4 Fragen an Hans-Peter Werner
Hans-Peter Werner ist Geschäftsführer der Deutschen Habitat. Im Zentrum der Unternehmensstrategie stehen moderne, auf die regionalen Gegebenheiten angepasste Wohn- und Lebensraumentwicklungen im Umland von Wachstumsregionen. Ein aktuelles Projekt liegt in Bad Bramstedt in der Metropolregion Hamburg. Was macht für ihn ein modernes Quartier aus?
The Property Post (TPP): Herr Werner, mit der Deutschen Habitat entwickeln Sie moderne Quartiere in Wachstumsregionen? Was verstehen Sie unter einem modernen Quartier?
Den Begriff Quartier verwende ich nicht so gern, er wirkt auf mich etwas zu starr, aber wir können ihn hier gern weiter verwenden. Bei der Deutschen Habitat ist unser Ziel ist die Entwicklung von lebendigen Räumen für die gesamte Gesellschaft, die alle Lebensphasen abdecken und eine hohe Lebensqualität bieten. Dazu arbeiten wir sehr eng mit Städten und Kommunen zusammen.
TPP: Was verstehen Sie unter diesen „lebendigen Räumen“?
Der wichtigste Auftrag an unsere Branche ist die Entlastung von Wachstumsregionen durch neue, nachhaltige Wohn- und Lebenskonzepte. Das Leben jedoch ist bunt und vielfältig – genauso müssen auch die Lebensräume der Zukunft gestaltet werden. Ob Jung, Alt, Singles oder Familien: Ein Lebensraum bzw. ein Quartier funktioniert nur, wenn eine gute Altersdurchmischung und ein ausgewogener sozialer Mix miteinander in Einklang stehen. Zudem dreht sich das Leben nicht nur um den Aspekt Wohnen, auch das muss bei der Entwicklung berücksichtigt werden: Wohnen und Arbeiten, Nahversorgungsangebote, Dienstleistungen und Gesundheitsversorgung, Kitas und Schulen sowie eine gute Anbindung an den Nahverkehr müssen miteinander verbunden werden. Zur Lebensqualität zählen aber auch Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, Sport- und Spielplätze sowie Grünflächen.
Auch ESG- und Nachhaltigkeitsanforderungen prägen heute die Entwicklung von Wohnprojekten: Unsere „Hardware“ muss den ökologischen Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Daher setzen wir bei der Entwicklung unserer Lebensräume auf den Einsatz von erneuerbaren Energien und recyclebaren Baumaterialien, entwickeln für alle Quartiere individuelle Mobilitäts-, Charging- sowie Sharing-Konzepte und bauen eine digitale Vernetzung auf. Dabei orientieren wir uns an den Standards den die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen im Rahmen des DGNB-Zertifizierungssystems etabliert hat.
TPP: In Bad Bramstedt entwickeln Sie ein weiteres Großprojekt. Erzählen Sie uns etwas darüber, was macht die „lebendigen Räume“ in der schleswig-holsteinischen Stadt so besonders?
In Bad Bramsted entsteht mit dem „Auenland Quartier“ ein Wohnkonzept für Familien und Singles mit Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihen- und Doppelhäusern. Seniorengerechten Wohnungen ergänzen das Angebot, sodass alle Generationen zusammenkommen. Zusätzlich zu den geplanten Wohneinheiten errichten wir auch einen Bildungscampus mit Grundschule und Kindertagesstätten und erweitern die bestehende Infrastruktur der Stadt mit Nahversorgungsflächen, Gastronomieangeboten, einem Hotel sowie Freizeit- und Erholungsflächen. Die ersten Bautätigkeiten beginnen nach Abstimmung der Bauplanung voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Uns ist es besonders wichtig, dass wir das „Auenland Quartier“ gut an Bad Bramstedt anbinden und die neuen Lebensräume mit den bestehenden Stadtvierteln verbinden. Das neue Wohnquartier soll keine Insel werden, sondern Verbindungen zwischen den Bürgern und den neuen Bewohnern schaffen. Alle Freizeit- und Erholungsflächen sowie Infrastrukturangebote stehen ganz Bad Bramstedt zur Verfügung. Daher ist es wichtig Anliegen, die Bürger von Anfang an bei der Gestaltung des Quartiers mit einzubeziehen.
TPP: Wie gelingt es Ihnen, die Politik vor auch als auch die Bürger einzubinden?
Da komme ich gern auf meine Einschätzung von „starren“ Quartiersbegriff zurück: Kein Quartier, kein Stadtviertel oder Lebensraum ist wie der andere, alle haben ihre eigene Identität. Eine Projektentwicklung kann nur erfolgreich sein, wenn die regionalen Gegebenheiten berücksichtigt werden.
Wir als Deutsche Habitat sehen uns als Schnittstelle zwischen der Politik, den beteiligten Verwaltungen, den Bürgern in den Städten und Kommunen und natürlich den ausführenden Unternehmen. Bei uns laufen alle Interessen zusammen und unsere Aufgabe ist es, die oft sehr unterschiedlichen Meinungen und Interessen in Einklang zu bringen. Das gelingt natürlich nur im Dialog. In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir in Bad Bramstedt einen sehr intensiven Dialog mit allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung geführt, ebenso wie mit der Bürgervertretung oder lokalen Unternehmen. Nachdem wir den Kaufvertrag für das Grundstück unterzeichnet haben und die Bauvorbereitungsplanung starten, beziehen wir die Bürger aktiv mit ein. Dazu planen wir Informationsveranstaltungen in der gesamten Stadt, aber auch eine konkrete Aktion der Bürgerbeteiligung, um zu entscheiden, wie wir die Freizeit- und Erholungsflächen gestalten.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Deutsche Habitat GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Februar 2022