Trockenbau heißt nicht nur Gips-Wände setzen - sondern ist viel mehr
Thorsten Krauß, Geschäftsführender Gesellschafter von UNDKRAUSS im Interview mit Thomas Rücker, Herausgeber von The Property Post, über das Einreißen von Wänden und die Herausforderungen beim Innenausbau.
Herr Krauß, Sie sind seit über 20 Jahren im Innenausbau ganz unterschiedlicher Immobilientypen tätig. Schauen die Leute eigentlich mehr auf die Innengestaltung eines Gebäudes oder auf seine Fassade?
Nun, ohne sein Inneres verliert ein Gebäude seine Funktion. Wir schauen es ja nicht nur an wie ein Kunstwerk, sondern es muss auch eine praktische Funktion erfüllen und vor allem termingerecht fertig werden. Die Architektur eines Gebäudes beeindruckt den Betrachter, aber im Inneren ist eine motivierende Atmosphäre für die tägliche Arbeit geboten. Darüber hinaus ist das Innere einer Immobilienfläche zugleich wie eine Visitenkarte des Nutzers und damit Teil der Außenwahrnehmung des Unternehmens. Es wird also auf beides geschaut.
Was ist denn die Herausforderung bei einem Innenausbau?
Jeder Immobilientypus bietet da eine ganz eigene Herausforderung. Unsere Kunden kommen aus ganz diversen Branchen, aus Industrie, dem Hotelgewerbe, der Politik, der Finanzwelt und natürlich der Immobilienwirtschaft. Sie haben zwar ihre individuellen Ansprüche – vor allem aber sind sie froh, wenn sie ihre neue Immobilie endlich beziehen können. So steht der Innenausbauer am Ende, aber zugleich an der Spitze des gesamten Bauprozesses bis zurschlüsselfertigen Übergabe – egal ob Neubau oder Sanierung einer Immobilie. Das finde ich spannend und verantwortungsvoll.
Aber mal ehrlich. Ist es nicht langweilig, Wände einzureißen und Gips-Karton zu setzen?
Wenn Trockenbau gleich Gips-Wände wäre, dann wäre es sicherlich langweilig. Es ist jedoch viel mehr, wenn man ganzheitlich denkt und handelt.
Am Anfang steht der gesamte Planungsprozess: Hier helfen wir dem Nutzer, kurze Wegzeiten bei der Büronutzung zu realisieren. Wir analysieren, welche Bereiche eines Unternehmens eng zusammenarbeiten und daher nicht weit auseinander angesiedelt werden sollten. So schaffen wir eine hohe Flächeneffizienz.Unser Ziel ist es, für den späteren Nutzer einer Fläche alles so zu planen, als wäre sie für uns.
Bei den Wänden gilt es, einerseits ideale klimatische und energetische Verhältnisse zu schaffen und die richtigen Materialien aus Glas, Holz oder eben Gips zusammenzustellen. Andererseits muss für geeignete akustische Bedingungen gesorgt und die notwendige IT-Infrastruktur sowie der Brandschutz berücksichtigt werden. Und nicht zuletzt präsentiert ein Unternehmen seinen Besuchern seine Identität und Unternehmensmarke mit der Innengestaltung. Auch dies ist Teil unserer Planungen: Wir entwickeln selbst individuelle Möbelmodule, Empfangsbereiche oder Regalsysteme für den Handel und empfehlen dabei auch aktiv neuartige Materialien.
Menschen verbringen nun einmal die meiste Zeit ihres Lebens in Räumen. Es ist daher vollkommen verständlich, dass eine überwältigende Mehrheit der Beschäftigten sagt, dass ihre Arbeitsumgebung einen direkten Einfluss auf ihre Produktivität hat. An diesen Aufgaben mitzuwirken ist für mich der spannendste Aspekt, da es am Ende um das Schaffen einer positiven Arbeitsatmosphäre und damit um Menschen geht.
Und wie profitieren Nutzer von diesem Verständnis von Innenausbau?
Einen Bauprozess in Auftrag zu geben, bedeutet für viele Bauherren immer noch, von der Entwurfsplanung bis zum Bezug auf die Umsetzung zu achten und dabei Zeit- und Kostenpläne akribisch einzuhalten. Das ist aus meiner Sicht eine unnötige Belastung, für die wir Abhilfe geschaffen haben. Unsere Kunden kommen mit einem Entwurf und einem Projektplan zu uns. Partnerschaftlich optimieren wir diesen und danach kümmern wir uns um den gesamten Rest. Die eigentliche Ausführung des Baus mit allen beteiligten Auftragnehmern liegt dann in unserer Verantwortung, die uns seitens des Bauherrn übertragen wurde. Das spart Zeit und Kosten und schont nicht zuletzt die Nerven des Auftraggebers.
Delegieren Sie denn nur oder bleiben Sie aktiv am Bauprozess beteiligt?
Als Ausbau-Generalunternehmer übernehmen wir aktiv die vollständige Bauprozess-, Baukosten- und Baustellensteuerung. In der Umsetzung übernehmen wir die festen Einbauten, kümmern uns um die Elektronik-, Sanitär- und Malerarbeiten, beschaffen Mobiliar und sorgen für die Haustechnik. Dabei probieren wir in unserem Laboratorium immer wieder neue Materialien auf ihre Beständigkeit und Umweltverträglichkeit aus. Für einzelne Gewerke greifen wir auf langjährige Kooperationspartner zurück. Sie sind es übrigens, die dem Auftraggeber schließlich einen finanziellen Vorteil bescheren: Denn die zu Beginn bestehenden nominellen Mehrkosten gegenüber einer komplizierten Einzelauftragsvergabe werden durch gesonderte Verträge mit unseren Partnern in einen geldwerten Vorteil des Bauherrn umgemünzt. Welche Art von Vertrag der Bauherr mit uns schließt, bleibt natürlich ihm selbst überlassen. Hier haben wir acht verschiedene Modelle zur Auswahl – je nachdem, an wie vielen einzelnen Prozessschritten der Auftraggeber beteiligt sein möchte.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Baugesellschaft mbH
Erstveröffentlichung: Cube Magazin Ausgabe Berlin 4/2015