Die Property-Management-Branche im Zwiespalt von Qualitäts- und Leistungsanforderungen
Die Umsetzung von ESG-Maßnahmen, steigende Anforderungen durch neue Reportingpflichten und insbesondere der Fachkräftemangel beeinflussen derzeit das Property Management enorm. Doch auch der Margendruck und die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten wirken auf die hohen Qualitätsanforderungen.
The Property Post: In einer gemeinsamen Trendumfrage unter den Mitgliedern des BAMBI-Kreises haben wir nach den aktuellen Herausforderungen im PM gefragt. Gibt es einen Konsens unter den größten Gesellschaften?
Thomas Junkersfeld: Es hat mich sehr gefreut, dass acht von den 13 Gesellschaften ihre Meinung in der anonymen Umfrage mitgeteilt haben. Ganz klar wurde, dass der Fachkräftemangel zur aktuell größten Herausforderung im Property Management zählt. Nicht nur wir, sondern auch andere Unternehmen haben sogar Mandate aufgrund von Kapazitätsengpässen ablehnen müssen. Es ist verrückt: Auf der einen Seite steht der Druck auf die Marge und auf der anderen Seite, möchten die Mitarbeiter mehr Gehalt. Das ist in Anbetracht der gestiegenen Anforderungen auch nachvollziehbar, nur diesen Spagat zu halten, ist kein Zuckerschlecken. Denn sind wir auf unsere gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, um die komplexen und vielschichtigen Anforderungen des Objektes umsetzen zu können.
TPP: Inwiefern haben sich die Anforderungen an den Job des technischen und kaufmännischen Property Managers verändert?
TJ: Wir erleben in der gesamten Immobilienbranche eine stetige Weiterentwicklung: Objekte werden smarter und energieeffizienter, die Bedeutung von nachhaltigem Management hat immens zugenommen und entsprechend auch die Reporting-Anforderungen. Und diese Anforderungen der Immobilieneigentümer, sprich Investoren und Asset Manager werden natürlich an uns weitergegeben. Um die Immobilien ESG-konform aufzustellen, reicht es nicht aus, CO2 und Kosten durch die Umstellung des Energieträgers oder des Energielieferanten einzusparen. Neue Maßnahmen wie die die Planung und Installation von PV-Anlagen, der Umgang mit neuen digitalen und technischen Komponenten der Gebäudetechnik gehören zum Aufgabenspektrum des Property Managers. Aber auch die Auflagen des Gesetzgebers werden nicht weniger. Wir bleiben durch interne Schulungen und Weiterbildungen stets auf dem neuesten Stand, um der Komplexität zu begegnen und neue Aufgaben schrittweise in die tägliche Arbeit zu integrieren. Das klingt anspruchsvoll, macht aber den Job zugleich sehr spannend.
TPP: Welche Maßnahmen stehen bei der Mitarbeitergewinnung im Fokus?
TJ: In der Umfrage haben wir verschiedene Aspekte beleuchtet und es wurde klar, dass nach wie vor die finanzielle Würdigung der Arbeitsleistung ein Kernkriterium bei der Mitarbeitergewinnung ist, doch die Bedeutung der eigentlichen Rahmenbedingungen hat immens aufgeholt. So gehören flexible Arbeitsmodelle, mobiles Arbeiten und eine entsprechende IT-Ausstattung nunmehr zum Standard. Da haben wir in der Branche zum Teil noch Nachholbedarf, aber ein Wandel gelingt eben auch nicht von heute auf morgen.
TPP: In welchem Bereich drückt der Personal-Schuh am meisten? Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?
TJ: Wir suchen eigentlich in allen Bereichen neue Mitarbeiter, aber, und das hat auch die Umfrage gezeigt, dass vor allem Spezialisten im Bereich Heizung & Lüftung sowie elektrische Anlagen und technische Property Manager dringend gebraucht werden. Gemeinsam mit den anderen Property-Management-Gesellschaften arbeiten wir weiter daran, bei Bildungsträgern wie Schulen und Hochschulen, Berufs- und auch Quereinsteiger für unsere Branche zu werben. Wer Immobilien sowie komplexe und spannende Aufgaben mag, ist bei uns genau richtig und herzlich willkommen.
TPP: Wie ist Ihr Ausblick in die Zukunft?
TJ: Grundsätzlich blicken wir positiv in die Zukunft. Unsere Auftraggeber wissen, wie anspruchsvoll unsere Aufgaben sind, um ihre Immobilien nachhaltig und langfristig erfolgreich zu managen. Die Umfrage zeigte aber auch, dass die wirtschaftlichen Perspektiven noch besser wären, wenn es eine Bereitschaft zur Vergütung von Zusatzleistungen bei den Auftraggebern gäbe. Eine Anpassung der Vergütung für die Basisdienstleistung wäre ebenso sinnvoll. Vermutlich würde die Property-Management-Branche ein stückweit zufriedener sein, wenn die Wahrnehmung und Wertschätzung für die Arbeit an der Immobilie spürbarer wäre.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von B&L Property Management GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2023