19.09.2023

Nachhaltige Gewerbeausbauten

Enormes Potenzial bei Beratung und in der Realisierung

Thomas Gapp, Regionalleiter Süd, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Thomas Gapp

Die UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft ist ein bundesweit tätiger Projektpartner für Innenausbau und Umbau von Büros, Kanzleien, Hotels, Gewerbe- und Spezialimmobilien. Neben dem Geschäftssitz in Berlin werden Standorte in der Region Nord, Rhein-Ruhr, Mitte und Süd unterhalten. Das Unternehmen mit rund 150 Beschäftigten unterstützt Bauherren von der Ideenfindung über die Konzeption, die Planung bis zur Ausführung. Das Ziel sind klimafreundliche Gebäude und ressourcenschonende Baustellen. The Property Post sprach mit Thomas Gapp, UNDKRAUSS-Regionalleiter Süd, über die Wachstumsstrategie in Bayern.

The Property Post (TPP): Vor einem Jahr haben Sie bei UNDKRAUSS die Leitung der Region Süd übernommen. Was sind Ihre Pläne in München und Umgebung?
Thomas Gapp (TG):
Wir wollen die Marktchancen in der Region nutzen und am Standort Süd deutlich wachsen. Begonnen haben wir in München und Umgebung mit Projektaufträgen unserer Berliner Kunden. Unser Ziel ist es nun, auch neue Geschäftspartner in der Region zu gewinnen. Wir erwarten im Süden ein deutlich steigendes Auftragsvolumen vor allem im Bereich der Sanierung von Gebäuden, die den heutigen Anforderungen an Arbeitsplatzqualität und energetischer Ausstattung nicht mehr gerecht werden. Der hohe Altbestand im Bürosektor etwa wird den Bestandshaltern spätestens in fünf bis zehn Jahren auf die Füße fallen. Der Wertverlust, die Mehrkosten durch die geplante CO2-Steuer und die drohenden Abschreibungen sind bereits jetzt ein Riesenthema und eine große Chance für uns als Projektpartner.

TPP: Nachhaltigkeit kostet Geld und Zeit. Wie beherrschen Sie den Kosten- und Termindruck?
T. G.:
Der Kunde will Kostentransparenz und einen gesicherten Fertigstellungstermin, sonst kann er seine Immobilieninvestition und die spätere Vermietung nicht kalkulieren. Wir bieten diese Planungssicherheit über verschiedene Vertragsmodelle. Haben wir die Chance, eng und intensiv mit dem Bauherrn zusammenzuarbeiten, können wir durchschnittlich 20 Prozent des Budgets und 30 Prozent der Zeit einsparen. Das ist ein Idealfall, aber tatsächlich realistisch. In Punkto Nachhaltigkeit steht der Innenausbau leider am Ende der Projektplanung. Das kann unsere Möglichkeiten einschränken. Zum Beispiel, wenn in einer früheren Projektphase bereits Materialentscheidungen getroffen wurden, die für unsere Arbeit bindend sind. Und wo wir beim Thema Geld sind. Nachhaltigkeit kostet Zeit und Geld. Das kommt aber in der Regel wieder rein, während ein energetisch defizitärer Ausbau höhere Kosten, Einnahmeausfälle und Wertverluste verursacht. Kurz: Der anfängliche Mehraufwand bei der Beratung und Abstimmung rechnet sich.

TPP: Wäre der Spielraum für klimafreundliche und ressourcenschonende Baustellen größer, wenn Sie frühzeitiger in Projekte eingebunden würden?
T. G.:
Ja, unbedingt. Stellen Sie sich vor, ein Gebäude wird saniert und dazu entkernt und alles Alte demontiert und entsorgt. Vorhandene Materialien sind dann für die Wiederverwendung vor Ort verloren. Bauherren müssen nicht immer gleich alles wegschmeißen. Werden wir frühzeitig in ein Sanierungsprojekt eingebunden, sehen wir für den Aus- und Trockenbau immer auch Möglichkeiten, alte Materialien und Bauteile erneut auf der Baustelle einzusetzen. Mit einer nachhaltigen Materialplanung können wir den CO2-Austoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduzieren Dabei ist auch wichtig, zu prüfen wie Materialien eingebaut werden, so dass diese über den Nutzungszeitraum hinweg wiederverwendet werden können. Diese Themen müssen wir künftig noch viel stärker im Blick haben für die CO2-Bilanz eines Gebäudes.

