ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner zu politischen Regulierungsbestrebungen und Eingriffen in Marktmechanismen.
Im Property-Post-Interview von der MIPIM 2015 äußert sich ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner zum Immobilienstandort Deutschland, dem starken Interesse von internationalen Investoren, politischen Regulierungsbestrebungen und Eingriffen in Marktmechanismen.
Dr. Andreas Mattner: Auf den ersten Blick befindet sich die Immobilienwirtschaft in Deutschland zurzeit in einer relativ komfortablen Situation. Der Motor läuft rund, und er wird gut geölt durch die niedrigen Zinsen. Der Markt befindet sich nach wie vor in einer gesunden Verfassung, und das macht ihn auch sehr attraktiv für ausländische Investoren. Wir hatten 2014 die höchsten Transaktionsvolumina seit den Boomjahren 2006 und 2007, wozu internationale Investoren einen erheblichen Anteil beigetragen haben. Auf den zweiten Blick haben wir in Deutschland aber auch einige „Baustellen“, um die wir uns weiter intensiv kümmern müssen.
Der geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) war in der jüngsten Vergangenheit einer der wichtigsten Gründe für das starke Interesse an Immobilien, und es gibt bislang keine Anzeichen für einen kurzfristigen Kurswechsel. Insofern dürfte Baugeld weiterhin so günstig wie nie zuvor bleiben, was wiederum die Nachfrage nach Immobilien, insbesondere am Wohnimmobilienmarkt, spürbar anregt. Und der Spread zwischen den Kupons der Bundesanleihen und den Immobilienrenditen wird vorerst auch ein gutes Argument für Investoren bleiben, sich am Immobilienmarkt statt am Rentenmarkt zu engagieren.
„Wir haben es aktuell mit umfassenden staatlichen Regulierungsbestrebungen und Eingriffen in Marktmechanismen
auf verschiedenen Gebieten zu tun.“
Das starke Interesse an Engagements in Deutschland hat verschiedene Gründe. Zum einen gab es in Deutschland in den zurückliegenden Jahren eine im Vergleich zu vielen anderen Ländern moderatere Preisentwicklung, sodass die Einstandspreise aus Sicht vieler Investoren immer noch niedriger sind als in anderen großen Investmentmärkten. Vor allem aber sehen sie Deutschland als vergleichsweise „sicheren Hafen“ in einem von zahlreichen Unsicherheiten geprägten Umfeld. Wenn ich mir die aktuellen Konjunkturdaten ansehe, wird sich daran so schnell nichts ändern. Unsicherheitsfaktoren wie die Griechenland-Krise oder die Konflikte in der Ostukraine und im Nahen Osten bestehen nach wie vor. Gleichzeitig erreicht Deutschland einen Rekordstand bei der Beschäftigung, und die Wirtschaft wächst auch wieder. Vor diesem Hintergrund werden wir an den deutschen Immobilienmärkten wahrscheinlich auch in naher Zukunft beachtliche Zuflüsse von Investitionskapital verbuchen können, solange die Anfangsrenditen für die Investoren noch akzeptabel sind.
Es gibt sicherlich Standorte, an denen die Preise bei Neuinvestitionen nur noch relativ geringe Anfangsrenditen ermöglichen. Das ist aber keine generelle Erscheinung, sondern jeweils lokal sehr begrenzt. Eine Blase haben wir an den Deutschen Immobilienmärkten mit Sicherheit nicht, denn es wird nach wie vor relativ konservativ finanziert, und die Preissteigerungen sind fundamental durch Wirtschaftswachstum und steigende Einkommen begründbar.
Dr. Andreas Mattner: Wir haben es aktuell mit umfassenden staatlichen Regulierungsbestrebungen und Eingriffen in Marktmechanismen auf verschiedenen Gebieten zu tun, angefangen von der Mietpreisbremse am Wohnungsmarkt über die Energieeinsparverordnung und die steigende Grunderwerbsteuer in den Bundesländern, die die Herstellungskosten nach oben treiben, bis hin zur immer stärkeren Regulierung im Banken- und Versicherungssektor. All das hat Auswirkungen auf die Aktivitäten von Immobilienunternehmen, und es ist unsere Aufgabe als Branchenverband, hier für das nötige Augenmaß zu sorgen und unsere Sachkompetenz kontinuierlich in die Gesetzgebungsverfahren einzubringen.
Herr Dr. Mattner, herzlichen Dank für das Interview!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von The Property Post
Erstveröffentlichung: The Property Post, März 2015