17.08.2020

Mehr Akzeptanz für die Cloud

Immobilienunternehmen überwinden Vorurteile

Matthias Thomas Münch, Regional Manager Sales D-A-CH, Yardi Systems GmbH
Matthias Thomas Münch

Cloudbasierte Lösungen bieten in der Praxis eine Reihe von Vorteilen, haben in vielen Immobilienunternehmen jedoch noch mit Vorbehalten zu kämpfen. Unter dem Einfluss der Corona-Pandemie ist jedoch zunehmend ein Umdenken zu beobachten. The Property Post sprach darüber mit Matthias Münch, Regional Manager Sales bei Yardi Systems GmbH, Mainz.

The Property Post: Herr Münch, cloudbasierte Lösungen werden einerseits mit dem Versprechen von Sicherheits- und Effizienzvorteilen angeboten, andererseits sind sie in deutschen Immobilienunternehmen noch längst nicht so verbreitet, wie man annehmen könnte. Woran liegt das?
Matthias Münch:
Es gibt in der Tat in manchen Unternehmen Vorbehalte, eigene Daten und die genutzte Software aus dem eigenen Unternehmen auszulagern. Begründen lässt sich das jedoch allenfalls emotional, aber nicht rational. Und mitunter fehlt es auch am technischen Verständnis, um die Vor- und Nachteile verschiedener Alternativen wirklich fundiert gegeneinander abwägen und das notwendige Vertrauen in eine Cloud-Lösung entwickeln zu können. Tatsächlich können wir ein viel höheres Level an Sicherheit bieten. Yardi investiert jährlich in die neuesten Technologien sowohl für Hard- als auch Software. Diesen Luxus können sich nur wenige Kunden individuell leisten. Sicherheitsbedenken führen häufig dazu, dass man sein Geld am liebsten unter dem Kopfkissen aufbewahrt, weil sich das am sichersten anfühlt, in der Realität ist jedoch genau das Gegenteil der Fall.

TPP: Beobachten Sie in diesem Bereich zurzeit Veränderungen, insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise und des mehrwöchigen Lockdowns?
M. M.
: In der Tat rückt das Thema vielerorts auf der Agenda weiter nach oben. Unter den Bedingungen des Lockdowns standen viele Unternehmen ja vor der Wahl, bestimmte Tätigkeiten einfach ruhen zu lassen oder eben dezentral weiterzuarbeiten. Dabei stellt sich dann natürlich schnell die Frage, wie es machbar ist, dass die Beschäftigten einer Firma von überall aus arbeiten können und trotzdem die notwendigen Sicherheitsstandards eingehalten werden.

TPP: Gerade das Thema Sicherheit ist aber häufig der Punkt, an dem Unternehmen vor einem Wechsel in die Cloud zurückschrecken. Inwieweit sind diese Bedenken denn berechtigt?
M. M.:
Natürlich ist das Thema Datensicherheit für Unternehmen wichtig, und oft sogar von existenzieller Bedeutung. Aber gerade hier ist es für ein einzelnes Unternehmen unverhältnismäßig teuer und aufwendig, den Standard zu erreichen, den cloudbasierte Lösungen bieten. Wer in der Cloud arbeitet, kann sich dabei auf professionelle Datacenter-Betreiber verlassen, die sich regelmäßigen Sicherheitsaudits unterziehen und bei denen im Prinzip täglich Stresstests durchgeführt werden. Für das einzelne Unternehmen sinken dadurch die Anforderungen an die eigene IT deutlich, und damit natürlich auch die entsprechenden Aufwendungen. Es macht eben einen Unterschied, ob eine Firma fünf oder 50 IT-Fachleute beschäftigt. Und mit Blick auf die Immobilienwirtschaft könnte man sagen: Die Firmen müssen sich entscheiden, ob sie IT-Unternehmen oder Immobilienunternehmen sein wollen. Das ist ein Faktor, der oft nicht oder nur unzureichend einkalkuliert wird. Wir hingegen als Technologie Unternehmen haben dedizierte Cloud-Services und Sicherheitsteams, die 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr im Einsatz sind. Wir schaffen es, die Hardware unserer Kunden auszutauschen, bevor diese Leistungseinbußen feststellen können. Das ist Lichtjahre entfernt von einem Upgrade alle drei Jahre, wenn die Buchhaltung sagt, die Hardware ist jetzt abgeschrieben. Auch die Sicherheit bei einem Katastrophenfall, sei es ein Erdbeben oder ein Flugzeugabsturz, kann durch eine Cloud Lösung exponentiell erhöht werden. Wir haben die Infrastruktur, unsere Kunden in ihren Systemen von einem anderen Datencenter aus in kürzester Zeit wieder arbeiten lassen zu können.

