05.05.2022

Nachhaltigkeit braucht Teamwork

Mit partnerschaftlichem Bauen die Fragmentierung der Branche überwinden

Ive Longolius, Technnischer Leiter Rhein-Rhur, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Ive Longolius

Ive Longolius startete als Technischer Leiter Rhein-Ruhr bei UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft und verantwortet seit März 2022 als Regionalleiter West die Geschicke von UNDKRAUSS in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Nach über zehn Jahren Erfahrung im Ladenbau kennt er beide Phasen des Bauprozesses – Planung und Ausführung sehr gut. Für den Projekterfolg und die wirkungsvolle Integration von Nachhaltigkeit in den Bauprozess, müssen aus seiner Sicht beide Seiten besser kommunizieren und vor allem früher zusammenfinden.

TPP: Herr Longolius, was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, um die nachhaltige Transformation in der Bauwirtschaft zu beschleunigen?
Lonolius:
Mit der Einführung der ESG-Richtlinien hat die EU einen großen und richtigen Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit gewagt und dabei alle Branchen mit der Offenlegungsverordnung und der Taxonomie in die Pflicht genommen. Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft ist ein komplexes Feld, denn sie betrifft alle Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes, von der Planung über die Bewirtschaftung bis hin zum Rückbau. Gleichzeitig ist die Branche sehr kleinteilig organisiert und fragmentiert. Das bedeutet, es braucht eine Vielzahl an Beteiligten, um ein Gebäude zu errichten. Entsprechend kann Nachhaltigkeit auch nur gemeinsam gelingen. Hierfür braucht die Branche mehr Teamfähigkeit und fachübergreifendes Denken.

TPP: Wie kann mehr Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach gelingen?
Longolius:
Dazu muss die schon angesprochene Fragmentierung überwunden und partnerschaftlich auf Augenhöhe miteinander agiert werden: Planer, Generalunternehmer und Nachunternehmen, die ich lieber als Partnerunternehmen bezeichne. Denn nur in guter Partnerschaft erreicht man gute Ergebnisse und somit das Beste für das Projekt. Konflikte, die auf Kommunikationsdefiziten beruhen, können so vermieden werden. Denn wo fehlende Kommunikation und Steuerung im schlimmsten Fall hinführen kann, hat das wohl prominenteste Beispiel in Deutschland, der Bau des Hauptstadtflughafens BER, gezeigt. Gemeinsam ist es auch einfacher neue Ideen umzusetzen und innovative Wege zu beschreiten. Von diesen Erfahrungen profitieren dann alle Seiten.

TPP: Wie sieht partnerschaftliches Bauen in der Praxis aus?
Longolius:
Aus meiner Zeit beim Ladenbau weiß ich, dass Planung das eine, die praktische Umsetzung jedoch das andere ist. Aus meiner Sicht ist es deshalb wichtig, dass bereits während des Planungsprozesses die Expertise der ausführenden Gewerke eingebracht wird. Denn sie wissen aus Erfahrung, welche Planungen umsetzbar sind und an welchen Stellen es gegebenenfalls Änderungen bedarf. Dabei müssen immer Gestaltung und die Technik in Einklang gebracht werden. Und gleichzeitig ist es unerlässlich, dass das Projekt wirtschaftlich tragbar bleibt. Manchmal muss deshalb in Sachen Ästhetik ein Kompromiss gefunden werden, um den Eindruck des Planungsentwurfs zu wahren, die Funktionalität zu gewährleisten und gleichzeitig zu vermeiden, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Hier gilt es den Spielraum für Kompromisse auszuloten.
Zu dieser Herausforderung tritt nun noch der neue Imperativ der Nachhaltigkeit. Das heißt, Design, Gebäudetechnik und Nachhaltigkeit müssen so ein Einklang gebracht werden, dass alles bezahlbar bleibt. Bei UNDKRAUSS haben wir hierfür ein Team mit Nachhaltigkeitsexperten aufgebaut, das wir in die Projektplanung mit einbeziehen, denn der Beratungsbedarf ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

TPP: UNDKRAUSS setzt bereits seit vielen Jahren auf Modelle und Prozesse wie Design&Build und Value Engineering. Warum?
Longolius:
Neben den genannten Vorteilen bewirkt die Weitsicht in der Planung, dass Projekte schneller umgesetzt werden können, da zeitintensive Fehler vermieden werden. Es stimmt, UNDKRAUSS ist bereits seit vielen Jahren Verfechter dieses Ansatzes, der beispielsweise im angelsächsischen Raum schon sehr weit verbreitet ist. Wir setzen auf das Design&Build-Modell, weil es zu einen unserem Verständnis entspricht, Projekte als Team anzugehen, vertrauensvoll miteinander zu arbeiten, Erfolge zu teilen aber auch bei Problemen stets die gemeinsame Lösung zu suchen. Außerdem hat sich in der Erfahrung gezeigt, dass bei Projekten, die nach dem Design&Build-Verfahren realisiert wurden, bis 30 Prozent Zeit und 20 Prozent beim Budget eingespart werden konnten.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2022

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