03.12.2024

„Ökologische Logistikimmobilien?“

Wie Projektentwicklungen Punkte fürs Klima sammeln können

Matthias Dötsch, Geschäftsführender Gesellschafte, COMPLEMUS Real Estate
Matthias Dötsch

Der Neubau von Logistikanlagen bietet bei der Implementierung und Nutzung von Flächen für Photovoltaik, Wärmepumpen und Dachbegrünung viel Potenzial. Matthias Dötsch, Geschäftsführer des Investment Developers COMPLEMUS Real Estate, berichtet aus der Praxis, welche Benefits fürs Klima erzielt werden können, während Unternehmen ihre Energieversorgung sichern.

The Property Post (TPP): Wie können Logistik-Projektentwicklungen zu klimafreundlichen Gebäuden werden? Welche Möglichkeiten können oder sollten Unternehmen nutzen?
Matthias Dötsch:
Logistikimmobilien eignen sich aufgrund ihrer Größe beispielsweise optimal für die Anbringung von Photovoltaikanlagen. Sowohl Dächer als auch Fassaden kommen dafür in Frage. Gleiches gilt für Begrünung. Ob auf dem Dach oder an der Fassade – eine Bepflanzung trägt unter anderem zur CO2-Bindung, Sauerstoffproduktion aber auch aufgrund ihres Kühlungseffektes positiv zum Mikro- und Makroklima bei.
Durch Automatisierungen und Robotik haben Nutzer moderner Logistikgebäude einerseits einen hohen Energiebedarf. Aufgrund der wirtschaftspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre ist andererseits auch die Nachfrage nach bezahlbarer Energie, die verlässlich bereitgestellt wird, gestiegen. Wenn dies mit der Installation von nachhaltigen, regenerativen Energien, wie Solarstrom, direkt vor Ort gesichert werden kann, profitieren nicht nur die Firmen und das Klima. Denn überschüssiger Strom wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist und steht dann anderen Verbrauchern zur Verfügung.
Heutzutage neugebaute Logistikzentren, die in der Regel mit Wärmepumpen ausgestattet sind, können mit grünem Strom aus der PV-Aufdachanlage gespeist werden. In dieser Kombination werden die Gebäude klimaneutral beheizt und gekühlt.

TPP: Werden Neubauten von Logistikimmobilien bereits zur Erzeugung von grünem Strom genutzt? Wie groß ist das Potenzial?
MD:
Die Nutzernachfrage führt dazu, dass die gerade beschriebenen Möglichkeiten rege genutzt werden. Unser Unternehmen entwickelt aktuell, maßgeschneidert für einen Nutzer, ein 72.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum in NRW. Dort erhält die gesamte Dachfläche von 67.500 Quadratmetern eine Dachbegrünung. Zudem wird auf dem Dach eine Photovoltaikleistung von 5,5 Megawatt Peak installiert. Wenn diese in Betrieb ist, handelt es sich um eine der größten PV-Anlagen in ganz Nordrheinwestfalen. 78 Luftwärmepumpen sollen für die Beheizung respektive Kühlung der Hallenflächen sorgen. Damit werden die gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), demnach neue Heizungen mindestens von 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, deutlich übertroffen. Darüber hinaus verbraucht die Immobilie nur so viel Strom, wie sie auch selbst erzeugt. Dies ist einer der Faktoren, der für die DGNB-Platin-Zertifizierung wichtig ist. Mit dem am Tage erzeugten Strom werden beispielsweise die Wechselbatterien der Gabelstapler aufgeladen. Somit fahren die Gabelstapler zu 100% mit erneuerbarer Energie.
Das Potenzial aller dafür geeigneten Flächen ist enorm. Laut dem Immobilienberatungsunternehmen JLL gibt es etwa 50 Millionen Quadratmeter Dachfläche durch Neubauten von Logistikimmobilien, von denen rund 30 Millionen Quadratmeter für Photovoltaikanlagen geeignet wären.

TPP: Für die Nutzer dieser energetisch autarken Logistikimmobilien liegt der Vorteil auf der Hand. Können auch die Kommunen und letztlich Bürger und Bürgerinnen davon profitieren?
MD:
Kommunen sowie ihre Bewohner und Bewohnerinnen profitieren von der Netzeinspeisung der Überproduktion. Wie dieser Effekt systemisch genutzt werden kann, lässt die Initiative Logistikimmobilien (Logix) zurzeit untersuchen. Sie soll zeigen, wie Logistikimmobilien die Wärmeversorgung von Städten und Gemeinden unterstützen können und wo es noch Chancen zur Optimierung gibt. Ich bin gespannt auf die konkreten Ergebnisse dieser Studie. Aus unserer Erfahrung der guten Zusammenarbeit mit den Behörden in Nörvenich kann ich sagen, dass es absolut Sinn ergibt, wenn Immobilienwirtschaft und Kommunen konstruktiv zusammenarbeiten.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von COMPLEMUS Real Estate
Erstveröffentlichung: The Property Post, Dezember 2024

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