TPP: Was ist denn aus Ihrer Sicht das stärkste Argument neben dem Thema Sicherheit, das Sie Immobilienunternehmen in diesem Zusammenhang mit auf den Weg geben würden?
M. M.
: Neben den schon erwähnten Sicherheits- und Effizienzvorteilen sind es vor allem die Themen Kommunikation und Vernetzung, die für Immobilienunternehmen immer wichtiger werden und sich mit cloudbasierten Lösungen viel besser umsetzen lassen als mit isolierten Lösungen einzelner Unternehmen. Viele Immobilienunternehmen stehen vor dem Problem, dass sie ihre verschiedenen Stakeholder besser miteinander vernetzen wollen, seien es nun Geschäftspartner, Dienstleister, Investoren, Aktionäre, Mieter oder eben auch interessierte Dritte. Das gilt für Wohnimmobilienunternehmen genauso wie für diejenigen, die am Gewerbeimmobilienmarkt aktiv sind.

TPP: Könnten Sie uns das vielleicht an einem praktischen Beispiel erläutern?
M. M.:
Ja, natürlich: Wenn zum Beispiel ein Wohnungs- oder Büromieter eine Schadensmeldung loswerden möchte, dann ist es einfach nicht mehr zeitgemäß, eine Hotline anzurufen, die die Anfrage erst einmal entgegennimmt und intern an die zuständigen Stellen weiterleitet, wo das Problem dann bearbeitet und ein Auftrag an einen externen Handwerker vergeben wird, der sich dann wiederum mit dem Mieter wegen der Abstimmung eines Termins in Verbindung setzt. Stattdessen kann das Unternehmen ein cloudbasiertes Portal bereitstellen, wo der Mieter seine Meldung und eventuell noch ein Foto eingibt und das dann automatisch an den zuständigen Bearbeiter und den vom Standort und vom Gewerk her infrage kommenden Handwerker weiterleitet. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht auch die Zufriedenheit aller Beteiligten merklich.

TPP: Hat die Corona-Krise in diesem Zusammenhang nur einen kurzfristigen stimulierenden Effekt oder rechnen Sie dabei mit nachhaltigen Veränderungen?
M. M.:
Die Corona-Krise hat sehr deutlich gemacht, wie wichtig die vorhandene Systemstruktur für einen dauerhaften Betrieb ist. Damit verbunden war sicherlich ein gewisser Push-Effekt, aber wir rechnen auch danach nicht mit einem starken Abflachen des Interesses. Der Grund dafür liegt vor allem in einer sich verändernden Sicht auf Immobilien. Viele Unternehmen fragen sich zunehmend, inwieweit sie zu flexibleren Arbeitsweisen übergehen können, beispielsweise durch Arbeit im Homeoffice, und wie viel Fläche sie auf Dauer wirklich brauchen. Das heißt nicht, dass künftig alles dezentral vom Homeoffice aus erledigt werden wird, aber es werden zunehmend unterschiedliche Lösungen nebeneinander und in Kombination genutzt werden, so beispielsweise das klassische Büro ergänzt um Co-Working-Spaces und teilweise Arbeit von zu Hause aus. Mit den Anforderungen an die Immobilien verändern sich auch die Anforderungen an die Technologie. Cloudbasierte IT-Lösungen bieten hier die Flexibilität, die dafür notwendig ist, bei gleichzeitig hoher Sicherheit und Verlässlichkeit. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass Unternehmen dieses Thema nicht isoliert auf Abteilungs- oder Projektebene behandeln, sondern zentral im Rahmen einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie. Denn es geht um nicht weniger als die Frage, ob man auch in fünf oder zehn Jahren noch wettbewerbsfähig ist – oder eben nicht.

TPP: Herr Münch, vielen Dank für das Gespräch.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Yardi Systems
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2020

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