Risiken. Dadurch gibt es dann auch keine Überraschungen beim Kosten- und Zeitbudget.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Niersberger Group
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2024

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