14.05.2024

GEG-Anforderung: die Zeit drängt

Dr.-Ing. Johannes Fütterer, Gründer & CEO, aedifion GmbH
Dr.-Ing. Johannes Fütterer

Bis Ende des Jahres muss in bestehenden Nichtwohngebäuden, die einen gewissen Energieverbrauch überschreiten, Technik für das automatisierte Auslesen und Analysieren der Verbräuche eingebaut werden. Das sieht das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor. Was Eigentümer tun müssen und welche Vorteile sich daraus ergeben, erläutert Dr.-Ing. Johannes Fütterer, Gründer und CEO der aedifion GmbH in Köln.

The Properyt Post: Was wurde im GEG in Sachen Gebäudeautomation festgelegt?
Dr.-Ing. Johannes Fütterer:
Alle bestehenden Nichtwohngebäude, die einen gewissen Energieverbrauch überschreiten, müssen bis Ende des Jahres mit einem System zur Gebäudeautomatisierung und -steuerung sowie digitaler Energieüberwachungstechnik ausgestattet werden. Dies ist in § 71a der GEG-Novelle festgelegt. Mit Hilfe smarter Technologie sollen die Energieverbräuche und damit die CO2-Emissionen reduziert werden. Die Systeme müssen dafür hersteller- und technologieübergreifend kommunizieren. 

TPP: Welche Objekte sind von der Regel betroffen?
JF:
Alle Nichtwohngebäude im Bestand sind betroffen, sofern sie über 290 Kilowatt kombinierte Nennleistung für ihre Heizungs-, Lüftungs- sowie Klimatechnik verbrauchen. Dann müssen die Eigentümer bis Jahresende eine digitale Energieüberwachungstechnik einbauen, welche die Verbräuche automatisch überwacht und es ermöglicht, die gewonnenen Daten kontinuierlich zu analysieren. Nur wenn solche Informationen vorliegen, lassen sich überdurchschnittlich hohe Verbräuche erkennen und so durch Anpassungen Energie und CO2 einsparen. Häufig sind es kleine Bedien- oder Einstellungsfehler, die leicht anpassbar sind, aber viel Energie einsparen.

TPP: Wie teuer ist eine solche Automation und lässt sich das Ziel bis Jahresende erreichen?
JF:
In den allermeisten Bestandsgebäuden lässt sich die digitale Technik ohne größere Investitionskosten nachträglich auf die vorhandene Gebäudetechnik aufschalten. Die entsprechenden Technologien sind bereits am Markt verfügbar. Daher bin ich überzeugt, dass bis Jahresfrist alle betroffenen Gebäude mit dieser Zusatztechnik ausrüstbar sind – vorausgesetzt es wird jetzt konsequent gehandelt. Eigentümer und Betreiber sollten das Thema also jetzt angehen, um den passenden Dienstleister auszuwählen, der ihre Anlage in Augenschein nimmt und eine passgenaue und GEG-konforme Lösung anbietet. 

TPP: Welche Erfahrungen sammeln Sie, wenn Sie Gebäude mit smarter Energietechnik ausstatten?
JF:
Wir haben in den zurückliegenden Jahren über 300 Nichtwohngebäude mit unserer KI-basierten Softwarelösung ausgestattet und die entsprechenden Energiemonitoring-Prozesse etabliert. In machen Objekten gelang es durch die Automatisierung und Optimierung des Gebäudebetriebs, bis zu 40 Prozent der Energiekosten und CO2 einzusparen. Dabei sind wir seit kurzem der erste Anbieter am Markt, der von der TÜV Rheinland Group für die Ermöglichung eines GEG-konformen Anlagenbetriebs zertifiziert wurde. In der Regel müssen dafür wohlgemerkt keine Heizungsanlagen ausgetauscht oder sonstige größeren baulichen Anpassungen vorgenommen werden.

TPP: Wie reagiert die Branche auf diese gesetzliche Neuregelung?
JF:
Ich weiß aus Gesprächen, dass viele Eigentümer wenig Sympathie für die GEG-Novelle hegen, da sie den zusätzlichen Aufwand scheuen. Ich rate hingegen, auch die Vorzüge der neuen Anforderungen zu erkennen. Durch die Digitalisierung des Gebäudebetriebs erhalten Eigentümer in Echtzeit ermittelte Verbrauchsdaten ihrer Gebäude, die sich dank unserer Softwarelösung einfach optimieren lassen und die Nachhaltigkeitsberichterstattung erleichtern. In Zeiten von Fachkräftemangel bietet die Automatisierung zudem eine große Entlastung für die Betreiberteams. Über die gesteigerte Energieeffizienz freuen sich letztlich auch die Nutzer, da sie geringere Nebenkosten bezahlen müssen und von einem erhöhten Raumluftkomfort im Gebäude profitieren. All diese Vorzüge sichern die langfristige Vermietbarkeit einer Immobilie und bieten eine große Chance für das institutionelle Asset Management, den Wert eines Portfolios langfristig zu sichern!

TPP: Herr Dr. Fütterer, vielen Dank für das Interview.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von aedifion GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2024

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