Arbeitsschritte im Bau- und Immobilienmanagement virtuell abbilden
Ibrahim Imam, Geschäftsführer und Mitgründer von PlanRadar, erläutert im Interview die Hürden der Digitalisierung, das Geschäftsmodell von PlanRadar und inwieweit das Tool zum Bau- und Immobilienmanagement einen Beitrag zur Digitalisierung in Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette leisten kann.
The Property Post: ConTech oder PropTech – wozu zählt PlanRadar?
Ibrahim Imam: Hier scheint zunächst eine Abgrenzung sinnvoll: Während ConTechs, digitale Lösungen speziell für die Baubranche zur Verfügung stellen, konzentrieren sich PropTechs auf einen oder mehrere Bereiche des gesamten Immobilienzyklus. PlanRadar ist entlang der gesamten Wertschöpfungskette, bereits in der Planungsphase von Bauprojekten über die Realisierung bis hin zum Management, einsetzbar. Selbst eine spätere Umnutzung oder der Abriss eines Gebäudes kann mit PlanRadar gemanagt werden. Insofern sind wir beides – ConTech und noch mehr PropTech.
The Property Post: Welche Prozesse können mit dem Tool digital abgebildet werden?
Ibrahim Imam: Für eine termingerechte Fertigstellung von Bauprojekten und ein effizientes Immobilienmanagement ist die optimale Zusammenarbeit aller Akteure und deren Dokumentation entscheidend. In erster Linie verbindet PlanRadar alle am Projekt beteiligten Personen. Das sind der Bauherr, Planer, Projektsteuerer und auch alle tätigen Gewerke und beauftragten Unternehmen. Indem die Grundrisspläne des Gebäudes in das System geladen werden, lassen sich an diesen alle Arbeitsschritte festhalten. Über ein Ticketsystem sieht jeder, welche Aufgaben es zu erfüllen gilt und wie der aktuelle Status hierzu ist. Der Projektleiter erhält einen umfassenden Überblick und ist jederzeit auf dem aktuellen Stand. Damit lassen sich nicht nur alle Prozesse hinsichtlich Planen und Bauen sowie im Betrieb und Bestand effizienter gestalten, sondern auch Dokumentationsprozesse beispielsweise von Mängeln und Beweisen besser managen.
The Property Post: Inwieweit kann PlanRadar als Lösung den Digitalisierungsprozess in Unternehmen vorantreiben?
Ibrahim Imam: Das ist ganz einfach: Zunächst einmal bündelt die Software bestehende Prozesse von einer oder mehreren Immobilien, indem diese digital auf einer zentralen Plattform abgebildet werden. Allein durch diesen Schritt erlangen Unternehmen einen deutlichen Effizienzgewinn. Dabei lässt sich PlanRadar problemlos in die bestehende IT-Struktur über Schnittstellen integrieren. Das Tool selbst wird permanent weiterentwickelt. Features wie die kürzlich eingebundene Geolocation-Anbindung oder Sprachnotizen schaffen so einen noch größeren Anwendungsbereich – wobei für uns eine einfache Handhabung und Bedienbarkeit immer im Vordergrund steht.
Ein weiteres Beispiel ist unsere BIM-Anbindung, die nach einer Testphase im Frühjahr vollständig eingeführt wird. Die Anbindung ermöglich es, Modelle für Building Information Modeling (BIM) nach dem IFC-Standard in PlanRadar einzubinden. Damit lassen sich verschiedene Informationen zu einem Bauprojekt, beispielsweise erfasste Baumängel und andere Arbeitsschritte in 3D-Modellen von Objekten visualisieren.
The Property Post: Wo liegen die Hürden in der Digitalisierung in Deutschland?
Ibrahim Imam: Je kleiner die Unternehmen, desto geringer ist in der Regel deren Digitalisierungsgrad. Besonders stark mittelständisch und damit durch KMU geprägt, ist die Bauwirtschaft in Deutschland. Einer Studie von IW Consult zufolge erreichen kleine und mittlere Unternehmen über alle Branchen hinweg im Durchschnitt nur einen Digitalisierungsgrad von 5 Punkten, während Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten durchschnittlich rund 24 Punkte erreichen. Hemmnisse sind hierbei vor allem die fehlenden Kompetenzen der Mitarbeiter, beziehungsweise mangelndes Personal. Auch die Kosten für Software und Schulungen sind ausschlaggebend und letztlich auch die Praxistauglichkeit digitaler Lösungen. Findet die ausgewählte Software keine Akzeptanz bei den Mitarbeitern, hat das System keine Chance. Um den KMU den Einstieg in digitale Prozesse zu erleichtern, haben wir vor kurzem auch ein einfaches Projektmanagement-Dashboard in PlanRadar integriert – sozusagen ein Projektmanagement light für kleinere Unternehmen, für die eine komplexe umfangreiche Lösung nicht notwendig ist.
The Property Post: PlanRadar wird bereits bei mehr als 25.000 Projekten pro Woche in mehr als Ländern eingesetzt. Gibt es noch Wachstumspotenzial?
Ibrahim Imam: Seit dem Produktlaunch Ende 2014 nutzen mehr als 7.000 Kunden unsere Software auf der ganzen Welt für das Bau- und Immobilienmanagement. Ein Ende der Fahnenstange ist dabei noch lange nicht erreicht. Allein in Europa sehen wir noch viel Potenzial. Deutschland liegt hinsichtlich seines Digitalisierungsgrades europaweit nur im mittleren Bereich, das bestätigt eine Analyse von Statista. Gleiches gilt auch für Frankreich, wo wir in diesem Jahr eine eigene Niederlassung eröffnen werden. Italien und Polen hinken Deutschland, was den Digitalisierungsgrad angeht, sogar noch hinterher. In diesen beiden Ländern werden wir im Laufe des Jahres ebenfalls Dependancen eröffnen. Darüber hinaus spüren wir in unserem Daily Business eine steigende Nachfrage in Spanien, in den Niederlanden und in Schweden, wo wir weitere Büros einrichten werden. Auch wenn diese Länder bereits weitaus fortgeschrittener in Sachen Digitalisierung sind, so gibt es hier noch deutliches Potenzial, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen. Außerhalb von Europa werden wir bis zum Ende des Jahres in Australien und Dubai mit einem eigenen Büro vertreten sein.
The Property Post: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen über PlanRadar unter www.planradar.com/de
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von PlanRadar GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Februar 2020