07.05.2021

ESG, Luxemburg und Corona

Michael Schneider, Geschäftsführer, INTREAL International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
Michael Schneider

Die INTREAL konnte trotz der Pandemie im Jahr 2020 weiterwachsen. Im Jahr 2021 sollen vor allem die Implementierung der ESG-Kriterien und der Ausbau des Luxemburg-Geschäfts im Fokus stehen.

Herr Schneider, 2020 ging als Jahr der Corona-Pandemie in die Geschichte ein. Wie kam die INTREAL durch dieses ungewöhnliche Jahr?
Unterm Strich hat die INTREAL die Herausforderungen des Jahres 2020 sehr gut gemeistert. Dies gilt analog für unsere Fondspartner. Die Pandemie konnte unseren gemeinsamen Wachstumskurs nicht bremsen. Wir konnten unsere Assets under Administration (AuA) 2020 um 7,2 Mrd. Euro steigern und damit sogar noch etwas stärker wachsen als im Jahr zuvor: 2019 lag das Wachstum bei 6,9 Mrd. Euro. Natürlich waren die einzelnen Quartale sehr unterschiedlich: Während wir im ersten Quartal um 2,2 Mrd. Euro zulegen konnten, fiel das zweite Quartal mit 950 Mio. Euro deutlich schwächer aus. Zwischen Juli und September zog das Wachstum mit 1,5 Mrd. Euro wieder deutlich an, und das vierte Quartal war mit 2,8 Mrd. Euro schließlich das beste – sogar besser als in den Vorjahren. Wir sind auch deshalb gut durch die bisherigen Lockdowns gekommen, weil wir die INTREAL bereits vor Beginn der Pandemie konsequent digitalisiert haben und so auch mit allen Mitarbeitern im Homeoffice nahezu uneingeschränkt handlungsfähig waren. Des Weiteren haben wir schon vor Ausbruch der Pandemie aktiv auf Assetklassen gesetzt, die sich dann als besonders krisenfestgezeigt haben. Im Vergleich zu anderen KVGs administrieren wir viele Wohn- und Logistikfonds sowie durch den Lebensmitteleinzelhandel geprägte Retail-Immobilien.

Welche Erwartungen haben Sie an 2021?
Für das Jahr 2021 rechnen wir mit einem weiteren Wachstum, das teilweise auch davon abhängen wird, inwieweit es gelingt, die Corona-Pandemie zu überwinden und deren negative gesamtwirtschaftliche Auswirkungen zu begrenzen. Uns helfen dabei die hohe Zahl der schon in der Umsetzung befindlichen neuen Fonds sowie das große Volumen der bereits gesicherten Kapitalzusagen und der beurkundeten Immobilientransaktionen und -projekte. Die Commitments belaufen sich auf rund sechs Mrd. Euro, die bis 2022 den Fonds zufließen werden. Anders ausgedrückt: Ein Großteil des Geschäfts des Jahres 2021 ist bereits gesichert.

Eine wichtige Rolle spielen bei der INTREAL seit einigen Jahren die offenen Immobilien-Publikumsfonds. Wo stehen Sie hier und wo soll die Reise hingehen?
Die offenen Immobilien-Publikumsfonds sind ein wichtiges Produkt für uns, das auf hohe Nachfrage stößt. Wir haben 2015 den ersten Fonds aufgelegt, haben dann aber erst im Laufe des Jahres 2019 erheblich an Fahrt gewonnen. Ende 2019 haben wir die Marke von einer Milliarde Euro bei den AuA überschritten, Anfang 2021 lagen wir bereits bei über zwei Milliarden Euro. Insgesamt arbeiten wir in diesem Segment für sechs Fondsanbieter, und wir rechnen trotz schwierigem Marktumfeld mit neuen Fonds. Derzeit befinden wir uns in konkreten Vorbereitungen für mindestens ein neues Produkt. Im zweiten Halbjahr 2021 werden zudem Produkte auf den Markt kommen, die wegen Corona 2020 verschoben wurden.

Blicken wir auf 2021: Worauf liegt der Fokus bei der Weiterentwicklung der INTREAL?
Ein Hauptthema für uns – wie auch für die gesamte Branche – ist die ESG-Regulierung. 2021 werden hier wichtige Meilensteine erreicht, beispielsweise das Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung am 10. März 2021. Die weitere Ausgestaltung der Offenlegungsverordnung und die Taxonomieverordnung werden im Laufe des Jahres erfolgen. Wir behalten die Entwicklung genau im Blick und werden dafür sorgen, dass wir unseren Fondspartnern auch bei diesem komplexen Thema alle notwendige administrative Unterstützung geben können. Das umfasst neben der Umsetzung der regulatorischen Vorgaben für Unternehmen und Fondspartnerprodukte beispielsweise auch die Entwicklung eines entsprechenden Reporting-Standards und die Weiterentwicklung unserer IT-Struktur. Denn ESG ist an vielen Punkten auch ein IT-Thema. Denken Sie nur an die vielen Daten zum Energie-Verbrauch, Wasserverbrauch, Müllproduktion und CO2-Ausstoss, die auf verschiedenen Ebenen erfasst werden müssen. Hier ist es natürlich wichtig, dass diese Daten in den richtigen Formaten konsistent vorliegen.

Gibt es neben ESG noch weitere Prioritäten?
Von großer strategischer Bedeutung für unser Haus ist die weitere Expansion nach Luxemburg und die damit verbundene Internationalisierung unseres Geschäftes. Luxemburg ist und bleibt der wichtigste Fondsstandort in Europa. Daher haben wir dort bereits vor Beginn der Corona-Pandemie ein Büro eröffnet. Dort werden wir unseren Partnern künftig eine noch größere Leistungspalette anbieten können als bislang. Wir wollen vor allem in der Lage sein, unsere deutschen Kunden beim Ansprechen internationaler Anlegergruppen zu unterstützen. Parallel dazu wollen wir internationale Asset-Manager und Investoren beim Markteintritt in Deutschland begleiten. Unsere Planungen sehen vor, in den kommenden zwölf Monaten Assets im Volumen von rund einer Milliarde Euro in Luxemburg zu administrieren. In Deutschland werden wir die möglichen Entwicklungen im Rahmen des Fondsstandortsgesetzes aufmerksam beobachten. Das Gesetz sieht verschiedene Änderungen vor: Neben regulatorischen Neuerungen im Pre-Marketing von Spezial-AIFs sollen einzelne Schwachpunkte der deutschen Fondsprodukte abgeschafft werden. Parallel dazu werden ganz neue Anlagevehikel eingeführt. Schließlich ist auch Corona noch nicht vorbei und stellt uns bei bestehenden und neuen Fonds immer wieder vor Herausforderungen.


Herr Schneider, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von INTREAL
Erstveröffentlichung: INTREAL Insight, Mai 2021

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