Ein Gespräch über den Münchner Wohnungsmarkt, die SoBoN-Novelle und den Büroimmobilienmarkt
Vieles auf der Expo Real 2021 fühlt sich an wie in den Zeiten vor Corona. Dennoch ist eine ganze Reihe von Akteuren nicht auf der Messe präsent. Wir haben Joachim Kälin, Niederlassungsleiter der BF.real estate finance GmbH, in München auf der Expo Real getroffen und mit ihm über den Münchner Wohnungsmarkt, die negativen Auswirkungen der SoBoN-Novelle und den Büroimmobilienmarkt gesprochen.
The Property Post (TPP): Herr Kälin, wie nehmen Sie der Expo Real 2021 wahr?
Joachim Kälin (JK): Wenn ich mir die Messehallen ansehe, dann würde ich sagen, dass meine Erwartungen übertroffen wurden. Die Hallen sind relativ gut besucht. Dennoch sind insgesamt natürlich deutlich weniger Besucher hier als noch bei der letzten Expo Real 2019. Viele Banken und Branchenteilnehmer sind heuer nicht mit einem Stand vertreten. Auch finden weniger Abendveranstaltungen statt.
TPP: Wen treffen Sie?
JK: Vor allem überregional tätige Akteure, denn die Münchner treffe ich ohnehin laufend. Darunter sind Bauträger, Projektentwickler und Vertreter von Banken.
TPP: Mittlerweile liegen mehr als drei Viertel des Jahres 2021 hinter uns. Wie entwickelte sich der Wohnungsmarkt in München in diesen neun Monaten?
JK: Sehr gut. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Stadt als auch auf die ganze Region. Die Preise sind absolut stabil und die Kurve kennt nur eine Richtung – nach oben. Corona hat den Markt eher noch angeheizt.
TPP: Eine Münchner Besonderheit ist die SoBoN (Sozialgerechte Bodennutzung). Hier gab es kürzlich eine Novelle. Was hat diese bewirkt?
JK: Die SoBoN war über Jahrzehnte ein Erfolgsmodell, das im Sommer 2021 im Rahmen einer Novelle verschärft wurde. Die Fristen für die Mietbeschränkungen wurden verlängert auf bis zu 40 Jahre und der Anteil der Wohnungen, für die reduzierte Mieten gelten, wurde auf 60 Prozent der Flächen erhöht. Meiner Meinung nach sind die Verschärfungen zu stark ausgefallen. In vielen Fällen rechnet sich der Neubau nicht mehr. Unterm Strich wird mit der Novelle das Gegenteil dessen erreicht, was beabsichtigt war: Es wird weniger gebaut werden. Das ist besonders schade, weil die SoBoN lange gut funktioniert hat. Darüber hinaus hat sich die Stadt München mit der Novelle völlig aus der Eigentumsförderung verabschiedet. Auch dies sehe ich kritisch.
TPP: Und wie steht es um den Büromarkt München?
JK: Sehr gut. Alle Flächen, die neu auf den Markt kommen, werden sofort absorbiert. Das gilt trotz aller Corona-bedingten Überlegungen der Unternehmen, ihre Flächen zu reduzieren. Man darf nicht vergessen, München ist nach London und Paris der drittgrößte Büromarkt Europas – größer als Frankfurt und Berlin. Die lokale Wirtschaft ist extrem breit diversifiziert und damit insgesamt sehr stabil durch die Corona-Krise gekommen.
TPP: Die BF.real estate finance GmbH hat im Februar 2021 eine Niederlassung in München eröffnet. Wie war der Start?
JK: Unsere Geschäfte in München haben die Erwartungen übertroffen. Wir haben viele Transaktionen abschließen können – große und kleine, nicht nur in München, sondern in ganz Bayern. Es handelt sich dabei um Wohnen und Gewerbe, um Projektentwicklungen und Bestände. Ein Fokus lag dabei auf der Metropolregion Nürnberg – ein sehr spannender Markt, wie ich finde. Nürnberg ist der sechstgrößte Industrie-Ballungsraum in Deutschland.
TPP: Herr Kälin, vielen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche Messe!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von BF.real estate finance GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2021