17.05.2023

Offener Austausch

ESG und Digitalisierung prägen den Karlsruher Bauherrenkongress

Klaus Teizer, Vorstand von buildingSMART Deutschland e.V. sowie Führung Technik + Innovation, Vollack Gruppe GmbH & Co.KG
Klaus Teizer

Am 29. Juni 2023 findet der Karlsruher Bauherrenkongress statt. Veranstalter ist buildingSMART Deutschland. Im Interview spricht buildingsSmart-Vorstand Klaus Teizer über die aktuellen Herausforderungen für Bauherren und seine Erwartungen an den Kongress.


Was macht den Karlsruher Bauherrenkongress aus?
KT:
Die Idee bestand von Anfang an vor allem darin, für die Menschen eine Plattform zum Austausch zu schaffen, die heute Entscheidungen treffen, welche Bauwerke von morgen und übermorgen bestimmen. Dort tauschen sich also Bauherren und Bauherrinnen untereinander aus über Lösungsansätze aus der Praxis. Dabei erfahren sie, welche Projekte und Vorgehensweisen besonders gut laufen. Experten aus Planung und Umsetzung flankieren die Themen durch relevante Informationen, insbesondere aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Es geht selbstverständlich auch darum, wo Potentiale und Herausforderungen liegen. Der Fokus des diesjährigen Bauherrenkongress‘ liegt auf dem „Bauen mit Bestand“ und dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Der Titel ist ganz bewusst so gewählt. Es soll um Bestandsgebäude gehen, aber nicht nur. Auch neue Gebäude sollten so geplant werden, dass sie „Bestand“ haben. Heute mehr denn je eine Kernfrage, denke ich.

Wen erwarten Sie im Publikum?
KT:
Der Kongress findet in dieser Form zum vierten Mal statt und hat regelmäßig 100 bis 140 Teilnehmende. Wer kommt, hängt natürlich auch mit den jeweiligen Schwerpunktthemen zusammen. Neben Unternehmensentscheidern erwarten wir auch eine größere Zahl an Vertretern der öffentlichen Hand, denn gerade die Digitalisierung ist im Öffentlichen Bau eine drängende Thematik.

Was bewegt Bauherren derzeit besonders?
KT:
Das ist durchaus unterschiedlich – öffentliche Entscheiderinnen und Entscheider haben zum Teil andere Herausforderungen und Fragen als private Bauherren. Die privaten Bauherren wiederum können Selbstnutzer sein oder auch Investoren, mit jeweils anders gelagerten Interessenslagen. Doch Themen, wie EU-Taxonomie, ESG-Konformität, verbunden mit dem Wunsch nach nachhaltigen Baustoffen und der Senkung der Energiekosten das alles treibt die meisten bei wichtigen Investitionsentscheidungen um. buildingSMART ist ein Mitgestalter des Kongresses.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
TZ:
Die beiden buildingSMART-Regionalgruppen in Baden-Württemberg als digitales Kompetenznetzwerk prägen den Kongress von Anbeginn mit. Dahinter steckt die Überzeugung, dass in Immobilienportfolios und Neubauprojekten Potentiale schlummern, die durch Building Information Modeling (BIM) und generell die Digitalisierung gehoben werden können. Mit BIM werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, modelliert und im kompletten Lebenszyklus nutzbar gemacht. Bereits jetzt ist es absehbar, dass zukünftig Bauprojekte nur noch mit einer Ökobilanzierung öffentlich gefördert werden. In der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus‘, gerade auch mit Blick auf einen optimalen Gebäudebetrieb, liegt ein enormes CO2-Einsparpotential und damit bares Geld - und im Idealfall ein erheblicher Beitrag zum Schutz unserer Umwelt. Eben hatte ich ESG erwähnt. Daran führt kein Weg vorbei und ohne digitale Technologien lassen sich diese Herausforderungen nicht stemmen.

Sind Bauherren dabei die Getriebenen oder eher die Treiber?
TZ:
Es zeichnet sich ab, dass die Haltung zum Bauen sich wandelt und damit auch der Wunsch, aktiv Veränderungen herbeizuführen. In Zeiten von Zinserhöhungen, immer strikteren Vorgaben zum nachhaltigen Bauen und der klimaneutralen Ertüchtigung des Gebäudebestands, ist es für alle Bauherrinnen und Bauherren allerdings ratsam, sich frühzeitig mit Konzepten und Ideen zu beschäftigen. Auch der Kapitalmarkt reagiert empfindlich auf Einbußen in der Rendite. Und mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer sind per se eng mit ihrem Geschäft verbunden; sie denken in Generationen und wollen verstärkt auch energisch vorangehen.

Fehlt es nicht manchmal in punkto Nachhaltigkeit und Digitalisierung auch schlicht an Sachkompetenz?
TZ:
Das stimmt leider zum Teil. Nicht alle in der Branche sind so aufgeschlossen für Neues und es hat schon einige Zeit gedauert, bis hier Know-how aufgebaut wurde und noch wird. Auch auf Entscheiderseite machen sich viele vermehrt mit den neuen Themen vertraut. Gerade deshalb ist der Kongress eine gute Plattform, um sich zu vernetzen und eine Menge Details aus erster Hand zu erfahren. Auch den unternehmerischen Mut kann man bestens durch Diskussion, Dialog und Einblick in bereits realisierte Lösungen festigen. Neben der erforderlichen Sachkompetenz ist es wichtig, auch „einfach zu machen“, Prozesse anzustoßen, den ersten Schritt zu tun. Hier können Bauherren und Bauherrinnen im besten Sinn viel bewegen. Durch ihre Entscheidungen wird in großem Maße bestimmt, wie enkeltauglich und bestandsfähig die „gebaute“ Umwelt in Zukunft ist.


Der Karlsruher Bauherrenkongress findet am 29.06.2023 in Karlsruhe statt.
Anmeldungen unter https://karlsruher-bauherrenkongress.de/program
Klaus Teizer ist auch im Programm der 7. Design & Build Konferenz Deutschland – Gemeinsam zur klimaneutralen Immobilie am 15. Juni in Berlin zu erleben.
Mehr zu Design & Build finden Sie unter https://www.dabkon.de

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Vollack Gruppe
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2023

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