Die Transformation des Immobilienvertriebs
Bisher kommt die Vorstellung eines digitalen Verkaufsprozesses von Wohnimmobilien bei vielen Maklern und Projektentwicklern der Nutzung von Plattformen wie Immoscout und Co. gleich. Doch da, wo das eigentliche Verkaufen beginnt, wird wieder in klassische und zumeist analoge Vertriebswege gewechselt. Das Start-up 202up ändert diesen Umstand jetzt mit seiner B2B E-Commerce-Plattform REALTYDESK.
The Property Post: Corona hat so manche Innovation beschleunigt. War die Pandemie und der damit zusammenhängende Zwang zur Digitalisierung auch für die 202up der treibende Faktor bei der Entwicklung?
Nina Binné: Die Pandemie hat auf einen Schlag offenbart, wo es der Immobilienbranche an geeigneten digitalen Lösungen fehlt. Der Umstand, dass Kaufinteressenten nicht reisen konnten und auf klassische Online-Meetings und Telefonate ausweichen mussten, hat Defizite und Bedürfnisse gleichermaßen offenbart. Insofern ja, durch Corona wurde die Entwicklung von REALTYDESK forciert.
Ivo Strugar: Die Entwicklungsphase des ersten Bausteins von REALTYDESK, dem digitalen Verkaufsraum als Präsentationsplattform mit Multi-Co-Browsing Funktion und Videochat, war bis zum Jahresende 2020 abgeschlossen. Unser Fokus lag dabei auf der Lösung von technischen Herausforderungen, die unsere hohen Ansprüche an Bildqualität, Interaktivität und Kollaboration auf unserer Plattform erst möglich machen. REALTYDESK wird seit diesem Zeitpunkt bereits in der Praxis erprobt. Die Weiterentwicklung hin zur vollständigen E-Commerce-Lösung schreitet im Hintergrund kontinuierlich voran.
TPP: Wie funktioniert die Plattform und welche Akteure zählen Sie zum Kundenkreis?
Justus Ettemeyer: Zu unserer Zielgruppe zählen in erster Linie Makler und Projektentwickler von Wohnimmobilien. Mit dem Immobilienunternehmen Becken und dem namhaften Maklerunternehmen Grossmann & Berger haben wir auch zwei wichtige Player als Seed-Investoren an Bord.
Das zentrale Element der Präsentations-Software bildet ein dreidimensionales Modell der zu verkaufenden Immobilie. Über ein sogenanntes Multi-Co-Browsing erfolgt die parallele Kommunikation mit dem Kunden per Video- und Chatfunktionen. Der Kaufinteressent hat seinen eigenen Cursor und kann den gesamten digitalen Beratungstermin aktiv mitgestalten. Zum Einsatz kommen auch Features wie Filme, Bildgalerien und Karten. Dabei arbeiten wir auch mit Augmented-Reality-Tools und Sound.
TPP: Welche Vorteile bietet die Plattform neben der räumlichen Unabhängigkeit noch?
Nina Binné: Dem Vertriebsteam wird viel Arbeit abgenommen. Das Aufsetzen der digitalen Verkaufsumgebung für ein Immobilienprojekt ist in wenigen Tagen erfolgt. Sobald der Makler mit REALTYDESK live geht, wird ihm die Erstellung von Exposés vollständig durch unsere Software abgenommen. Sobald die Kommunikation mit dem Kunden beginnt, braucht der Vertriebsmitarbeiter lediglich den Namen des Kunden und den Termin eingeben. Und schon steht der digitale Verkaufsraum zur Verfügung und kann gemeinsam betreten werden – unabhängig davon wo man sich in der realen Welt gerade befindet. Nach Abschluss des Verkaufsgesprächs stellt die webbasierte Software automatisch ein Informationspaket zusammen, und zwar zu den favorisierten Wohnungen, die der Kunde während des Termins markiert hat. Da REALTYDESK ortsunabhängig ist, hat sich gezeigt, dass Termine viel flexibler und schneller vereinbart werden können, zudem entfallen An- und Abreisen für Kunde und Makler.
Ivo Strugar: Im Übrigen kann sich der Kunde nicht nur über ein Endgerät in den Verkaufsraum einwählen. Wenn der Partner oder die Kinder, egal an welchem Ort, am Gespräch teilnehmen möchten, ist das ebenso möglich. Gemeinsam kann dann anhand zahlreicher Impressionen und Daten das 3-D-Objekt besichtigt werden. Über interaktive Karten wird auch die Umgebung mit einbezogen – wie ist die Infrastruktur, welche Nahversorgungsmöglichkeiten gibt es, wie sieht es mit Kultur und Schulen in der Umgebung aus? Das alles wird mit abgebildet.
TPP: Digitale Lösungen bieten darüber hinaus den Vorteil, dass die generierten Daten umfangreich ausgewertet werden können. Was ist hier möglich?
Justus Ettemeyer: Daten zählen natürlich auch bei uns zum Geschäftsmodell – ganz im Einklang mit der DSGVO, versteht sich. Denn REALTYDESK genügt allen Datenschutzstandards. Zudem stehen unsere Hochleistungsserver in Deutschland und nicht im Ausland. Mit dem Einsatz der Plattform erhalten unsere Kunden völlige Transparenz für alle Prozesse. Auf dieser Grundlage kann die Performance und die Kundenzufriedenheit beobachtet und gesteigert werden.
Nina Binné: Ein Beispiel hierzu: Im Anschluss des Beratungsgesprächs hat der Kaufinteressent die Möglichkeit, sich die Informationen auf einer speziell für ihn zur Verfügung gestellten Website anzusehen. Er kann dabei allein und in aller Ruhe die von ihm bevorzugten Wohnungen und Vertriebsunterlagen noch einmal anschauen. Seine Interaktion mit den Inhalten können wir erfassen. In unserem Analyse-Dashboard stellen wir die aufbereiteten Daten den Vertriebsmitarbeitern zur Verfügung, auf deren Basis diese ihre nächsten Aktivitäten planen können.
TPP: REALTYDESK wird aktuell für den Vertrieb von Wohnimmobilien eingesetzt. Planen Sie eine Erweiterung auf andere Assetklassen? Was sind Ihre Ziele für 2022?
Ivo Strugar: Über den Wohnungsneubau hinaus planen wir im nächsten Jahr auch den Vertrieb von Büro- und weiteren Gewerbeimmobilien zu ermöglichen. Darüber hinaus sehen wir den REALTYDESK sowohl in der Vermietung als auch für Bestandsimmobilien nutzbar. Die Grundstruktur von REALTYDESK kann dafür nahezu gleich verwendet werden.
Justus Ettemeyer: Selbstverständlich ist unser erstes Ziel, so viele Kunden wie möglich zu gewinnen. Schwerpunkt ist zudem die Weiterentwicklung der Software, Unternehmenswachstum und die Mitarbeitergewinnung. Last but not least eine nächste Finanzierungsrunde – Fazit: Es liegt viel Arbeit vor uns und darauf freuen wir uns.
TPP: Vielen Dank für das Gespräch!
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von 202up GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Dezember 2021