02.10.2024

Chancen durch Nachverdichtung

Studie der Berlin Hyp ermittelt großes Potenzial für den Wohnungsbau

Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender, Berlin Hyp AG
Sascha Klaus

Sie haben kürzlich gemeinsam mit bulwiengesa eine Studie zum Thema Nachverdichtung im Bestand veröffentlicht. Was hat Sie dazu bewogen?
Sascha Klaus:
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland ist nach wie vor angespannt, insbesondere in den Ballungsräumen. Wirtschaftliches und gleichzeitig bezahlbares Bauen ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen oft nur unter großen Anstrengungen möglich. Das ist nicht nur ein Problem für die Branche, denn die aktuelle Gemengelage gefährdet auch den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Umso wichtiger ist es, verschiedene Lösungsansätze zur Entspannung des Wohnungsmarktes zu prüfen und dabei auch vermeintliche Randthemen wie die Nachverdichtung in den Blick zu nehmen. In der Studie wurden Bestände der 1950er und 1960er Jahre untersucht und Nachverdichtungspotenziale in Deutschland ermittelt.

Ein Potenzial von 625.000 Wohnungen. Warum bieten gerade die Bestände der 1950er und 1960er Jahre so viel Potenzial?
Sascha Klaus
: Zwischen 1949 und 1968 wurden knapp 6,8 Millionen Wohnungen gebaut, viele davon am damaligen Stadtrand mit großzügigen Frei- und Grünflächen. Daraus ergibt sich ein theoretisches Nachverdichtungspotenzial von 625.000 Wohnungen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kostenersparnis durch bereits vorhandene Grundstücke, weniger langwierige Genehmigungsverfahren und weniger Zersiedelung. Zudem gewinnen die Quartiere durch zusätzliche Infrastrukturangebote eine Aufwertung des direkten Wohnumfeldes und der Außenanlagen.

Das sind enorme Chancen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei solchen Projekten?
Sascha Klaus:
Bei allen Vorteilen dürfen natürlich die Belastungen für die Bestandsmieter nicht unterschätzt werden. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sind die Bestände selbst eine Herausforderung. Hier liegt aber auch die Chance: Als Finanzierer stehen wir Nachverdichtungsprojekten grundsätzlich offen gegenüber, idealerweise aber gekoppelt mit weiteren Umbaumaßnahmen im Bestand. Würde auch nur ein Teil dieses Potenzials für den Wohnungsneubau erschlossen, wäre dies bereits ein signifikanter Beitrag zur Erhöhung des Wohnungsangebots und in Verbindung mit energetischen Maßnahmen ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Berlin Hyp AG
Erstveröffentlichung: TPP, Oktober 2024

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