Real Assets wie Infrastruktur etablieren sich in institutionellen Portfolios
Real Assets etablieren sich immer stärker als wichtige Komponente von institutionellen Anlageportfolios. Neben Immobilien gilt dies vor allem auch für Investments in Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Nutzung von erneuerbaren Energien. The Property Post sprach darüber mit Markus Schmidt, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Infrastruktur bei der INTREAL.
The Property Post: Herr Schmidt, 2024 wurde vorab von einigen Marktteilnehmern zum „Jahr der Infrastruktur“ erklärt, verbunden mit der Erwartung eines Runs auf diese Assetklasse. Haben sich diese Erwartungen bestätigt – und wir wird es im Infrastruktur-Segment 2025 weitergehen?
Markus Schmidt: Hier müssen wir differenzieren zwischen dem Investmentmarkt und dem Markt für unterschiedliche Infrastruktur-Produkte. Der Investmentmarkt für Real Assets war 2024 insgesamt noch von einer starken Zurückhaltung geprägt, maßgeblich bedingt durch den schnellen und deutlichen Anstieg der Zinsen im Euro-Raum seit dem Sommer 2022. Das war bei Immobilieninvestments noch stärker zu spüren als bei Infrastrukturinvestments, die im Vergleich dazu etwas stärker gefragt waren. Von einem „Jahr der Infrastruktur“ würde ich aber sicherlich noch nicht sprechen. Anders sieht es aus, wenn man sich den Markt für erneuerbare Energien ansieht. Hier ist der Ausbau 2024 tatsächlich sehr gut vorangekommen, und inzwischen stammt deutlich mehr als die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Und die Erfahrungen damit sind wirklich positiv. Im Sommer gab es schon einige Tage, an denen die „Erneuerbaren“ den Strombedarf komplett decken konnten, und eine mehrtägige Dunkelflaute im November haben wir gut überstanden. Es gab weder ein Blackout noch ein Brownout, und die Akzeptanz für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen nimmt immer mehr zu. Insofern ist der Markt den Investoren momentan sogar schon ein Stück voraus.
TPP: Welche Rolle spielt die Regulatorik in diesem Zusammenhang? Welche Probleme sollten in diesem Bereich von der neuen Bundesregierung gelöst werden?
M. S.: Die Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens hat für Investoren im Bereich Infrastruktur große Bedeutung, und hier gab es im vergangenen Jahr vor allem zwei Gesetzgebungsprojekte, die ich als positiv hervorheben möchte: das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz und das Zweite Zukunftsfinanzierungsgesetz. Für beide Gesetze liegen Entwürfe vor, die die Attraktivität der Assetklasse für Investoren deutlich erhöhen könnten. Infrastrukturinvestments sollen erstmals in die Anlageverordnung aufgenommen und Investments von Immobilienfonds in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien erleichtert werden. Diese Regelungen sollten nach dem Regierungswechsel zügig weiterverfolgt und verabschiedet werden.
TPP: Welche Segmente am Infrastrukturmarkt bieten aus Ihrer Sicht die interessantesten Chancen für Investoren?
M. S.: An erster Stelle stehen hier sicherlich Photovoltaik- und Windkraftanlagen, die sich schon als eine Art Standard-Assetklasse etabliert haben. Sehr wichtig sind jedoch auch Data-Center, Batteriespeicher und die gesamte Netzwerk-Infrastruktur. Ein besonders ermutigendes Signal in diesem Zusammenhang dürfte die Genehmigung des Wasserstoffkernnetzes sein, wofür Deutschland von der ersten Idee über den Weg durchs Parlament bis zur Genehmigung durch die Bundesnetzagentur nur 18 Monate gebraucht hat. Dieser Bereich ist für viele Investoren im Moment noch etwas zu fremd, aber das dürfte und sollte sich in den kommenden Jahren schnell ändern, wenn Deutschland weiterhin ein Industrieland bleiben will.
TPP: Herr Schmidt, besten Dank für das Interview!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von IntReal International Real Estate KVG mbH, Hamburg
Erstveröffentlichung: Intreal Insight 1/2025