TPP: Wenn die Vorteile auf der Hand liegen, was hindert Sie denn?
T. G.:
Wenn in einem frühen Stadium bereits viele verschiedene Berater mit am Tisch sitzen, entstehen für den Bauherrn höhere Beratungskosten. Das ist ein Dilemma, denn einige Kostenersparnisse und Nachhaltigkeitsvorteile werden erst in späteren Projektphasen sichtbar. Entscheidungen, wie beispielsweise Beton oder Holz oder Holz-Hybrid, geben früh die Marschrichtung vor. Die Überzeugungsarbeit für nachwachsende Baustoffe sollte daher von Anfang an über alle Bauphasen hinweg ausgerollt werden. Später im Innenausbau lässt sich das Ruder nicht mehr herumreißen. Wer mit offenen Augen durch eine Baustelle geht, entdeckt allerdings auch dann noch Chancen und Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit. Vorausgesetzt der Bauherr ist offen dafür.

TPP: Wie funktioniert die Abstimmung mit dem Bauherrn und den Bauunternehmen?
T. G.:
Für mich ist das Miteinander sehr wichtig. Unsere Kundenverhältnisse sind daher partnerschaftlich. Dieses Wertegefühl ist in den vergangenen Jahren am Markt leider mehr und mehr verloren gegangen. Meine Philosophie ist es, verlässliche Partnerschaften aufzubauen. Wir wollen zufriedene Kunden und wir wollen weiterempfohlen werden. Dort wo Baufirmen permanent ausgetauscht werden, kann kein Vertrauen und keine gute Zusammenarbeit entstehen. Das merkt auch der Kunde. Vertrauen muss man in alle Richtungen kontinuierlich aufbauen und pflegen, dann haben alle etwas davon und der Kunde spart am Ende Geld. Das partnerschaftliche Miteinander gilt auch für unsere Belegschaft. In Ismaning sind wir derzeit zu acht. Wir bringen ein Projekt gemeinsam zu einem erfolgreichen Abschluss, so dass alle zufrieden sind.

TPP: Und welche Leistungen steuert die Berliner Zentrale bei?
T. G.:
In unserer Tochtergesellschaft UKC, der UNDKRAUSS Consulting, arbeiten 15 Architektinnen in einer eigenen Planungsabteilung. Je nach Auftragsvergabe wird eine Baustelle von der ersten Ideenskizze bis zur effizienten Flächennutzung von uns durchgeplant. Durch die interne Beratungsleistung werden die Abstimmungswege kurzgehalten. Auch kreative Lösungen für ein klimafreundliches Gebäude und eine ressourcenschonende Baustelle entstehen hier. Ein anderes Beispiel ist unser Produkt MeshClimate. Zusammen mit Partnern hat UNDKRAUSS ein neuartiges Flächenheizungs- und Kühlsystem entwickelt. Das minimale Gewicht und die geringe Aufbauhöhe von 3 Millimetern vereinfachen die Nachrüstung. Der Einsatz ist ideal für die Sanierung von Bestandsgebäuden. Bis zu 20 Prozent Energieeinsparung sind möglich. Überhaupt ist die Materialkunde ein wichtiger Punkt. Wir informieren Kunden über neue technische Möglichkeiten und verbesserte Produkteigenschaften

TPP: Gibt es einen idealen Bauherrn?
T. G.:
Ja, ich denke schon. Mit Kunden, die offen sind für neue Produkte und neue Wege, lässt sich mehr erreichen. Kunden, die mit uns zum Beispiel auch mal über Wiederverwendung sprechen oder über Holz und Lehm als Baustoff nachdenken. Wir müssen uns langsam verabschieden von der Old School-Baustelle. Gemeinsam sollten wir neu denken. Darin liegt eine große Chance für unser Klima.

TPP: Vielen Dank Herr Gapp für das Interview.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Erstveröffentlichung: The Property Post, September 2023

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