Der größte Berliner Bezirk genehmigt jährlich rund 3.000 Wohnungen
Der Bürgermeister von Treptow-Köpenick spricht über die Entwicklung der vergangenen Jahre und darüber, was Adlershof zu einem besonderen Ort in Berlin macht.
Herr Igel, der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof (WISTA) hat unlängst seine Wachstumszahlen präsentiert. Stößt der Cluster nicht längst an seine Grenzen?
Adlershof kann gar nicht groß genug sein. Im vergangenen Jahr gab es hier wieder einen spürbaren Wachstumsschub. Die im Gebiet des Wissenschafts- und Technologieparks tätigen Unternehmen und Institutionen zählten Ende 2021 insgesamt 24.500 Beschäftigte. Das ist ein Plus von 11,4 Prozent. Die Umsätze und Haushaltsmittel stiegen um 13,1 Prozent auf zuletzt 3,21 Mrd. Euro. Eine ganze Reihe von Unternehmen ist hier im Krisenjahr gewachsen, nicht trotz, sondern weil es die Pandemie gab und man sich mit technischen Innovationen auf die neue Situation einstellen musste. Und in Adlershof kommen wissenschaftliche Erkenntnisse eben deutlich schneller zur Anwendung und in die Produktion als andernorts.
Was macht Adlershof so innovativ?
Adlershof war von Beginn an und dann quasi durchgehend ein Forschungsstandort. Hier war der erste deutsche Motorflugplatz. Hier wurde 1912 die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DLV) gegründet. Und hier war die Akademie der Wissenschaften der DDR, deren noch existierende Nachfolgeinstitute heute Teil des WISTA sind. Die Tradition des Standortes gibt den Menschen hier ein großes Selbstbewusstsein. Für die, die vor der Wende und dem Niedergang der Industrie im Osten Berlins hier geforscht und gearbeitet haben, war klar, dass sie in Adlershof wieder etwas aufbauen würden, dass hier etwas Neues entstehen würde.
Was waren die wichtigsten Entscheidungen auf diesem Weg?
Die Weichen für den heutigen Boom wurden bereits Anfang der 1990er Jahre gestellt. Schon 1991 wurde entschieden, Adlershof als „Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft“ zu entwickeln. Dazu sollte auf einem 420 Hektar großen Gelände universitäre Grundlagenforschung mit angewandter Forschung und der Umsetzung der Innovationen in technologieorientierten Unternehmen zusammengeführt werden. Ab 1997 errichtete dann hier die Humboldt Universität ihren naturwissenschaftlichen Campus. Es folgten der Anschluss an das Autobahnnetz im Jahre 2008 und die um acht Jahre verzögerte Eröffnung des Berliner Flughafens 2020 sowie 2019 die Entscheidung von Elon Musk, das Tesla-Werk in Grünheide unmittelbar angrenzend an Treptow Köpenick zu errichten. Diesbezüglich hoffen wir natürlich, dass Musk den Standort für sein Designzentrum in Adlershof oder in Oberschöneweide findet.
Was unterscheidet Treptow-Köpenick von anderen Berliner Bezirken?
Wir haben noch Platz. Wir sind der flächenmäßig größte Berliner Bezirk mit vielen Potenzialen und wir genehmigen jährlich rund 3.000 Wohnungen. Wäre das der Durchschnittswert der Bezirke, hätten wir in Berlin kein Versorgungsproblem. Zudem haben wir in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 40 Kitas gebaut. Das bedeutet bessere Angebote für die Jüngsten und die Möglichkeit für die Eltern, ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Davon profitieren dann unmittelbar die Unternehmen, die sich hier in den vergangenen Jahren angesiedelt haben. Und nicht zuletzt haben wir mit der Humboldt Universität einen unerschöpflichen Quell an Fachkräften direkt dort, wo sie gebraucht werden. Das sichert Wachstum auch für die kommenden Jahrzehnte.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von immobilien-experten-ag.
Erstveröffentlichung: TPP, Juli 2022